Putzmunter unterwegs

Orang-Utan-Waise gedeiht trotz Kugel im Körper

Wissenschaft
03.10.2019 13:27

Für Vier-Pfoten-Mitarbeiterin Dr. Signe Preuschoft und ihr Team grenzt es an ein Wunder, dass das heute zweijährige Orang-Utan-Waisenkind „Gerhana“ noch lebt und putzmunter in der Orang-Utan-Waldschule der Organisation in Ost-Kalimantan auf Borneo von Ast zu Ast schwingt. „Gerhana“ hat Furchtbares hinter sich, und die Spuren seiner traurigen Vergangenheit sind immer noch auf dem Röntgenbild sichtbar: In seinem Körper steckt eine Patronenhülse.

Als kleines Baby wurde „Gerhana“ allein in einem Hühnerkäfig gehalten und bekam statt Muttermilch schwarzen Tee, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung von Vier Pfoten. Als er im Jänner 2018 von den lokalen Behörden konfisziert und an die von Vier Pfoten geführte Orang-Utan-Waldschule übergeben worden sei, sei er in einem extrem kritischen Zustand gewesen. Er habe weniger als zwei Kilogramm gewogen, Grippesymptome gezeigt und sei völlig dehydriert gewesen.

Beim Blick auf ein Lungen-Röntgenbild im Rahmen eines Gesundheitschecks stellten die behandelnde Tierärztin Andini und Preuschoft schockiert fest, dass in seiner linken Schulter eine Patronenhülse aus einem Luftgewehr steckte, so Vier Pfoten am Vortag des Welttierschutztages.

„Wahrscheinlich starb seine Mutter einen langsamen Tod“
Dr. Signe Preuschoft: „Wir waren total überrascht, als wir die Kugel in seinem Körper auf dem Röntgenbild entdeckten, denn äußerlich war keine Verletzung zu sehen. Wir gehen davon aus, dass jemand auf ihn und seine Mutter gezielt geschossen hatte. Wahrscheinlich bekam seine Mutter sehr viel mehr ab und starb dann einen langsamen, qualvollen Tod. Wie ,Gerhana‘ dann in Gefangenschaft geriet, wissen wir nicht genau.“

Kugel bleibt vorerst im Orang-Utan-Körper
Nachdem Tierärzte und menschliche Ersatzmütter „Gerhana“ mehrere Monate medizinisch versorgt und rund um die Uhr liebevoll betreut hatten, kam der kleine Orang-Utan-Waise allmählich zu Kräften. Da er keine Schmerzen an der Schulter zu haben schien und auch keine Beeinträchtigungen zeigte, entschieden die Tierärzte, die Kugel zunächst in seinem Körper zu belassen. „Wenn er etwas älter ist, können wir die Kugel aus seinem Körper herausholen. Es wäre zwar nur ein kleiner Schnitt, aber es braucht leider eine Vollnarkose. Und im Moment ist ,Gerhana‘ dafür einfach noch zu klein“, so Preuschoft.

Tiere werden wohl in ein paar Jahren ausgewildert
Mit sieben weiteren Orang-Utan-Waisenkindern lebt „Gerhana“ in der Vier-Pfoten-Waldschule. Das Ziel der Schule ist, dass die Kleinen lernen, sich später in der Wildnis zubehaupten. Preuschoft: „,Gerhana‘ scheint psychisch robust und gesund, hat eine positive Lebenseinstellung und lernt gut. Einer normalen Entwicklung steht also nichts im Wege, und wenn er weiter Fortschritte macht, kann er in ein paar Jahren ausgewildert werden.“

Orang-Utans werden oft gezielt für Kopfgeld getötet
Die Borneo Orang-Utans gehören zu den stark gefährdeten Arten, betonte Vier Pfoten in der Aussendung. In den letzten vier Jahrzehnten sei auf Borneo Regenwald in riesigem Ausmaß zerstört worden, Abertausende Orang-Utans seien zu Opfern der Palmöl-, Tropenholz- und Kohleindustrie geworden. Jährlich werden 2000 bis 3000 Orang-Utans getötet, oft gezielt für ein Kopfgeld, weil man sie als Ernteräuber betrachtet. Tierhändler verkaufen wehrlose Waisen, deren Mütter gezielt getötet wurden, illegal als Haustiere.

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