Krieg in Syrien

Russen dementieren Bombardierung von Palmyra

Ausland
06.10.2015 17:02
Russische Kampfflugzeuge haben nach Angaben des syrischen Fernsehens erstmals Stellungen des IS in und um Palmyra angegriffen. Die Angriffe erfolgten "in Koordination mit der syrischen Luftwaffe", berichtete das syrische Fernsehen am Dienstag unter Berufung auf Militärkreise. Demnach seien bei bisher rund 40 Angriffen 19 IS-Extremisten getötet worden. Moskau hat entsprechende Berichte am Dienstagnachmittag allerdings dementiert.

"Alle Berichte ausländischer Medien, dass russische Flugzeuge Luftangriffe gegen die Stadt Palmyra geflogen sind, sind absolute Lügen. Unsere Luftwaffe greift keine Siedlungsgebiete an, erst recht nicht, wenn sich dort architektonische Denkmäler befinden", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Dienstag in Moskau.

Der IS hatte die zum Weltkulturerbe gehörende antike Stadt Ende Mai erobert und seither zahlreiche wertvolle Stätten dort zerstört. Weitere russische Angriffe soll es laut syrischem Fernsehen auch bei Aleppo, auf Rakka sowie in der Provinz Idlib gegeben haben.

Palmyra droht vollständige Vernichtung
Der Direktor der syrischen Antikenbehörde, Mamun Abdelkarim, hatte vor Kurzem gewarnt, dass Palmyra die vollständige Vernichtung drohe. Die Stadt, wo die IS-Dschihadisten zuletzt den weltbekannten Triumphbogen gesprengt hatten, könne nur gerettet werden, wenn die internationale Gemeinschaft die syrische Armee im Kampf gegen den IS unterstütze.

Russland hatte am 30. September mit seiner Militärintervention in Syrien begonnen. Moskau will nach eigener Darstellung mit den Luftangriffen die Extremisten der IS-Miliz und der Al-Nusra-Front sowie andere "Terroristen" bekämpfen. Der Westen wirft Russland vor, vor allem Staatschef Bashar al-Assad stützen zu wollen. Der polnische EU-Ratspräsident Donald Tusk befürchtet, dass im Falle eines Sieges Assads weitere drei Millionen Syrer nach Europa fliehen könnten.

Syriens Armee plant Bodenoffensive
Nach den jüngsten russischen Bombenangriffen plant die syrische Regierung nahe der Stadt Homs angeblich eine Bodenoffensive. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Montagabend aus dem Umfeld eines von der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah geführten Militärbündnisses. Für die Offensive werden demnach Tausende Kämpfer der Hisbollah, der iranischen Revolutionsgarden, der syrischen Streitkräfte und verbündeter Milizen mobilisiert. Die Bodenoffensive dürfte harte Kritik hervorrufen, denn einige Rebellengruppen werden vom Westen nicht als terroristisch, sondern als gemäßigt angesehen.

Rebellen drohen mit Vergeltung
Mehr als 40 Rebellengruppen hatten am Montag der russischen Luftwaffe ein "Massaker" an Zivilisten in der Provinz Homs vorgeworfen und Vergeltung angedroht. Die "russische Militäraggression" sei eine "offene Besatzung" und alle Besatzungsmächte seien "legitime Ziele", hieß es in der Erklärung, die von gemäßigten Rebellenbrigaden sowie von radikalislamischen Truppen wie Ahrar al-Sham und Jaisch al-Islam getragen wurde. Die Al-Nusra-Front unterzeichnete nicht.

Türkei bestellt russischen Botschafter ins Außenamt
Russland hatte bei den Bombardements in Syrien den türkischen Luftraum zweimal verletzt. Die Regierung in Ankara hat deshalb am Dienstag den russischen Botschafter ins Außenamt bestellt, um zu betonen, dass ein solcher Vorfall nicht wieder vorkommen sollte, sagte eine Sprecherin des türkischen Außenministeriums am Dienstag.

Verletzung des Luftraums für NATO kein Versehen
Die NATO geht davon aus, dass Russland bewusst den türkischen Luftraum verletzt hat. "Für uns sah das nicht wie ein Versehen aus", kommentierte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Dienstag in Brüssel. Er wolle nicht über die Motive spekulieren, warne aber vor einer Wiederholung. Der türkische Luftraum sei gleichzeitig NATO-Luftraum, so Stoltenberg in Anspielung auf die türkische Bündniszugehörigkeit.

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