Neue Technik

Skoliose-OP: Kunststoffseil statt Metallstäbe

Gesund
30.06.2021 17:00

Um eine starke Krümmung der Wirbelsäule zu reduzieren bzw. ein Voranschreiten zu verhindern ist eine Operation erforderlich. Dank einer innovativen Methode bleibt dabei die Beweglichkeit der operierten Wirbelsäulenabschnitte erhalten.

Skoliose ist eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule. Sie tritt bei drei Prozent aller Kinder und Jugendlichen auf. In schweren Fällen raten Experten zu einer möglichst raschen Operation. Dabei kam es aber bisher meist zu einer Versteifung von längeren Wirbelsäulenabschnitten und somit zu einer Einschränkung der gewohnten Beweglichkeit. Zur Bewältigung ihres Alltags müssen die Patienen dann ihre Bewegungsmuster anpassen. Bei einer alternativen, neuenTechnik, der „dynamischen Skoliosekorrektur“ werden „die Wirbel wie bei der Versteifung mit Schrauben besetzt, die Schrauben dann jedoch anstelle von Metallstäben mit einem speziellen Seil, das aus einem medizinischen Kunststoff besteht, verbunden. Damit lässt sich die Krümmung korrigieren und die Wirbelsäule bleibt trotzdem beweglich“, erläutert der Skoliose-Spezialist Dr. Stefan Schenk, Oberarzt am Wirbelsäulenzentrum im Orthopädischen Spital Speising in Wien.

 „Der Erhalt der Beweglichkeit ist der größte Vorteil der neuen Methode. Durch einen harmonischeren Übergang zwischen operierten und nicht-operierten Wirbelsäulenabschnitten ergeben sich günstige Auswirkungen auf die Nachbarsegmente“, so Dr. Schenk. Diese OP-Technik ist weniger invasiv, die Schmerzen danach sind entsprechend geringer und die Vollbelastung kann in der Regel innerhalb weniger Wochen erreicht werden, wie der Experte berichtet. Jedoch ist die Korrekturmöglichkeit aufgrund des verwendeten Materials geringer und nicht jede Form der Skoliose auf diese Weise behandelbar. Dr. Schenk: „Besonders geeignet für diese neue Methode sind Skoliosen im Bereich der Lendenwirbelsäule und mildere Skoliosen bis zu einem ,Cobb-Winkel‘ von maximal 70 Grad.“

Konkret gibt es zwei große Anwendungsbereiche für diese innovative Technik, wie Prof. Dr. Petra Krepler, Leiterin des Wirbelsäulenzentrums, ausführt. Bei fast ausgewachsenen Jugendlichen, die an einer Skoliose leiden, wird das Seil unter hoher Spannung angelegt, um die Verkrümmung zu korrigieren. Die zweite Anwendungsmöglichkeit ist bei Patienten, die noch deutliches Wachstumspotential haben: Durch Einsatz des Seils auf der nach außen gewölbten (konvexen), längeren Seite, kann das Wachstum gehemmt werden. Die nach innen gewölbte (konkave), kürzere Seite holt auf, und die Skoliose „wächst sich aus“. Die Methode ist relativ neu und daher nicht als „goldener Standard“ zu sehen. Es fehlen bisher noch Langzeitstudien. Erste Ergebnisse sind jedoch vielversprechend, so die Experten.

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