Endstation Villach

Somalier erzählt: „So kam ich nach Kärnten“

Kärnten
28.05.2021 05:58

Nach dem Stopp eines Flüchtlingskonvois im italienischen Udine - die „Krone“ berichtete - werden neue Details zu den Migrationsströmen bekannt. Denn nur zwei Tage nach der Schwerpunkt-Aktion wurde einer der illegal Eingereisten, ein Somalier (18), im Zug in Villach (Kärnten) gefasst. Er schilderte den Polizisten seine Reiseroute.

„Bei Personenkontrollen im Reisezug von Udine nach Wien fanden Polizisten den Somalier, der keine Dokumente bei sich hatte, die seinen Aufenthalt in Österreich rechtfertigen würden“, so ein Polizeiermittler. Zwei Tage davor, am 21. Mai, hatten Polizisten bei einer Schwerpunktaktion den 18-Jährigen gemeinsam mit Afghanen, Pakistani und anderen Afrikanern aus einem illegalen Flüchtlingskonvoi im Norden Udines geholt.

Zu Fuß nach Äthiopien gewandert
Doch schon kurz darauf kaufte er sich ein Bahnticket nach Wien. In Villach schilderte der Somalier Polizisten seine abenteuerliche, 8000 Kilometer lange Reise: Er gab an, bereits im Jänner zu Fuß von seiner Heimat nach Äthiopien gewandert zu sein, um dort mit dem Flugzeug weiter in die Türkei zu fliegen. „Von der Türkei fuhr der 18-Jährige mit 15 weiteren Flüchtlingen verschiedenster Nationalitäten mit einem Boot durch die Ägäis nach Griechenland“, erklärt ein Ermittler die illegale Einwanderungsroute gegenüber der „Krone“.

Zu Fuß, per Flugzeug, Boot, Auto, Zug und schließlich im Schlepper-Lkw - der Weg eines aufgegriffenen 18-jährigen Somaliers nach Europa war abenteuerlich. (Bild: EXPA/Vincenzo Livieri)
Zu Fuß, per Flugzeug, Boot, Auto, Zug und schließlich im Schlepper-Lkw - der Weg eines aufgegriffenen 18-jährigen Somaliers nach Europa war abenteuerlich.

Im Februar erreichte der Mann schließlich Serbien, wo er sich einen Monat lang aufhielt. Danach marschierte er weiter nach Bosnien-Herzegowina und blieb dort weitere drei Wochen. Mit dem Auto und zu Fuß setzte der Somalier anschließend seine Reise durch Kroatien nach Slowenien fort, wo er schließlich in jenen illegalen Schlepper-Konvoi einstieg, der kurz darauf mit rund 120 Flüchtlingen von den Behörden in Udine gestoppt wurde. „Darunter waren hauptsächlich junge Männer, neun Frauen und keine Kinder“, so der Beamte.

Viele Fragen bleiben offen
Trotz der detaillierten Schilderung sind viele Fragen offen: Wer waren die Schlepper? Was kassierten diese? Und warum ließen die italienischen Behörden den Mann nach dem Aufgriff weiterziehen? Nach einem Tag im Polizeianhaltezentrum Villach wurde der Somalier wieder nach Italien abgeschoben.

Die Behörden gehen aktuell davon aus, dass sich derzeit rund 80.000 bis 100.000 Migranten in Bewegung Richtung Europa setzen, um sich über die Balkanroute und Österreich nach Deutschland und Frankreich durchzuschlagen.

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