Vier Frauenmorde binnen acht Tagen: Das ist die aktuelle Schreckensbilanz des noch jungen neuen Jahres. „Die Morde an Frauen in den vergangenen Tagen und Wochen haben gezeigt, dass wir akuten Handlungsbedarf in diesem Bereich haben. Daher habe ich den Auftrag gegeben, eine Screening-Gruppe einzurichten“, hat Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) jetzt die Einrichtung einer Screening-Gruppe angekündigt. Durch Aufrollen vergangener Mordfälle sollen Muster abgeleitet, Gefährdungsszenarien ermittelt und Präventionsmaßnahmen abgeleitet werden, heißt es im Innenministerium.
Die Screening-Gruppe soll sich aus Experten aus den Bereichen Polizei, Innenministerium, Justiz, Profiling/Psychologie, Opferschutz und ALES, der interdisziplinären Forschungsstelle für modernes Law Enforcement, zusammensetzen. Außerdem soll mit internationalen Einrichtungen Kontakt aufgenommen werden. Geleitet werden soll die Gruppe vom Direktor des Bundeskriminalamtes, General Franz Lang.
Die Gruppe versteht sich laut Angaben des Innenministeriums als Ergänzung zur Taskforce „Strafrecht“, die sich mit dem im Regierungsprogramm verankerten Schwerpunkt zum Thema „Härtere Strafen für Sexual-und Gewaltverbrecher“ auseinandersetzt. Die Gruppe soll demnach Mordfälle, die sich seit 1. Jänner 2018 ereignet haben und als Beziehungstat eingestuft werden, aufrollen, screenen und analysieren, teilte das Innenministerium am Tag nach dem vierten Frauenmord in diesem Jahr mit.
Vorgeschichte des Täters und Opfer-Täter-Beziehung im Fokus
In den Fokus gefasst werden sollen beispielsweise die Vorgeschichte des Täters, die Opfer-Täter-Beziehung und Opfer-Täter-Charakteristika. „Es geht uns unter anderem darum zu analysieren, wer was wann wo wie womit und warum getan hat. Daraus sollen Muster abgeleitet werden. Eine weitere Frage, die sich die Gruppe stellen wird, ist, ob es Kommunikationsmängel zwischen verschiedenen Stellen gibt, die behoben werden müssen. Dadurch soll ein präventiver Ansatz erzielt werden, wodurch künftige Gewalttaten verhindert werden können“, so Kickl.
Evaluiert werden soll außerdem, ob es einen Bedarf nach besserer Vernetzung von Prävention und Repression gibt, beispielsweise zwischen Opferschutzeinrichtungen und Haftanstalten. „Wenn sich beispielsweise jemand in der Haft radikalisiert, dann muss das an die zuständigen Stellen weitergeleitet werden“, erklärt Kickl. Es gehe auch um eine permanente Weiterentwicklung der bereits angewandten Methoden.
„Die Vorfälle in den vergangenen Wochen haben auch gezeigt, dass die Verwendung von Tatmitteln wie Hieb- und Stichwaffen ein großes Problem darstellen. Daher sollen Tätergruppen, die diese Tatmittel besonders häufig verwenden, identifiziert werden, um auch hier präventiv entgegenzusteuern“, sieht der Innenminister hier besonderen Handlungsbedarf. Messer waren in den letzten Tagen vor allem in der Bundeshauptstadt in den Fokus des Interesses gerückt. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig preschte hier wie berichtet mit einer Forderung nach einer Waffenverbotszone für ganz Wien vor (siehe auch Video unten).
Kickl: „Dürfen keine Zeit mehr verlieren“
„Die Vorfälle in den vergangenen Tagen haben gezeigt, dass wir keine Zeit mehr verlieren dürfen, daher erwarte ich mir von der Taskforce rasch Ergebnisse und eine Strafverschärfung für Sexual- und Gewaltverbrecher“, sagte Kickl und verwies auf einige Felder, bei denen Handlungsbedarf besteht, wie beispielsweise das Betretungsverbot und die Melde- und Anzeigenpflichten für gesundheitliche Berufe.
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