Corona-Langzeitfolgen

Forscher entdecken Ursache für Long Covid im Blut

Wissenschaft
30.06.2021 11:50

Zehntausende Österreicher leiden an Long Covid, im Mai waren es schätzungsweise 60.000. Betroffene klagen über Langzeitfolgen einer Covid-19-Erkrankung wie körperliche und mentale Erschöpfung, Atemnot und Kopfschmerzen. Diese können Wochen oder sogar Monate andauern. Schon vor längerer Zeit haben sich Wissenschaftler auf die Suche nach der Ursache für Long Covid gemacht. Nun haben sie eine heiße Spur: Der Grund für die Langzeitfolgen könnten veränderte Blutkörperchen sein.

Forscher am deutschen Max-Planck-Zentrum für Physik und Medizin fanden heraus: Covid-19 verändert rote und weiße Blutkörperchen deutlich. Sie werden kleiner und versteifen sich - teilweise über Monate hinweg. Die Wissenschaftler vermuten, dass darin eine Ursache liegt, warum manche Betroffene noch lange nach einer Infektion über Symptome klagen.

Denn die physikalischen Eigenschaften des Bluts wie Größe und Verformbarkeit spielen eine wichtige Rolle bei Durchblutung und Sauerstofftransport. Dass diese im Verlauf einer Erkrankung mit Covid-19 beeinträchtigt sind und gefährliche Gefäßverschlüsse auftreten können, war schon länger klar. 

Vier Millionen Blutzellen untersucht
Ein Team von Wissenschaftlern um Marketa Kubankova hat sich das Blut genauer angeschaut. Die Forscher untersuchten mit einer neuen Methode mehr als vier Millionen Blutzellen von 17 Covid-19-Patienten mit unterschiedlichem Schweregrad beim Krankheitsverlauf. Zum Vergleich wurde das Blut von 24 gesunden Freiwilligen und 14 genesenen Covid-19-Patienten analysiert. Die Ergebnisse wurden im „Biophysical Journal“ veröffentlicht.

Kleinere und steifere Blutzellen deuten auf Schädigung hin
Sie entdeckten, dass die Größe und Verformbarkeit der roten Blutkörperchen der Erkrankten stark von denen der Gesunden abweicht. Das deutet auf eine Schädigung dieser Zellen hin und könnte das erhöhte Risiko für Gefäßverschlüsse und Embolien in der Lunge erklären. Auch weiße Blutkörperchen, wie die für die Immunabwehr zuständigen Lymphozyten, waren bei den Covid-19-Patienten deutlich schwächer.

Neue Methode als Frühwarnsystem für Pandemien?
Zur Untersuchung des Bluts wurde die sogenannte Echtzeit-Verformungszytometrie angewendet. Dabei werden Blutzellen mit hoher Geschwindigkeit durch einen engen Kanal geschickt und von einer Hochgeschwindigkeitskamera gefilmt. Eine spezielle Software untersucht dann die unterschiedlichen Zelltypen. Nach Ansicht der Wissenschaftler könnte diese Methode routinemäßig in der Diagnose von Covid-19 eingesetzt zu werden - und sogar als Frühwarnsystem gegen künftige Pandemien dienen.

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