Nur noch teurer Riese?

ORF-Chef: „Wir müssen uns der Kritik stellen“

Medien
23.05.2018 21:25

„Hat der ORF noch eine Zukunft?“: Das Thema der sechsten Ausgabe unserer neuen Live-Diskussion #brennpunkt - die ganze Sendung können Sie hier nachsehen - hatte es in sich. Allen voran der Medienmanager und Ex-RTL-Chef Helmut Thoma ging hart mit dem heimischen Marktführer ins Gericht. Die Zeit der öffentlich-rechtlichen Sender sei vorbei, sagte Thoma. Der „Klotz“ ORF verschlinge allein für das Funktionieren eines riesigen undurchsichtigen Apparates „viel zu viel Geld“. ORF-Chef Alexander Wrabetz verteidigte vor allem die Vielfalt seines Senders und stellte klar, dass man sich der Kritik stellen müsse. Doch wenn man den ORF mit seiner aktuellen Qualität aufrechterhalten wolle, so Wrabetz, dann „muss und wird das durch die Allgemeinheit zu finanzieren sein“.

Bei Moderatorin und krone.at-Kolumnistin Katia Wagner diskutierten neben ORF-Generaldirektor Wrabetz und Medien-Urgestein Thoma auch der SPÖ-Abgeordnete Thomas Drozda sowie Norbert Steger von der FPÖ, der kürzlich zum neuen Vorsitzenden des ORF-Stiftungsrates gewählt wurde.

„Ein sehr aufwendiges Produkt“
Wrabetz betonte hinsichtlich der Gebühren, dass TV „eben nach wie vor ein sehr aufwendiges Produkt ist“. Besonders die Eigenproduktionen ließen sich kaum mit Werbung finanzieren, besonders, weil man durch die deutschen Billiganbieter aus dem Privat-TV-Sektor unter Druck sei: „Wir verkaufen heute mehr Werbefenster als früher, aber zu einem geringeren Preis.“ Wrabetz unterstrich zudem den Bildungs- und Kulturauftrag des ORF und die Regionalinformation in den Bundesländern.

„Redakteure führen sich auf, als gehöre ihnen der ORF“
Genau hier sieht Steger das Potenzial des ORF: „Man muss etwas bieten, das andere nicht bieten können: Regionalisierung!“ So müssten sich die Bundesländerredakteure eben etwas mehr überlegen als „den Landeshauptmann, der ein Bandl durchschneidet“. Mit den ORF-Journalisten ging Steger generell hart ins Gericht: „Ich verlange, dass sich die Journalisten beim Publikum die Resonanz holen.“ Und: „Die Redakteure führen sich teilweise auf, als würde ihnen der Sender gehören ...“

„System aus der Nachkriegszeit“
Thoma erklärte, die Zeit des dualen Mediensystems zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern sei vorbei: „Das ist ein System, das nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen wurde, dass der Staat die knappen Frequenzen verwaltet - so ähnlich wie die Lebensmittelmarken.“ Er sieht in Österreichs Kulturlandschaft „viele Talente, die durch den ORF blockiert werden“. Außerdem gehe „zu viel Geld für einen riesigen Apparat drauf“, so der Medienmanager. Zudem müsse sich der ORF bemühen, ein jüngeres Publikum zu erreichen.

„Brauchen ein rot-weiß-rotes Flaggschiff“
Drozda bekannte sich dagegen klar zu einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk: „Wir brauchen ein rot-weiß-rotes Flaggschiff. Ich schaue auch Privatsender und habe ein Netflix-Abo, aber wer für den Kreativ- und Kulturstandort in Österreich ist, muss auch für den ORF sein.“ Die aktuelle Regierung versuche, „eine Finanzierungsdebatte zu führen“. Besonders die negative Entwicklung der Werbeeinnahmen bereite ihm Sorgen: „Der ORF ist in erster Linie ein Produzent von Qualitästcontent, der erhalten bleiben muss. Es geht auch um den institutionellen Rahmen und die Finanzierung des erfahrenen Personals.“

„Wir wollen nicht mehr Geld“
In Sachen Gebühren betonten sowohl Steger als auch Drozda, dass dieses Thema „intensiv diskutiert“ werden müsse. So soll im Parlament etwa eine Reform der Kulturabgabe sowie eine österreichweite Angleichung besprochen werden. An der GIS-Gebühr selbst sei aber laut Wrabetz nicht zu rütteln: „Wir wollen nicht mehr Geld, wir brauchen aber Planbarkeit. Ein ORF-Manager soll sich nicht beim Finanzminister anstellen müssen.“

Sämtliche Ausgaben des neuen Talk-Formats (jeden Mittwoch, 19 Uhr, hier auf krone.at) zum Nachsehen sowie Highlight-Videos finden Sie unter krone.at/brennpunkt.

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