Polizei ermittelt

Briefe rufen zu Terror gegen britische Muslime auf

Ausland
03.04.2018 14:34

„Bestrafe-einen-Muslim-Tag“: Mit diesem menschenverachtenen Slogan haben Unbekannte in anonymen Briefen in Großbritannien für den 3. April zu Gewalt gegen Muslime aufgerufen. Gänzlich unverhohlen ist in den Schreiben die Rede von Mord, Folter und Anschlägen auf Moscheen. „Traurigerweise spiegelt das den Hass auf Muslime, der sich parallel zum Aufstieg der extremen Rechten weiter manifestiert“, hatte sich der britische Rat der Muslime bereits Mitte März besorgt geäußert, nachdem auch mehrere muslimische Abgeordnete im britischen Parlament rassistische Drohbriefe erhalten hatten. In sozialen Netzwerken wurden nun Muslimas dazu angehalten, an dem betroffenen Tag möglichst nicht verschleiert und ohne Begleitung auf die Straße zu gehen.

„Punish a Muslim Day“ nennt sich die rassistische Aktion auf Englisch, die bei Muslimen und Hilfsorganisationen in Großbritannien derzeit die Alarmglocken läuten lässt. Mehrere muslimische Abgeordnete im britischen Parlament hatten im März rassistische Drohbriefe in verdächtigen Paketen erhalten. Die Labour-Abgeordnete Rupa Huq, an die ein solches Paket adressiert war, teilte auf Twitter auch ein Foto der „Fan-Mail“, in der zu dem „Bestrafe-einen-Muslim-Tag“ aufgerufen wurde.

In den vergangenen Wochen erhielten aber nicht nur Politiker, sondern auch Bewohner mehrerer britischer Städte anonym verfasste Briefe. Inhalt der Briefe: ein A4-Zettel mit der Aufforderung zu Gewalttaten gegen Muslime. Demnach sollen am Dienstag den 3. April gewalttätige Übergriffe mit Punktevergaben belohnt werden. So soll es etwa zehn Punkte dafür geben, einen Muslim „verbal anzugreifen“.

25 Punkte gibt es, wenn man einer Muslima das Kopftuch vom Kopf reißt, und 500, wenn ein Muslim getötet wird. Andere widerliche Taten beinhalteten 50 Punkte für das Werfen von Säure in das Gesicht eines Muslims und 1000 Punkte für das Bombardieren oder Verbrennen einer Moschee, zitierten britische Medien aus dem menschenverachtenden „Punktesystem“. Die höchste zu vergebende Zahl wird übrigens für die Zerstörung von Mekka vergeben: 2500 Punkte.

Anti-Terror-Einheit ermittelt
Die Anti-Terror-Einheit der britischen Polizei ermittelt. „Jeder, der Bedenken wegen einer Mitteilung hat, die er erhalten hat, sollte sich an die örtliche Polizei wenden“, teilte die Behörde mit. Was der wachsenden Sorge vieler Muslime allerdings keinen Abbruch tat, je näher der „Bestrafe-einen-Muslim-Tag“ rückte. So wurden in den vergangenen Tagen über WhatsApp vermehrt Warnungen an Muslime verschickt. Demnach sollten muslimische Frauen am 3. April nicht ihren Hijab tragen und ihre Kinder nicht allein von der Schule abholen. Weitere WhatsApp-Nachrichten in islamischen Gemeinden warnten überhaupt davor, nach draußen zu gehen, und ermutigen Muslime, ihre Türen richtig zu verschließen. „Das ist kein Witz, es ist ein kranker Plan“, ist in einer der Mitteilungen zu lesen.

Wie groß die Sorge um die Hass-Briefe ist, zeigen auch die Reaktionen aus dem Ausland. So warnte etwa der Bezirksbürgermeister des New Yorker Stadtteils Brooklyn vor dem „Tag des Hasses“. Gemeinsam mit Geistlichen und anderen Funktionären verkündete Eric Adams am Montag, dass in der Stadt die Sicherheitsvorkehrungen erhöht würden. Er habe Angst, dass der Aufruf zur Gewalt auch in den USA Gehör finde. Die Kampagne sei „mehr als widerlich“, sagte Adams und deutete auf ein projiziertes Bild des Hass-Briefes. „Jemand sieht das als Scherz. Wir sehen das nicht als Scherz. Das ist eine vorsätzliche Aktion und ihr Ziel ist es, Terror zu erzeugen“, warnte der New Yorker Politiker.

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