Macron-Hilfe abgelehnt

„Schaffte es nicht, Brand in Kirche zu vermeiden“

Ausland
27.08.2019 11:55

Die Auseinandersetzung zwischen dem brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro und dem französischen Staatschef Emmanuel Macron geht in die nächste Runde. Dass Macron beim G7-Gipfel die verheerenden Regenwald-Brände thematisiert hat, sieht Bolsonaro als Affront und beleidigte sogar dessen Gattin Brigitte Macron. Später legte Präsidialamtschef Onys Lorenzoni nach: „Macron schafft es nicht einmal, einen vorhersehbaren Brand in einer Kirche zu vermeiden, die zum Welterbe der Menschheit gehört - was will er unserem Land zeigen?“, sagte er in Anspielung auf das verheerende Feuer in der Pariser Kathedrale Notre Dame.

„Macron hat zu Hause und in den französischen Kolonien viel zu tun“, fügte Lorenzoni hinzu.

Brasilien will selbst über Hilfsgelder entscheiden
Die Millionenhilfe, die die Industriestaaten Brasilien beim G7-Gipfel zugesichert haben, hatte man seitens der brasilianischen Regierung zuerst zurückgewiesen. Später hieß es, die brasilianische Regierung wolle selbst über die Verwendung der Gelder entscheiden. „Das brasilianische Volk und die brasilianische Regierung entscheiden, wie die Mittel eingesetzt werden“, sagte Umweltminister Ricardo Salles am Montag in Sao Paulo. „Auf jeden Fall ist Hilfe immer willkommen.“

Allerdings meinte Lorenzoni gegenüber einem Blog im Nachrichtenportal G1, das Geld sei möglicherweise besser in Europa angelegt. Wir danken, aber vielleicht sind diese Gelder wichtiger, um Europa wieder aufzuforsten.“

Bolsonaro: „Als ob wir eine Kolonie oder Niemandsland wären“
Der ultrarechte Präsident Bolsonaro hatte sich darüber empört, dass sich die G7-Staaten in die inneren Angelegenheiten Brasiliens einmischten. „Wir können nicht hinnehmen, dass Präsident Macron unangebrachte Angriffe auf das Amazonasgebiet fährt und seine Absichten hinter einer ,Allianz‘ der G7-Staaten zur ,Rettung‘ des Amazonasgebiets versteckt, als ob wir eine Kolonie oder Niemandsland wären“, schrieb der Staatschef am Montag auf Twitter.

Macron: „Amazonasgebiet ist Gemeingut“
Macron bezeichnete das Amazonasgebiet als „Gemeingut“ und beschwor die Verantwortung der internationalen Gemeinschaft für die Region. Weil der Amazonas-Regenwald große Mengen an CO2 binden könne, sei er für das globale Klima von entscheidender Bedeutung. Bolsonaro dazu: „Der Respekt vor der Souveränität eines Landes ist das Mindeste, was man in einer zivilisierten Welt erwarten kann.“

Über 80.000 Brände registriert
In Brasilien wüten die schwersten Waldbrände seit Jahren. Seit Jänner stieg die Zahl der Feuer und Brandrodungen im größten Land Südamerikas im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nach den jüngsten Angaben der brasilianischen Weltraumagentur INPE um 78 Prozent auf mehr als 80.000 an. Betroffen waren meist Flächen in Privatbesitz, aber auch in Naturschutzgebieten und Ländereien der indigenen Bevölkerung brechen immer wieder Feuer aus.

Ermittlungen gegen mutmaßliche Brandstifter laufen
Umweltschützer und indigene Gruppen werfen Bolsonaro vor, ein Klima geschaffen zu haben, in dem sich Bauern, Holzfäller und Goldgräber zu immer weiteren Rodungen ermutigt fühlen. So sollen Medienberichten zufolge Bauern im Bundesstaat Para sich zu einem „Tag des Feuers“ verabredet und große Waldflächen in Brand gesteckt haben. „Es besteht der Verdacht auf eine orchestrierte Aktion. Es gibt den Verdacht, dass das von langer Hand geplant wurde“, sagte Generalstaatsanwältin Raquel Dodge. Sie leitete strafrechtliche Ermittlungen gegen die mutmaßlichen Brandstifter ein.

Der örtliche Bauernverband hingegen stritt eine koordinierte Brandrodung in der Region ab. „Wenn es so etwas gegeben hat, war es ein Einzelfall. Wir wissen nichts von einer orchestrierten Aktion“, sagte der Präsident des Verbands in Novo Progresso, Agamenon da Silva Menezes. „Niemand will Brände, die außer Kontrolle geraten könnten. Das schadet allen.“

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