Mailand und Stockholm

Olympia 2026: Bewerber als Wackelkandidaten

Sport-Mix
09.01.2019 14:20

Vorsicht Rutschgefahr! Die beiden übrig gebliebenen Bewerber für die Olympischen Winterspiele 2026 werden nach dem offiziellen Abgabeschluss der genauen Unterlagen zur Kandidatur am Freitag Wackelkandidaten bleiben. Denn in Schwedens Hauptstadt Stockholm und in Italien, das mit Mailand und Cortina D‘Ampezzo antritt, gibt es Widerstände in der Politik gegen die Spiele.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC), das den Ausrichter erst im Rahmen der 134. Session von 24. bis 26. Juni in Lausanne wählt, versucht alles, um die beiden Kandidaten bei der Stange zu halten, nachdem fünf der ursprünglich sieben Bewerber - Graz/Schladming, Sion, Sapporo, Erzurum/Türkei und Calgary - vorzeitig abgesprungen sind. Vom Szenario eines nicht völlig ausgeschlossenen Rückzugs der zwei Kandidaten will IOC-Präsident Thomas Bach nichts wissen. Für diesen Ernstfall gebe es keinen Plan B. Vielmehr demonstrierte er Optimismus: „Ich bin sicher, dass wir 2026 einen hervorragenden Gastgeber für Olympische Winterspiele haben werden.“

Dabei war schon der Start der italienischen Bewerbung holprig. Turin, Olympiastadt 2006, zog sich aus der Dreierbewerbung mit Mailand und dem Skiort Cortina d‘Ampezzo zurück. Doch es rumort weiter hinter den Kulissen. Denn die Regierung in Rom steht nicht geschlossen hinter dem Megaprojekt. Während die rechte Lega aus dem Norden für die Spiele ist, herrscht bei der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung traditionell Skepsis gegenüber Großprojekten.

Nach außen geben sich alle Beteiligten sehr passioniert und versuchen eine Frage zu klären: Wo soll bei einem Zuschlag die Abschlusszeremonie stattfinden? „Wir werden weiter geschlossen arbeiten, um dieses wichtige Ziel zu erreichen“, sagte der Präsident der Region Lombardei, Attilio Fontana. Der Gouverneur der Region Venetien, Luca Zaia, twitterte: „Wir sind bereit und motiviert für #Olympia2026.“

Falls die Entscheidung zugunsten der italienischen Kandidatur fallen sollte, könnte 2026 in Mailand unter anderem die Eröffnungszeremonie stattfinden und das Olympische Dorf errichtet werden, wie die Zeitung „Corriere della Sera“ berichtete. Die alpinen Ski-Wettbewerbe der Männer würden in Bormio und die der Snowboarder in Livigno ausgetragen werden. In der Nachbarregion Venetien sollen die alpinen Skibewerbe der Frauen, Bob oder Skeleton und im Antholzertal in Südtirol Biathlon stattfinden.

In Schweden hat man derzeit ganz andere Probleme als die Olympia-Bewerbung: Seit der Parlamentswahl im vergangenen September sind die Skandinavier auf der Suche nach einer Regierung - und das hat auch Auswirkungen auf die Ambitionen im Zeichen der fünf Ringe. Gemeinsam mit den weiteren Unterlagen muss Stockholm eine Sicherheitsgarantie der Regierung beim IOC einreichen. Diese kann aber nicht ausgestellt werden, solange Schweden keine Regierung hat, wie Mats Olsson als Sprecher der Bewerbungskampagne sagt. Deshalb hat das IOC dafür einen Aufschub ohne Frist gewährt.

In Stockholm spricht man von einer „heißen Kartoffel“, wenn es um Olympia 2026 geht. Die Stadt selbst hat Vorbehalte, der politische Rückhalt ist gering. Ende 2018 erklärte die für den Sport zuständige Bürgerrätin Karin Ernlund, das Nein für die Austragung der Winterspiele stehe „bis auf Weiteres“ fest. Die Diskussionen laufen aber laut Olsson weiter.

Viele Schweden hoffen dennoch, Olympische Winterspiele im eigenen Land erleben zu können, darunter auch viele Weltklassesportler. Die Skilanglauf-Sprint-Olympiasiegerin Stina Nilsson ist eine von insgesamt 39 aktiven oder früheren Spitzensportlern, die sich als Botschafter für eine Austragung stark machen. „Olympische Spiele zuhause zu erleben, das ist das Größte, was ein Athlet in seiner Karriere erleben kann. Nichts toppt das“, betonte die 25-Jährige.

Das schwedische Olympia-Projekt plant mit einem Budget von rund 13 Milliarden Kronen (1,28 Milliarden Euro), zu dem das IOC 925 Millionen Dollar (808,57 Millionen Euro) beisteuern würde. Viele Neubauten sind nicht geplant, stattdessen sollen auch Anlagen außerhalb Stockholms, etwa in Falun, Aare und dem lettischen Sigulda, genutzt werden. „Wir bauen keinen Schnellzug und keinen neuen Flughafen, nur ein Skistadion, das Stockholm sowieso benötigt“, erklärte Olsson. Hinzu komme nur noch eine neue Eishalle.

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(Bild: KMM)



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