Ungefähr 50 Bauern waren am Vormittag mit ihren Zugmaschinen und zum Teil mit Anhängern aus der Umgebung in die oberösterreichische Landeshauptstadt gefahren. Das sorgte im Früh-Verkehr für Behinderungen. Am Hauptplatz wurden die Landwirte bereits von der Polizei erwartet und auf für sie reservierte Plätze eingewiesen. Organisiert wurden die Proteste von der IG Milch, der in Österreich 4.000 der 40.000 Milchbauern angehören.
Auf den Transparenten der Bauern stand unter anderem "Es reicht", "Lebensmittel zum Spottpreis", "Unsere Forderung: Kostendeckender Milchpreis" und "Wir sind keine Knechte der Agrarpolitik". Aus mitgebrachten Milchbehältern wurde an die wenigen vorbeigehenden Passanten frische Milch vom Hof verschenkt. Sie konnten sie aus Plastikbechern gleich trinkenm erhielten aber auch das Angebot, sie könnten mehr Milch mitnehmen, wenn sie ein Gefäß dafür bringen.
Autobahn-Blockade verursachte kein Verkehrschaos
Rund 100 Bauern mit etwa 50 Traktoren und einigen Kühen fanden sich um 10 Uhr vormittags auf dem A9-Autobahnknoten St. Michael bei Leoben in der Obersteiermark ein. Die ebenfalls von der IG Milch organisierten Proteste richteten sich auch wie in Linz gegen die "verfehlte Agrarpolitik" der EU, aber auch gegen die nationale Politik und die Politik der Landwirtschaftskammer. Zugleich wurde mit der am Wochenende auf der Rieder Messe beschlossenen Einstellung der Milchlieferungen begonnen.
"Stirbt der Bauer, stirbt das Land", "Wir haben Recht auf Zukunft" und "Fairer Lohn für faire Arbeit" sowie direkt an Politik und Interessensvertretung adressiert "Niki (Berlakovich, Anmk.), es reicht!" und "Herr Präsident, werden sie bitte endlich wach!" lauteten die Parolen auf den Transparenten.
"Wir haben die letzten 15 Jahre nur verhandelt"
Wie IG-Milch-Sprecher Herbert Kammerhofer sagte, richte sich der Protest wegen des Milchpreisverfalls nicht gegen Konsumenten, Molkereien und Handel, sondern gegen die Agrarpolitik. Wobei nicht nur die EU Zielscheibe der Kritik war, sondern auch die Landwirtschaftskammer und der ÖVP-Bauernbund. Die Bauern seien enttäuscht, so Kammerhofer: "Es heißt, wir sollen weiterverhandeln. Aber wir haben die letzten 15 Jahre mit dem Handel verhandelt und auch mit der Politik, und wir haben leider in dieser Zeit zwei Drittel der Milchbauern verloren."
Die Verkehrsbehinderungen hielten sich in Grenzen: Der Transit auf der A9 sowie der S6, der Semmering-, und der S36, der Murtal-Schnellstraße, war nicht betroffen, lediglich jene Verkehrsteilnehmer, die von der Autobahn auf die Schnellstraßen wechselten und umgekehrt, mussten Umleitungen in Kauf nehmen.
Über 30.000 Betriebe in Frankreich im Streik
Die österreichischen Aktion sind Teil einer Europa-weiten Protestwelle: In einem Überblick berichtete die IG Milch, dass in Frankreich 40 Prozent der Milchbauern im Streik seien, das entspreche mehr als 30.000 Betrieben. Luxemburg und Belgien befänden sich ebenfalls im Streikgeschehen. In Deutschland, wo aus rechtlichen Gründen nicht zu einem Boykott aufgerufen werden dürfe, sei die Beteiligung steigend.
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