Zweckoptimismus

Rapid glaubt trotz 0:3-Abfuhr noch an den EL-Aufstieg

Fußball
06.11.2009 11:38
Nach dem rauschenden Start in die Europa League hat bei Rapid am Donnerstagabend die große Ernüchterung Einzug gehalten. Durch die 0:3-Heimniederlage gegen Hapoel Tel Aviv ist eine Endplatzierung unter den Top Zwei und der damit verbundene Aufstieg in die Runde der letzten 32 in weite Ferne gerückt. Dennoch hat man im Lager des Rekordmeisters die Hoffnung auf ein Weiterkommen noch lange nicht aufgegeben.

Tatsächlich kann Rapid dank des torlosen Unentschiedens zwischen dem Hamburger SV und Celtic die Gruppe noch aus eigener Kraft auf Rang zwei beenden - allerdings müssten die letzten beiden Partien in Hamburg und im Happel-Stadion gegen Celtic gewonnen werden. Selbst bei einem Remis in Deutschland und einem vollen Erfolg gegen Celtic wären die Wiener weiter, sofern der HSV sein Abschluss-Match in Tel Aviv verliert. "Das Positive ist die erste Hälfte, und dass uns die anderen noch Chancen gelassen haben", erklärte Trainer Peter Pacult.

Gesamtscore gegen Hapoel: 1:8
Vor dem Seitenwechsel ließ Rapid einige hochkarätige Möglichkeiten aus und geriet durch einen abgefälschten Tausend-Gulden-Schuss in Rückstand, nach dem Seitenwechsel hatten Steffen Hofmann und Co. gegen die quirligen und technisch überlegenen Israelis dann allerdings nichts mehr zu bestellen. "Das Ergebnis ist ernüchternd, aber entspricht nicht der Leistung. Ein 0:3 haben wir nicht verdient", sagte der 50-Jährige, dessen Truppe gegen Hapoel ein Gesamtscore von 1:8 zu Buche stehen hat.

Nicht zuletzt deswegen musste Pacult die Überlegenheit des israelischen Vizemeisters anerkennen. "Wenn Hapoel so gute Spieler in den Reihen hat, muss man das akzeptieren." Allerdings haderte der Meistermacher von 2008 auch mit Fortuna. "In vielen Situationen war das nötige Ballglück nicht da."

Tel Avivs Stürmer zu schnell
In vielen Situationen wurden aber auch die Mängel der Rapid-Abwehr sichtbar, im technischen Bereich und vor allem in punkto Schnelligkeit. Kritik an seinen Verteidigern ließ Pacult trotzdem nicht gelten, schließlich reicht die Qualität in der Defensive für die österreichische Liga. "Wie viele so schnelle Spitzen wie Hapoel haben wir denn in Österreich?", lautete die rhetorische Frage des Wieners. "Es wäre ein Fehler zu sagen, wir haben langsame Verteidiger. Wir haben diese Spieler, und das sind gute Spieler. Man muss zwischen national und international unterscheiden."

Der Rapid-Betreuer will auch nichts davon wissen, dass die in der Europa League bisher relativ zahmen Rapidler, die nur vier Gelbe Karten in vier Partien kassierten, mit deftigem Einsteigen für Ausrufezeichen sorgen sollten. "Damit kann ich nichts anfangen, dass man einen umschneidet und Gelb bekommt. Unter Aggressivität verstehe ich zum Beispiel viele Laufwege zu gehen, aber nicht einen umzuhauen", betonte Pacult. Um Feuer in die Mannschaft zu bringen, könne er sich ein Beispiel am Handball nehmen, meinte der Coach augenzwinkernd. "Vielleicht sollte ich ja so wie Prokop reinrennen."

Meinungen zum Spiel
Helge Payer (Rapid-Torhüter):
"Hapoel hatte heute alles Glück der Welt. Vom Rücken von Heikkinen ist der Ball ins Kreuzeck gegangen, das gibt es nicht oft. 1:8 (Gesamtscore, Anm.) klingt wild. Aber es fehlt nicht viel, auch wenn sich das blöd anhört. Sie haben die 'big points' gemacht. Es ist noch alles drin, wenn man auf die Tabelle schaut, obwohl wir nach diesen zwei Spielen am Boden sind."

Steffen Hofmann (Rapid-Mittelfeldspieler):
"Wir haben die erste Halbzeit ganz ordentlich gespielt, haben auch gute Chancen gehabt. Tel Aviv hat bis zum 1:0 kein einziges Mal aufs Tor geschossen, und dann gehen sie durch einen Tausendguldenschuss in Führung. Hätten wir das 1:0 machen können, dann hätten wir es leichter gehabt. Aber so ist es wie in Tel Aviv gelaufen. Es war ein bitteres Spiel, weil eigentlich hatten wir mehr vom Spiel. Wir haben noch die Chance zum Weiterkommen. Solange sie noch lebt, werden wir daran glauben. Ein Sieg in Hamburg wäre jetzt ganz günstig."

Peter Pacult (Rapid-Trainer):
"Ich muss der Mannschaft für die erste Hälfte ein Kompliment machen, da haben wir viele Chancen rausgespielt. Aber dann ist dieser Hunderttausend-Guldenschuss gekommen, der hat Hapoel in die Hände gespielt. Doch die Mannschaft hat sich davon nicht beirren lassen und weiter nach vorne gespielt. Das Ergebnis ist ernüchternd, aber entspricht nicht der Leistung des heutigen Tages. Durch das 0:0 des HSV haben wir noch eine Chance, aber jetzt konzentrieren wir uns auf unsere nationalen Aufgaben."

Eli Gutman (Hapoel-Trainer):
"Wir wussten, dass wir diszipliniert auftreten müssen und nur mit viel Verstand dieses Spiel erfolgreich bestreiten können. Wir wollten vor allem Hofmann und Jelavic ausschalten. Wir haben sehr klug gespielt und es geschafft, zur richtigen Zeit umzuschalten und unsere Defensive nicht zu schwächen. Im Laufe des Spiels musste Rapid immer mehr aufmachen und wir konnten erfolgreich Konter fahren. Hätte mir einer gesagt, wir gewinnen hier 3:0, hätte ich ihn für verrückt oder betrunken erklärt. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. Wir haben toll gekämpft und taktisch klug gespielt. Die Abwehr hat ein sensationelles Spiel gemacht. Mathematisch gesehen sind wir noch nicht aufgestiegen, also sind wir noch nicht aufgestiegen. Rapid hat ein Wahnsinns-Publikum. 0:3 hinten zu liegen und noch so eine Stimmung zu machen, ist aller Ehren wert."

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(Bild: KMM)



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