An Venezuelas Grenze

Pompeo: „Herr Maduro, öffnen Sie die Brücken!“

Ausland
15.04.2019 07:07

US-Außenminister Mike Pompeo hat am Sonntag einen emotionalen Appell an den venezolanischen Präsidenten Nicolas Maduro gerichtet. „Herr Maduro, öffnen Sie diese Brücken, öffnen Sie diese Grenzen“, sagte er am Sonntag in der kolumbianischen Grenzstadt Cucuta, wo tonnenweise Hilfsgüter für die notleidende venezolanische Bevölkerung lagern. „Sie können das heute beenden“, so Pompeo weiter. Der US-Außenminister hatte zuvor mehrere südamerikanische Verbündete besucht, um mit ihnen das weitere Vorgehen im Machtkampf zwischen Maduro und seinem Herausforderer Juan Guadio zu besprechen.

Bisher weigert sich Maduro, die Lieferungen ins Land zu lassen. Pompeos Rede dürfte auch eine Anspielung auf eine berühmte Ansprache des früheren US-Präsidenten Ronald Reagan 1987 in West-Berlin sein. Reagan hatte den damaligen Kremlchef Michail Gorbatschow mit Bezug auf die Berliner Mauer aufgefordert: „Herr Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder!“

Pompeo: „Mutter muss wegen Windeln Grenze überqueren“
Zuvor hatte Pompeo mit venezolanischen Flüchtlingen gesprochen, die wegen der dramatischen Versorgungslage ihre Heimat verlassen musste. Derzeit leben bereits 3,4 Millionen Venezolaner im Ausland - das sind rund zehn Prozent der Gesamtbevölkerung des südamerikanischen Landes. Die Vereinten Nationen rechnen damit, dass sie Zahl der Flüchtlinge bis Ende des Jahres auf 5,3 Millionen ansteigen wird. Pompeo erzählte von der venezolanischen Mutter Geraldine, die immer wieder die Grenze überqueren muss, um in Kolumbien das Nötigste für ihre Kinder zu beschaffen. „Sie kommt, um Windeln zu kaufen“, sagt der Chefdiplomat. „Die gibt es in jedem normalen Land unter normalen Umständen, aber in Venezuela findet sie keine mehr.“

Das einst reiche Land leidet unter einer schweren Wirtschaftskrise. Wegen fehlender Devisen kann Venezuela kaum noch Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs importieren. Das Gesundheitswesen ist weitgehend zusammengebrochen. Zuletzt fiel immer wieder tagelang der Strom aus. Zudem liefern sich Staatschef Maduro und Oppositionschef Guaido seit Jänner einen erbitterten Machtkampf.

„Die USA wollen eine bessere Zukunft für die Venezolaner“
„Kolumbien und die Vereinigten Staaten wollen eine bessere Zukunft für die Venezolaner“, sagte der US-Außenminister nach einem Besuch der Warenhäuser mit den Hilfsgütern für Venezuela. Kolumbiens Präsident Ivan Duque wandte sich direkt an die Nachbarn: „Wir stehen an eurer Seite, um die Diktatur zu Fall zu bringen.“ Der unter Druck geratene Präsident des Ölstaates sieht hinter der miserablen Wirtschaftslage des Landes die US-Regierung, die mit unterschiedlichen Waffen versucht, seine Regierung zu stürzen. Hinter den Hilfslieferungen vermutet Maduro den Beginn einer militärischen Intervention.

Regierungsmitglied: „Pompeo ist gekommen, um uns einzuschüchtern“
Auf der anderen Seite der Grenze hielt die venezolanische Regierung dagegen: Der ranghohe Funktionär Freddy Bernal zeigte sich mit Soldaten und Mitgliedern der Colectivos - regierungsnaher Schlägertrupps - an der Internationalen Brücke Simon Bolivar. „Ein paar Meter dort drüben ist Mike Pompeo“, sagte Bernal. „Er ist gekommen, um uns einzuschüchtern und um seinem Diener Ivan Duque Befehle zu erteilen. Aber wir stehen hier, in zivil-militärischer Einheit, mit den Colectivos.“

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