„Krone“ hörte sich um

Wie Leistungsschau im Schatten des Sparens ankam

Österreich
27.10.2019 19:12

Weil es dem Heer an allen Ecken und Enden am Geld fehlt, schaltete Verteidigungsminister Thomas Starlinger die Leistungsschau auf Sparflamme. Wie kommt dessen neuer Kurs bei Mitgliedern des Heeres und Besuchern an?

Auf den ersten Blick wirkte alles wie immer: Die Besucher informierten sich über die Aufgaben des Heeres und interessierten sich für Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten. Die Gardemusik gab einige Einlagen zum Besten, Soldaten tanzten dazu und jonglierten mit ihren Gewehren. Mit den ausgestellten Gefährten wurden zahllose Fotos und Selfies geschossen. Doch die mittlerweile 24. Leistungsschau des Bundesheeres war alles andere als gewöhnlich.

Zum ersten Mal ohne Hubschrauber und Panzer
Zum ersten Mal waren keine Hubschrauber und Panzer ausgestellt - schließlich kostet es Geld, diese auf den Heldenplatz zu karren. Geld, das das Heer nicht hat. Geld, das das Heer wohl schon seit Jahren nicht hatte. Gefehlt hat es bisher aber an einem Minister, der an für die Bevölkerung unübersehbaren Stellen einsparte.

Schon seit seinem Amtsantritt weist Starlinger bei jeder Gelegenheit auf den desaströsen Zustand des Heeres hin. Auch in seiner Rede im Rahmen der Angelobung von 1000 Rekruten war seine Botschaft: Das Bundesheer braucht mehr Geld. Doch wie kommt sein Kurs an?

Die Rede von Verteidigungsminister Thomas Starlinger in voller Länge:

Die „Krone“ hörte sich auf der Leistungsschau - die heuer unter dem vielsagenden Motto „Was wir heute noch können, was wir morgen nicht mehr können“ stand - um. Beinahe wäre diese wegen der verheerenden finanziellen Lage von Starlinger ersatzlos gestrichen worden.

Einem Soldaten - er war unlängst bei einem Auslandseinsatz - wäre es lieber gewesen, der Minister hätte die Leistungsschau gleich ganz abgeblasen. „So hätte er wirklich ein deutliches Zeichen gesetzt.“ Einer seiner Kollegen widerspricht ihm: „Die Leute sehen auch so, wie schlecht es uns geht.“ Sparmaßnahmen schön und gut, aber das Bundesheer habe eine Informationspflicht, der es nachkommen müsse - und dafür brauche es die Leistungsschau, meint ein Zivildiener.

Weniger Andrang, keine abschreckende Wirkung
Ein im Heeresressort in leitender Position Beschäftigter wiederum kann zwar nachvollziehen, dass es Geld kostet, Hubschrauber und Panzer auf den Heldenplatz auszustellen - aber hier würde an der falschen Stelle gespart. „Wegen der Hubschrauber und Panzer kommen ja die Leute.“ Und ganz unrecht dürfte er damit nicht haben. Strahlendes Herbstwetter lockte zwar Tausende Besucher auf den Heldenplatz - dennoch war dieser leerer als in den vergangenen Jahren. Und das, obwohl die Veranstaltung erstmals nur auf dem Heldenplatz statt an sieben Standorten in Wiens Innenstadt verteilt stattfand.

Unter den Besuchern war die Stimmung gut, die Heerespleite nur ein Randthema. Vielmehr wollten diese wissen, ob Österreich Mitglied der NATO ist und Soldaten von Flüchtlingen an der Grenze überrannt werden - nein und nein. Eine Familie kommt jedes Jahr, so auch heuer, wenngleich die Hubschrauber und Panzer fehlen würden - Verständnis habe man dafür allemal.

Ein junger Mann wiederum interessiert sich für eine Ausbildung an der Militärakademie. Von den Schreckensszenarien des Ministers lässt dieser sich nicht beirren. Ein Mitarbeiter, der ihn informiert, fürchtet, dass die Warnungen des Ministers Interessenten abschrecken: „Attraktiv ist es natürlich nicht, wenn vermittelt wird, dein Arbeitgeber ist pleite.“

Sandra Schieder, Kronen Zeitung

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