Der Nightjet erobert die Schienen Europas. Das nächtliche Netz ist eine echte Alternative zum klima-kritischen Flugverkehr! Jetzt rollen die Waggons sogar zum Badeurlaub nach Split.
Europa rückt damit näher zusammen. Und das mit rot-weiß-roter Gastlichkeit", frohlockte Umweltministerin Leonore Gewessler, als sie - wie berichtet - nach dem markanten Signal eines Schaffners nächtens nach Amsterdam losrollte. Diesem ersten Pfiff am Bahnsteig sind inzwischen Tausende gefolgt, auf der Schiene wird gerade ein rot-weiß-rotes Erfolgskapitel des Klimaschutzes geschrieben.
Wien hat jetzt schon die meisten Nachtzugverbindungen Europas. Erklärtes Ziel der Öko-Ministerin und natürlich auch ihres ÖBB-Generals und dem Mastermind hinter dem Konzept, Andreas Matthä: „Der öffentliche Verkehr muss die bequemste und einfachste Möglichkeit sein, mobil zu sein. Und zwar sowohl in der Stadt als auch auf dem Land.“
Der öffentliche Verkehr muss die bequemste und einfachste Möglichkeit sein, mobil zu sein. Und zwar sowohl in der Stadt als auch auf dem Land.
Andreas Matthä
Hier hakt der Cargo-Pionier Fritz Macher kraft seiner Erfahrung als früherer ÖBB-Topmanager ein: „Wir müssen auch dringend Nebenlinien wie die touristisch attraktive Wachaubahn bis nach Oberösterreich revitalisieren. Leider wurden in den letzten Jahrzehnten Hunderte Kilometer Schienenstränge rausgerissen und 100 Jahre alte Traditionsbahnen zerstört.“ Seine Kritik: „Immer neue Schnellstraßen mit immer neuer Landschaftszerstörung müssen in Zeiten der Erderwärmung tabu sein.“
Zumindest, aber nicht nur mit der Verbindung in Hollands Hauptstadt ist dieses Ziel nähergerückt. Denn wer abends in Wien oder Innsbruck mit Haltestelle in Linz einsteigt, wacht am Morgen um 9.58 Uhr in Amsterdam auf. Jetzt kann jeweils Dienstag und Freitag von Wien und Graz auch die kroatische Küste ohne lange Autofahrt erreicht werden. Heute, Freitag, heißt es erstmals freie Fahrt in den Badeurlaub nach Split!
Immer neue Schnellstraßen mit immer neuer Landschaftszerstörung müssen in Zeiten der Erderwärmung tabu sein.
Fritz Macher
Weiterer Quantensprung in Sachen Öko-Reisen: In der Siemens-Werkstätte in Wien werden derzeit 13 neue Nightjets mit je sieben Waggons gefertigt. Sternen-Design, nachtblaue Lackierung und Arbeit für 1500 Menschen inklusive ...
„In Minisuiten bis zum Urlaubsort“
Der ÖBB-Chef und Visionär Matthä hat mit dem Nightjet eine europaweit einzigartige rotweißrote Klimaschutz-Marke geschaffen!
„Krone“: Von der Klimafreundlichkeit her ist alles klar, wie sieht es denn mit der Wirtschaftlichkeit aus?
Matthä: Unsere Entscheidung, europaweit ins Nachtzuggeschäft einzusteigen, war goldrichtig. Wir sind bereits heute der größte Anbieter in diesem Sektor in Europa. Unsere Mission war und ist klar: Wir bringen Europa den Nachtzug zurück!
In welchen Dimensionen?
Die ÖBB sind heute Europas größter Anbieter von Nachtreisezügen. Wir bieten heute schon insgesamt 19 eigene Linien in Europa an, bis 2024 werden es 26 Linien sein.
Kann denn die Schiene mit der Luftfahrt konkurrieren?
Definitiv, und zwar auch, was den Komfort betrifft. Denn mit dem Nightjet-Netz bieten wir eine echte Alternative zum Kurzstreckenflug innerhalb Europas. Und das in feinen Minisuiten.
Wie sieht es mit den Emissionen aus?
Wenn wir etwa die Strecke Wien-Amsterdam hernehmen, dann erspart jeder Zugreisende auf dieser Strecke der Umwelt 300 Kilo CO2-Emissionen gegenüber dem Flug dorthin. Gesamtgarnitur-mäßig sind es 100.000 Kilo.
Wird das Angebot denn angenommen?
Und wie! Wir können uns der Buchungen kaum erwehren. Allein in den vergangenen zwei Wochen wurden 50.000 Nightjet-Tickets gekauft. Ein besonderer Turbo war und ist die Verbindung nach Amsterdam. Besonders beliebt sind auch die Destinationen nach Rom und Venedig. Wohl auch, weil Privatabteils für größtmögliche Privatsphäre sorgen.
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