Saudi-Börsengang

Mit Erdölaktien vom Öl unabhängiger werden

Ausland
04.11.2019 12:06

Der saudische Ölkonzern Aramco hat nach mehrfacher Verzögerung grünes Licht von der Finanzmarktbehörde des Königreichs erhalten, an die Börse zu gehen. Ein konkreter Zeitplan für den Gang aufs Parkett wurde nicht genannt. Auch das Emissionsvolumen ist bisher offen. Erwartet wird aber einer der größten Börsengänge aller Zeiten. Daraus will Kronzprinz Mohammed bin Salman die Wirtschaft des islamische-konservativen Landes im Rahmen seiner „Vision 2030“ modernisieren und vom Erdöl unabhängiger machen.

Die Schätzungen über den Umfang des Börsengangs gehen weit auseinander. Kronprinz Salman, der faktische Herrscher des Königreichs, hatte auf eine Bewertung des Unternehmens von mehr als zwei Billion Dollar (rund 1,8 Billionen Euro) gehofft. Analysten gehen dagegen von höchstens 1,5 Billionen Dollar aus. Schon ein Verkauf von einem Prozent der Aktien bei niedriger Bewertung könnte Aramco 15 Milliarden Dollar (rund 13,5 Mrd. Euro) einbringen, ein Verkauf von zwei Prozent bei einer höheren Bewertung dagegen bereits 40 Milliarden. Damit würde Aramco den Rekord für den größten Börsengang brechen, den seit 2014 die chinesische Handelsplattform Alibaba mit Einnahmen von 25 Milliarden Dollar hält.

Erdölaktien sollen Saudis unabhängiger vom Erdöl machen
Der Börsengang des Ölgiganten ist zentraler Teil von Bin Salmans groß angelegtem Umbau der saudischen Wirtschaft. Der „Vision 2030“ genannte Plan verfolgt das Ziel, das islamisch-konservative Land unabhängiger vom Öl zu machen, denn einerseits würden die lukrierten Mittel in den Ausbau anderer Wirtschaftszweige fließen. Andererseits soll der Staatsfonds aufgefüllt werden, aus dem wiederum Projekte wie „Neom“ finanziert werden. Dabei handelt es sich um eine neue Stadt im Nordwesten des Landes, die gleichzeitig ein Technologiepark werden soll.

Aramco wolle im weltweiten Energiemarkt eine herausragende Stellung einnehmen, erklärte Geschäftsführer Amin Nasser in einer Mitteilung. „In den vergangenen drei Jahren waren wir für jedes achte Barrel des weltweit produzierten Rohöls verantwortlich. Unsere nachgewiesenen Vorkommen waren Ende 2018 fünf Mal größer als die der fünf großen internationalen Ölkonzerne (IOC)“, sagte Nasser. Als die fünf größten dieser sogenannten Supermajors gelten ExxonMobil, Shell, BP, Chevron und Total.

Drohnenangriffe auf das Herz der saudischen Erdölindustrie
Die Ölindustrie Saudi-Arabiens war im September von mehreren Drohnenangriffen schwer getroffen worden. Unter anderem war dabei die größte Ölraffinerie des Landes in Abkaik getroffen und die Produktionsmenge auf etwa die Hälfte des üblichen Volumens gesenkt worden. Nach Opec-Angaben brach die Produktion von rund 9,8 Millionen Barrel (ein Barrel sind 159 Liter) um etwa 5,7 Millionen Barrel pro Tag ein. Die Ölpreise stiegen daraufhin so sprunghaft wie seit Jahrzehnten nicht.

Das Ölangebot erreichte nach Angaben aus Riad bald aber wieder das Niveau von vor den Angriffen, die Pläne für den Börsengang waren Aramco zufolge nicht beeinträchtigt.

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