Ryanair-Chaos

Entschädigung für Flugausfälle unwahrscheinlich

Ausland
10.08.2018 20:38

Die von dem Streik von Ryanair-Piloten betroffenen Passagiere werden, was Schadenersatz betrifft, wohl leer ausgehen. Experten rechnen sich keine hohen Chancen auf eine Entschädigung aufgrund der Flugausfälle aus - Streiks werden per Gesetz als „außergewöhnliche Umstände“ gewertet.

Der Groß-Streik am Freitag sei geplant gewesen, sagte Lars Watermann von der auf Entschädigungen spezialisierten Firma EUflight. „Insofern fällt er aus unserer Sicht unter die Regelungen der EU-Fluggastrechte-Verordnung 261/2004, die Streiks als sogenannte außergewöhnlichen Umstände wertet, die die Airlines von der Pflicht zur Entschädigung entbinden.“ Zu dieser Einschätzung kommt auch der deutsche Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv).

Organisation zieht mit sechs Fällen gegen Ryanair vor Gericht
EUflight sieht dennoch eine kleine Chance, dass Ryanair seinen Passagieren eine Entschädigung zahlen muss. Deswegen habe die Firma in sechs Fällen Fluggästen die Forderungen gegen Ryanair abgekauft, um diese auf eigene Kosten vor Gericht zu bringen, sagte Watermann. „Sollte diese Causa dem (deutschen) Bundesgerichtshof oder dem Europäischen Gerichtshof vorgelegt werden, würden wir hier eine höchstrichterliche Entscheidung haben, die gegebenenfalls deutliche Auswirkung auf unser Geschäftsmodell haben würde.“ Es gehe um die Frage, ob nicht doch auch innerbetriebliche Streiks eine Entschädigungspflicht auslösen könnten. Für EUflight würde dies einen Zuwachs potenzieller Kunden bedeuten.

Auch der vzbv schließt die Möglichkeit nicht aus, dass Ryanair doch noch zur Kasse gebeten werden kann. Der Verband verweist auf den Europäischen Gerichtshof, der eine Airline nach einem wilden Streik - viele Angestellte hatten sich krankgemeldet - zu Schadensersatz verurteilt hatte, und schlussfolgert: „Aus der Urteilsbegründung lässt sich lesen, dass der EuGH diese Meinung eventuell auch bei regulären Streiks vertritt.“

Geldforderungen von Ryanair stehts abgeschmettert
Dass der Chef von Ryanair, Michael O‘Leary, freiwillig Entschädigung zahlt, ist wohl ausgeschlossen. Auch in der Vergangenheit verstand er bei Geldforderungen keinen Spaß. Kunden, die eine Erstattung des Flugpreises forderten, verprellte er zuweilen mit mehr als deutlichen Worten. Doch als Ryanair vorübergehend in die roten Zahlen rutschte, lernte O‘Leary, dass selbst ein Billiganbieter mit Kunden anständig umgehen muss. Kaum geändert hat sich die aggressive Sprache gegenüber Mitbewerbern, Umweltschützern und Beamten - genüsslich referiert O‘Leary über Schwächen anderer Airlines.

Airline bei zusätzlichen Gebühren kreativ
Beim Finden von weiteren Einnahmequellen ist O‘Leary dagegen äußerst kreativ. Maßnahmen wie Extrakosten für die Gepäckaufgabe, Verkauf von Speisen und Getränken an Bord und die Abschaffung der Business-Klasse stammen aus dem O‘Leary-Arsenal. Vor einigen Jahren machte er Schlagzeilen mit der Meldung, Passagiere künftig für Toilettenbesuche an Bord extra bezahlen lassen zu wollen.

Auch in anderen Bereichen verhielt er sich wie ein Schlitzohr: Als die Straßen um die irische Hauptstadt Dublin Anfang der 2000er-Jahre immer stärker durch Stau verstopft waren, kaufte er sich kurzerhand eine Taxi-Lizenz, um auf der Busspur fahren zu können.

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