Ein-Euro-Shop war gestern, heutzutage lockt die Ein-Cent-Ecke - zu finden beim Online-Giganten Amazon. Doch Verbraucherschützer warnen: Die vermeintlichen Schnäppchen können sehr teuer werden.
20 Artikel für gerade mal 20 Cent, darunter Laufschuhe und Jogginghose, Armbanduhr und Fitnesstracker, Kopfhörer und Fernlenk-Hubschrauber, Dessous und Hundespielzeug, Lichterkette und Polo-Shirt - mehr Schnäppchen geht nicht. Der Weg ins Billigparadies führt über die Suchfunktion von Amazon. Wer dort nach „Preis: aufsteigend“ sortiert, findet mal längere, mal kürzere Listen mit Ein-Cent-Angeboten, vor allem bei Klamotten und Kleingeräten.
Vorsicht bei den Versandkosten
Doch die Sache hat einen Haken, nämlich die Versandkosten, warnt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, die die Billig-Angebote untersuchte. Denn die zusammengerechnet, mussten die Verbraucherschützer für den Amazon-Einkauf nicht 20 Cent, sondern stolze 312,41 Euro bezahlen. Das entsprach im Durchschnitt 15,62 Euro Versandkosten pro Artikel, bisweilen drastisch mehr.
Beim Hundespielzeug und bei den Laufschuhen etwa kamen zum einen Cent jeweils 25,99 Euro hinzu, bei einem „Ringlicht für Selfies“ schnellten die Versandkosten gar auf 29,99 Euro. Am dreistesten war die Kalkulation laut Mitteilung bei einem Paar Damensandalen. Auf die Ein-Cent-„Espadrilles“ (blau, Größe 35) schlug der Händler 44,99 Euro auf.
Ware aus China
Begründet würden solche Kosten keineswegs mit einem zügigen Versand, geschweige denn „Express“-Lieferung, die Händler genehmigten sich für den Transport vielmehr bis zu „37 Tage“, gerne auch bis zu „54 Tage“, so die Verbraucherzentrale. Ein Blick ins Impressum der Shops offenbare den Grund: Deren Lager nämlich stünden in China, von wo aus sie denn Marketplace von Amazon fleißig mit Ein-Cent-Offerten befüllten, hieß es.
Retouren problematisch
Probleme kann das vor allem bei Retouren verursachen, denn nicht einer der 20 China-Shops im Check offenbarte seine „Rücksende- und Erstattungsrichtlinien“ im Händler-Profil von Amazon. Versuche der Verbraucherschützer, die Händler diesbezüglich per E-Mail zu kontaktieren, scheiterten. Anders ausgedrückt: Käufer könnten bei Beanstandungen auf ihrer Ware und somit den Kosten sitzenbleiben.
Transportkosten verschleiern eigentlichen Warenwert
„Das sollten Käufer von Ein-Cent-Artikeln gut im Hinterkopf behalten. Denn Ein-Cent-Artikel eignen sich prächtig als tricky Lockangebot, wobei die oftmals absurd hohen Transportkosten den Warenwert verschleiern“, schreiben die Verbraucherschützer.
Ein fieses Beispiel dafür seien die blauen „Espadrilles“ in Größe 35. Andere Farben und Größen dieser Sandale vertickte der Amazon-Händler für scheinbar teure 12,99 Euro. Doch statt 44,99-Euro forderte der Händler bei den Varianten für den Versand nur 11,99 Euro. Im Klartext: Der Gesamtpreis von 45 Euro für die Ein-Cent-Sandale war gut 20 Euro teurer, rechnet die Verbraucherzentrale vor.
Fragliche Produkte entfernt
Amazon betonte in einer Stellungnahme, dass zum Schutz der Kunden umgehend Maßnahmen ergriffen würden, sollten Verkaufspartner gegen die vertraglichen Bestimmungen des Online-Händlers verstoßen. „Wir möchten, dass Kunden jederzeit vertrauensvoll bei amazon.de einkaufen. Mit der Amazon A-bis-Z-Garantie sind Kunden bei Bestellungen von Verkaufspartnern geschützt. Sollte ein Produkt nicht ankommen oder vom beworbenen Zustand abweichen, können Kunden den Amazon Kundenservice kontaktieren“, hieß es. Die fraglichen Produkte wurden inzwischen entfernt.
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