Panik in Straßburg

Drei Tote bei Terroranschlag auf Christkindlmarkt

Ausland
12.12.2018 06:12

Terroranschlag im vorweihnachtlichen Straßburg: Ein mittlerweile identifizierter Schütze (29) eröffnete am Dienstagabend auf dem weltbekannten Christkindlmarkt der ostfranzösischen Stadt das Feuer und tötete zwei Menschen. 14 weitere wurden laut Polizeiangaben bei dem Vorfall verletzt, sieben von ihnen schwer. Die Polizei geht von einem terroristischen Hintergrund aus. Österreicher sind nicht unter den Opfern, wie das Außenamt bekannt gab. Die Zahl der Toten wurde von zuerst vier auf drei korrigiert.

Augenzeugen berichteten, dass gegen 20 Uhr mehrere Schüsse zu hören gewesen seien. Die Menschen in den Gassen hätten die Flucht ergriffen. „Wir haben mehrere Schüsse gehört, vielleicht drei, und dann haben wir Leute rennen sehen“, sagte eine Augenzeugin. „Eine von ihnen ist gestürzt - ich weiß nicht, ob sie gestolpert ist oder getroffen wurde.“

Der Täter ergriff nach den Schüssen die Flucht und wurde bei einem Feuergefecht mit den Einsatzkräften verletzt. Allerdings konnte er der Polizei entwischen, eine Großfahndung wurde eingeleitet. An der Suche nach dem 29-Jährigen waren in der Nacht 350 Sicherheitskräfte beteiligt. Unterstützt wurden diese unter anderem von zwei Hubschrauber-Mannschaften.

Innenstadt und Europäisches Parlament abgeriegelt
Die Polizei riegelte die historische Innenstadt und auch das Gebäude des Europäischen Parlaments vollkommen ab. Dort finden in dieser Woche Plenarsitzungen statt, Hunderte Abgeordnete und ihre Mitarbeiter halten sich deshalb in der Stadt auf. Sie saßen stundenlang im Parlamentsgebäude fest, ehe sie auf eigenen Gefahr hinausgelassen wurden.

„Die Terrorgefahr ist sehr hoch“
Täglich sind rund 300 Polizisten und 160 private Wachleute auf dem Straßburger Weihnachtsmarkt im Einsatz. Die Zufahrt für Autos ist drastisch eingeschränkt, Betonblöcke sollen Auto-Attentäter abhalten. „Die Terrorgefahr ist sehr hoch“, hatte Frankreichs Innenstaatssekretär Laurent Nunez im November bei einem Besuch zu Beginn des Straßburger Weihnachtsmarkts gesagt. „Die Vorkehrungen sind getroffen, um dieses für Straßburg und Frankreich so wichtige Ereignis mit seinen vielen Besuchern aus aller Welt zu sichern.“

Schütze als potenzieller Gefährder verzeichnet
Das französische Innenministerium sprach von einem „ernsthaften Sicherheitsvorfall“ und forderte die Bewohner auf, zu Hause zu bleiben. Einen ähnlichen Appell hatte zuvor auch Straßburgs Vizebürgermeister Alain Fontanel veröffentlicht. Über den Schützen sagten die Behörden, dass er bereits als potenzieller Gefährder vermerkt war.

Laut dem Sender France Info sollte der 29-Jährige am Dienstag wegen versuchten Mordes verhaftet werden, habe sich aber nicht zu Hause befunden. In seiner Wohnung seien allerdings Granaten gefunden worden. Zudem war der Mann laut Innenminister Castaner bereits wegen Delikten in Frankreich und Deutschland verurteilt worden.

Familienministerin Bogner-Strauß in Sicherheit gebracht
In Straßburg befand sich am Dienstag auch Familienministerin Juliane Bogner Strauß. Am Nachmittag spazierte sie noch durch die belebte Innenstadt, zum Zeitpunkt des Anschlags hielt sie sich allerdings im Europäischen Parlament auf. Sie wurde in Sicherheit gebracht. Gegenüber der „Krone“ zeigte sie sich vom Vorfall schockiert: „Ich bin tief betroffen und in Gedanken bei den Opfern und deren Angehörigen.“

Besonders beliebter Weihnachtsmarkt
Der Straßburger Weihnachtsmarkt ist einer der ältesten und größten in Europa. Er zieht viele Besucher in die elsässische Stadt.

Frankreich ist in der Vergangenheit von einer Welle islamistischen Terrors überzogen worden. Seit Längerem gilt eine stark erhöhte Alarmbereitschaft. Seit Anfang 2015 starben rund 240 Menschen bei Anschlägen. Allein bei der folgenschwersten Attentatswelle im November 2015 kamen 130 Menschen in Paris ums Leben.

Terrorwarnung für Österreich Anfang des Monats
Die US-Botschaft in Wien veröffentlichte Anfang Dezember eine Terrorwarnung für Österreich. Unser Land sei während der Weihnachtszeit ein besonders heißes Pflaster. „Aufgrund der anhaltenden Bedrohungen durch internationale terroristische Organisationen und Einzelpersonen“ solle man wachsam sein, so die Behörde. Mutmaßliche Terroristen seien „durch extremistische Ideologien inspiriert“.

2016 Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt
In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Anschläge auf europäische Weihnachtsmärkte. Der schlimmste ereignete sich vor zwei Jahren in Berlin: Der Islamist Anis Amri fuhr am 19. Dezember 2016 mit einem gestohlenen Lastwagen in den gut besuchten Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz. Er tötete elf Menschen sowie den Fahrer des Lastwagens. Einige Tage später wurde Amri auf der Flucht in Italien erschossen.

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