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F: Geheimdienst wollte Wikipedia-Eintrag löschen

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09.04.2013 10:57
Ein Zensurversuch des französischen Geheimdienstes DCRI ist gründlich nach hinten losgegangen. Nachdem die Organisation von den Betreibern der französischen Wikipedia-Ausgabe gefordert hatte, einen Artikel über die militärische Sendeanlage Pierre-sur-Haute zu löschen, und das Ansinnen der französischen Regierung bekannt wurde, schaffte es der zuvor weitgehend unbehelligte Artikel an die Spitze der Wikipedia-Charts und wurde in 20 Sprachen übersetzt.

Stein des Anstoßes: Die militärische Sendeanlage Pierre-sur-Haute, die nicht nur Sendetechnik, sondern auch einen Atombunker beherbergt. Die auf Wikipedia zugänglichen Informationen über die Anlage sollten aus Gründen der nationalen Sicherheit gelöscht werden, berichtet das IT-Portal "Heise" unter Berufung auf eine Stellungnahme des französischen Innenministeriums.

Geheimdienst forderte Löschung, nannte keine Gründe
Der Geheimdienst hatte offenbar bereits im März Kontakt zu den Wikipedia-Betreibern aufgenommen, wollte jedoch auch auf Nachfrage keine triftigen Gründe für die Löschung des Artikels nennen. Deshalb verweigerte die Wikimedia Foundation dies.

Offenbar versuchte der französische Geheimdienst anschließend, über einen Wikipedia-Administrator die Löschung der Seite zu erwirken. Die Organisation soll den Administrator durch die Androhung rechtlicher Schritte zur Löschung des seit 2009 weitgehend unbehelligt online stehenden Artikels animiert haben. Der Mann kam der Aufforderung des Geheimdienstes aus Angst vor Repressalien zunächst tatsächlich nach und löschte den Artikel.

"Streisand-Effekt" brachte 75.000 Aufrufe
Nachdem die Sache bekannt wurde, wurde die Wikipedia-Seite jedoch wiederhergestellt – und mittlerweile in 20 verschiedene Sprachen übersetzt. In der französischen Wikipedia ist der Artikel über die Sendeanlage im französischen Bezirk Loire, aktuellen Daten der Wikipedia-Analysewebsite WikiScan zufolge, mit rund 75.000 Aufrufen der meistgelesene Artikel.

Die Ereignisse sind ein eindrucksvolles Beispiel für den sogenannten "Streisand-Effekt". Der verdankt seinen Namen der US-Sängerin Barbara Streisand, die im Jahr 2003 eine Foto-Website erfolglos auf 50 Millionen US-Dollar Schadensersatz verklagte, weil darauf eine Luftaufnahme ihres Anwesens zu sehen war. War das Foto zuvor weitgehend unbeachtet im Netz gestanden, verbreitete es sich durch den öffentlich gewordenen Versuch der Sängerin, es löschen zu lassen, plötzlich explosionsartig. Das Gegenteil dessen, was sich Streisand erhofft hatte.

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