Verheerender Tornado

Tschechien: „Bewohner vor Trümmern ihrer Existenz“

Ausland
25.06.2021 10:21

Schock und Verzweiflung in Tschechien: Ein verheerendes Unwetter samt Tornado (siehe Video) und massivem Hagelschlag hat am Donnerstag sieben Dörfer in der Region Südmähren verwüstet. Fünf Menschen starben, rund 200 Verletzte sind zu beklagen. Die Schäden zu beheben dürfte Wochen, wenn nicht Monate dauern. Der Vizebürgermeister von Hrusky sagte, der halbe Ort sei dem Erdboden gleichgemacht worden. Besonders betroffen ist auch Moravska Nova Ves. Bewohner stehen vor den Trümmern ihrer Existenz, sind verzweifelt, berichtet „Krone“-Reporter Stefan Steinkogler aus dem Dorf. Doch auch die Hilfsbereitschaft sei groß.

Den ganzen Abend zogen schwere Sommergewitter durch Südmähren. Die Notrufleitungen waren überlastet. In den Verwaltungsbezirken Breclav und Hodonin fielen nach Berichten in den sozialen Medien Hagelkörner von der Größe von Tennisbällen vom Himmel. Besonders von Tornado und Hagel betroffen waren die beiden Gemeinden Hrusky (Birnbaum) mit knapp 1500 und Moravska Nova Ves (Mährisch Neudorf) mit rund 2600 Einwohnern.

„Dann begann die Hölle, alles flog herum“
Der Vizebürgermeister Hruskys sagte der Agentur CTK, dass der halbe Ort dem Erdboden gleichgemacht worden sei. „Geblieben sind nur die Mauern, ohne Dach, ohne Fenster“, sagte er. Die Menschen hätten sich vor dem Unwetter nicht schützen können. „Ich habe ein merkwürdiges Dröhnen gehört, als ob ein Zug näherkommen würde“, sagte ein Augenzeuge der Zeitung „Pravo“. „Dann begann die Hölle, alles flog herum.“ Sein Haus habe kein Dach mehr, keine Zimmerdecke, keine Fenster, berichtete ein anderer.

„Krone“-Reporter: „Die Leute packen an, wo es geht“
„Krone“-Reporter Steinkogler und Fotograf Imre Antal sahen die Verzweiflung der Bewohner in Moravska Nova Nes - zumindest jener, die in der Früh in das Dorf zurückgekehrt waren. Die Menschen hätten Kerzen angezündet, manche hätten geweint. Rundherum liege alles in Trümmern. Trotz des Schocks hätten die ersten Aufräumarbeiten aber schon begonnen. „Alle helfen zusammen, kommen teils aus anderen Dörfern und packen an, wo es geht“, so Steinkogler, der „noch nie so eine Zerstörung wie hier gesehen“ habe. Es seien „Bilder, die man nur aus Kriegsgebieten nach Bomben sieht“.

Schwer verletzter 50-Jähriger und Mädchen (15) nach Wien geflogen
Hilfe war in der Nacht auch von österreichischer Seite gekommen. Etwa 40 Fahrzeuge des Roten Kreuzes waren alarmiert worden, 30 Verletzte wurden versorgt. Die Notarzthubschrauber Christophorus 2 und 9 waren ebenfalls im Einsatz. Die Teams hatten laut Ralph Schüller, Sprecher der ÖAMTC-Flugrettung, zuvor bei der Bergung geholfen, nachdem der Tornado einen Bus gut 70 Meter weit von der Straße in ein Feld gefegt hatte.

Dort habe es wohl Tote und etliche Schwerverletzte gegeben, zwei der Opfer wurden zur medizinischen Versorgung nach Wien geflogen. Es handle sich um einen etwa 50-Jährigen, offenbar der Buschauffeur, sowie um ein 15-jähriges Mädchen, so Schüller am Freitagvormittag. Beide seien schwer verletzt, aber nicht in Lebensgefahr. Der Unfallort lag bei Mikulcice (Nikoltschitz), ein Dorf mit rund 2000 Einwohnern in der Region Jihomoravsky kraj. Der schwere Sturm hat offenbar sogar mehrere Busse umgestürzt, berichtete der Fernsehsender CT.

Rettungsarbeiten dauerten die ganze Nacht über an
Die Rettungsarbeiten und die Suche nach möglichen Verschütteten dauerten die ganze Nacht über an. Aus anderen Teilen des Landes machte sich weitere Verstärkung auf den Weg. Der tschechische Ministerpräsident Andrej Babis wollte das Unglücksgebiet am Nachmittag nach seiner Rückkehr aus Brüssel besuchen. Die Regierung versprach schnelle finanzielle Hilfe für die Betroffenen.

Millionenschaden nach Unwettern auch in Österreich
Schwerste Hagelunwetter haben am Donnerstag auch in Österreich Millionenschäden angerichtet. „Aktuell gehen wir von einem Gesamtschaden an landwirtschaftlichen Kulturen in den Bundesländern Oberösterreich und Niederösterreich von 28 Millionen Euro aus“, teilte Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung, mit. Die Verwüstungen reichen „bis hin zum Totalausfall“.

Allein in Niederösterreich standen 1600 Mitglieder von 110 Feuerwehren im Einsatz. Die Hotspots lagen im Wald- und Weinviertel. Bewohner und Feuerwehrleute hätten geschildert, dass sie „ein derartiges Unwetter noch nie erlebt“ hätten, so Franz Resperger vom Landesfeuerwehrkommando Freitagfrüh.

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