Aufklärungsinitiative

Zöliakie: Gluten-Überempfindlichkeit mit Folgen

Nachrichten
12.07.2021 08:30

Weizen, Roggen, Gerste und Dinkel sind tabu - für Zöliakiepatienten. Ihre Krankheit geht auf eine Überempfindlichkeit gegenüber dem in diesen Nahrungsmitteln enthaltenen Gluten zurück. Die Symptome: Krämpfe im Bauch, quälende Blähungen, Durchfall - oft gepaart mit Kopfschmerzen oder Müdigkeit. Schätzungsweise ist etwa ein Prozent der Bevölkerung von dieser Autoimmunerkrankung betroffen. Viele Patienten werden zudem erst nach Jahren richtig diagnostiziert.

Allein im Donauraum sind es an die 1,2 Millionen Menschen. Die Med-Uni Graz bemüht sich im Rahmen eines EU-Interreg-Projektes das Wissen über die Erkrankung in die Bevölkerung zu bringen. Doch von den Betroffenen, die unter dieser Glutenunverträglichkeit leiden, dürften bis zu 80 Prozent unterdiagnostiziert bleiben.

Alleine an der Uniklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Graz werden etwa jährlich an die 30 Patienten neu mit Zöliakie diagnostiziert und mehr als 300 Kinder und Jugendliche, die an der Krankheit leiden, kontinuierlich betreut, wie Manuel Prevedel berichtet. Er arbeitet im Team rund um die Pädiatrische Gastroenterologin Almuthe Hauer, die sich vor allem der Behandlung und Therapie von Kindern und Jugendlichen mit Magen-Darm- bzw. Lebererkrankungen widmet.

Krämpfe im Bauch, quälende Blähungen, Durchfall - das alles oft gepaart mit Kopfweh oder Müdigkeit: Wenn diese Symptome regelmäßig dem Genuss von Nudeln, einer Semmel oder auch eines knusprigen Vollkornbrots folgen, dann kann das etwas mit dem Gluten, das in vielen Getreidesorten steckt, zu tun haben. Ob dieses Klebereiweiß tatsächlich der Verursacher ist, kann jedoch nur der Facharzt feststellen. Wenn ja, so leidet der Betroffene an Zöliakie, verträgt also Gluten nicht und kämpft mit besagten Problemen.

Erkrankung kann in jedem Alter auftreten
Durch eine Glutenunverträglichkeit kommt es bei Zöliakie zu einer Überreaktion des Immunsystems und zu einer chronischen Entzündung der Dünndarmschleimhaut, erklärte Prevedel. „Häufige Magen-Darm-Probleme, Mangelernährung und Gewichtsverlust sowie Wachstumsverzögerung bei Kindern können darauf hindeuten, aber auch Eisenmangel kann ein frühes Zeichen sein“, erläutert Hauer. Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten, wobei allerdings doppelt so viele Frauen wie Männer betroffen sind. Auch erbliche Faktoren dürften eine Rolle spielen.

Ursachen bisher noch nicht ganz geklärt
Für viele Lebensmittel gibt es mittlerweile glutenfreie Varianten, die allerdings teurer und für Betroffene schwerer leistbar sind. „In Österreich wird für an Zöliakie erkrankte Kinder und Jugendliche die erhöhte Familienbeihilfe gewährt“, so Hauer. Zu glutenfreien Getreidesorten gehören übrigens etwa Reis, Mais, Hirse, Buchweizen, Amaranth oder Quinoa.

„Der wiederholte Verzehr von Gluten bzw. die Nichteinhaltung der Diät kann schwere gesundheitliche Folgen haben: von Verdauungsproblemen, Bauchschmerzen und Gewichtsverlust über Anämie, chronische Müdigkeit, pathologischen Knochenbrüchen bei Osteoporose und Autoimmunhepatitis bis hin zu neurologischen und psychiatrischen Auffälligkeiten oder Wachstums- und Entwicklungsverzögerungen bei Kindern.“

Viele Menschen erhalten Diagnose erst nach Jahren
„Viele Patienten werden erst mit Verzögerung diagnostiziert, teilweise erst bis zu zehn Jahre nach Auftreten der Erkrankung, oder wenn nach einer positiven Befundung Angehörige gescreent werden“, schildert Prevedel. Momentan werden Pathologen an den Diagnostik-Kriterien geschult und Labortests (weiter-)entwickelt.

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