Regionale Zahlen

Öffnungsschritte: Wie Corona-Ampel sinnvoll wird

Österreich
18.02.2021 06:00

Deutschland und Italien koppeln Öffnungen an regionale Zahlen. In Österreich hätte man mit der Corona-Ampel das passende Werkzeug. Bei Experten kommt die Idee gut an, in den Ländern gehen die Meinungen auseinander.

Die magischen Zahlen in Deutschland lauten 35 und 50: Unterschreitet ein Bundesland die Sieben-Tages-Inzidenz von 35, darf es lockern. Steigt sie über 50, kann verschärft werden. Italien arbeitet seit Herbst mit dem Ampelsystem. In Österreich gibt es die Ampelkommission seit September - regionale Konsequenzen hatte ihre Tätigkeit bisher keine.

Auch Anzahl der Tests sollen entscheiden
Das könnte sich ändern, geht es nach der Expertenrunde, mit der die Bundesregierung tagt. Ihr Sprecher, Vizerektor der MedUni Wien, Oswald Wagner: „Man könnte Öffnungsschritte an regionale Ampelsysteme koppeln.“ Entscheidend sollten aber nicht nur die Inzidenz bzw. die Fallzahlen, sondern auch die Anzahl der Tests, die Kontaktnachverfolgung und Ähnliches sein.

Dem Vorschlag können andere Experten einiges abgewinnen: „Regionalisierung ist sinnvoll. Man sieht das ja gerade am Beispiel Tirol, wo man die Ausbreitung der südafrikanischen Mutation gut eindämmen kann - und weil viel getestet wird, entwickelt sich auch die Gesamtsituation gut“, sagt Mathematiker Niki Popper.

„Wenn Zahlen sinken, können wir uns unter Umständen mehr leisten“
Man müsse die Regionen zum Testen motivieren, sagt er - und dabei auch verschiedene Werte abwägen: „Wir dürfen nicht nur auf die Neuinfektionen schauen, sondern müssen auch die Hospitalisierungen, Todeszahlen und die Situation in den Heimen im Blick behalten. Wenn die Zahlen sinken, können wir uns unter Umständen mehr leisten.“ Vorsichtig beurteilt Mediziner Bernd Lamprecht von der Linzer Uniklinik den Vorschlag: „Man darf nicht vergessen, dass die Sieben-Tages-Inzidenz auf den Wohnort berechnet wird, der muss aber nicht zwingend der Infektionsort sein. Menschen arbeiten ja auch woanders, als sie wohnen und pendeln. Das muss man beachten - dann wird es kompliziert.“

Mehrheit der Länder gegen Abstufung
In den Bundesländern reagiert man unterschiedlich: „Ich bin mir nicht sicher, ob das Problem mit einem österreichischen Fleckerlteppich zu lösen ist“, sagt der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP). Auch Günther Platter (Tirol, ÖVP) und Wilfried Haslauer (Salzburg, ÖVP) halten bundesweit einheitliche Maßnahmen für sinnvoll. Thomas Stelzer (Oberösterreich, ÖVP) will Öffnungsschritte einheitlich setzen, kann sich aber vorstellen, in stark betroffenen Regionen mehr zu testen.

Innerhalb der ÖVP-Landeschefs plädiert nur Johanna Mikl-Leitner für Abstufungen, „wenn es große Unterschiede zwischen den Regionen gibt“. Hans-Peter Doskozil (SPÖ) übt Kritik am Bund: „Mit der Corona-Ampel gäbe es ein taugliches System - es wurde nur nie sinnvoll eingesetzt.“

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