Attest liegt vor

Tiroler Schülerin allergisch gegen Test-Stäbchen

Tirol
11.04.2021 11:00

Seit Wochen plagen das Mädchen starke Kopfschmerzen, Bauchweh, Übelkeit, Durchfall und auch Erbrechen - und zwar stets an jenen Tagen, an denen in der Schule mittels Nasenbohrer-Test getestet wird. Die ärztliche Untersuchung einer Tiroler Medizinerin lässt an einer schweren Allergie gegen Substanzen, die die Test-Stäbchen enthalten, keine Zweifel.

Seit Wochen wird in Tirols Schulen regelmäßig am Beginn des Unterrichts mittels Nasenbohrer-Tests getestet - die „Krone“ berichtete. Doch was ist zu tun, wenn Schüler allergisch auf eine der Substanzen sind, die in den Stäbchen für die Test-Entnahme enthalten sind? Das beschäftigt derzeit eine Tiroler Familie.

Symptome an den Testtagen
Volksschülerin Lena (Name geändert) leidet seit der Wiedereinführung des Präsenzunterrichtes an starken Kopfschmerzen, Bauchweh, Übelkeit sowie Durchfall. Die Symptome beginnen im Unterricht, erstrecken sich bis zum Abend hin und enden teilweise sogar mit Erbrechen. „Auffällig dabei ist, dass es unserer Tochter immer montags, mittwochs und auch freitags schlecht geht - also genau an jenen drei Tagen, an denen in ihrer Klasse die Testungen sind“, erklärt ihr Vater.

„Stäbchen und FFP2 für Mädchen nicht zumutbar“
Da die Eltern Lena nicht länger leiden sehen wollten, haben sie ihr Kind von einer Tiroler Ärztin unter anderem auf Allergene untersuchen lassen. Der Befund, der auf einer naturheilkundlichen Untersuchung basiert und der der „Tiroler Krone“ vorliegt, lässt aufhorchen: „Die Patientin zeigt eine massive allergische Reaktion auf folgende Substanzen: Ethylenoxid, Ethylenglycol, H334, H319 und ECH. Diese Substanzen sind in der EU nicht zulässig. Jedoch beinhalten alle Hygiene-Mittel aus China diese Substanzen in einer gewissen Menge, die in geschlossenen Räumen als toxisch eingestuft werden muss. Aus diesem Grund ist für die Patientin das Tragen einer Maske sowie auch das Einführen eines Test-Entnahme-Stäbchens in die Nase bzw. in den Mund wie auch das Benutzen der chinesischen Hand-Desinfektionsmittel nicht zumutbar.“

Ab sofort nur noch Spucktest anwendbar
Dieses Attest müsse Lena ab sofort überall vorweisen. Zudem dürfe sie nur noch mittels Spucktest getestet werden. Und eine Notfall-Desinfektion sei mit Wasserstoff-Peroxid oder mit Ethanol vorzunehmen.

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Die Patientin zeigt eine massive allergische Reaktion auf folgende Substanzen: Ethylenoxid, Ethylenglycol, H334, H319 und ECH.

Die behandelnde Ärztin des Mädchens

„Wegen Ausstoß von Aerosolen nicht möglich“
Die Eltern haben der Schule den Befund vorgelegt. In Form einer schriftlichen Antwort wird betont, dass die Schüler einen Mund-Nasen-Schutz aus Stoff tragen dürfen. Zudem reiche beim Mädchen regelmäßiges Händewaschen mit Wasser und Seife. Den Spucktests erteile laut Schule die Bildungsdirektion eine Abfuhr: „Diese sind wegen dem Ausstoß von Aerosolen leider nicht möglich.“

Wöchentliche Odyssee für die gesamte Familie
Kann das Mädchen ab sofort ohne Test zum Präsenzunterricht? „Nein“, antwortet ihr Papa, „sie muss laut Schulleitung an den jeweiligen Testtagen der Schule ein bestätigtes negatives Testergebnis von einer Teststraße, einer Apotheke oder einem Arzt vorlegen. Nach intensiver Suche hat sich ein Arzt dazu bereit erklärt, eigens für uns Spucktests zu organisieren. Unsere Tochter wird von ihm montags, mittwochs und freitags getestet. Dafür müssen wir sie zu ihm hinfahren und danach in die Schule bringen. Da er erst nach Schulbeginn öffnet, versäumt unsere Tochter rund eine Stunde des Unterrichts, was immerhin entschuldigt ist“, schildert der Tiroler die Odyssee.

„Es gilt staatlich zu klären, wer das bezahlt“
16 Euro pro Spucktest seien laut Arzt normalerweise aufzuwenden. „Dankenswerterweise verrechnet er uns rund 10 Euro pro Test. Ob noch zusätzliche Behandlungskosten entstehen, wird sich zeigen“, erklärt der Vater und fragt sich: „Wie stemmen finanziell schwache Familien diese Kosten? Das muss staatlich geklärt werden.“

Die private Krankenversicherung der Schülerin übernehme die Kosten jedenfalls nicht. „Und zwar da Lena nicht krank ist, sondern die Tests benötigt, um an ihren Arbeitsplatz, die Schule, zu gelangen.“

„Andere Ärzte können sich das auch vorstellen“
„Mehrere Eltern haben sich bei uns gemeldet und von ähnlichen Beschwerden ihrer Schulkinder berichtet. Ich habe daraufhin einige Mediziner kontaktiert. Sie können sich alle unabhängig voneinander vorstellen, dass sich Ethylenoxid-Rückstände auf den Test-Stäbchen befinden und dass es wegen der häufigen Anwendung zu gesundheitlichen Problemen und allergischen Reaktionen kommen könne. Genauere Untersuchungen dazu fehlen jedoch", erklärt FPÖ-Landtagsabgeordneter Patrick Haslwanter.

Forderung nach entsprechendem Angebot
Grundsätzlich solle jedes Attest ernst genommen werden. „Wenn einem Schulkind attestiert wird, dass Substanzen eine gesundheitliche Gefährdung darstellen, und gleichzeitig von einem Arzt Alternativen vorgeschlagen werden, dann haben die Schulbehörden auch für ein dementsprechendes Angebot zu sorgen. Sie dürfen nicht die organisatorische und finanzielle Belastung auf die Eltern abwälzen“, sagt Haslwanter.

Hier werde ein Kind aufgrund der „Unfähigkeit der Schulbehörden“ vom Unterricht ausgeschlossen und nicht, weil es die Maßnahmen verweigere, sagt er.

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