Konsolen-Krimi

Auf der Suche nach dem Origami-Killer in “Heavy Rain”

Spiele
09.03.2010 09:19
Aufstehen, rasieren, Zähne putzen, duschen, anziehen, Kaffee kochen – selten war ein Spieleinstieg banaler als bei Sonys "Heavy Rain". Doch die Sims’sche Machart der ersten Minuten täuscht, handelt es sich bei dem PS3-Exklusivtitel der "Fahrenheit"-Macher von Quantic Dream doch um eines der spannendsten und zugleich ungewöhnlichsten Konsolenabenteuer der jüngsten Zeit.

Ungewöhnlich deshalb, weil "Heavy Rain" das Drücken von Buttons und Analog-Sticks zur rechten Zeit in der richtigen Reihenfolge in die richtige Richtung zum obersten und alles dominierenden Spielprinzip erklärt. Während die sogenannten Quick-Time-Events woanders – man denke an "God of War" oder zuletzt "Dante's Inferno" – nur vereinzelt zum Einsatz kommen und dem Spieler ansonsten weitgehend freie Hand lassen, fungiert man in Sonys "Heavy Rain" überwiegend als passiver "Reakteur", dessen Möglichkeiten der Einflussnahme auf das Spielgeschehen vergleichsweise beschränkt sind.

Konsolen-Krimi zum Nachspielen
Das wiederum ist weitaus aufregender als es anfangs noch scheinen mag. Denn was "Heavy Rain" in Sachen Gameplay vermissen lässt, gleicht es durch seine spannend gestrickte und filmisch inszenierte Story wieder aus. Nur langsam anlaufend, gewinnt der Konsolen-Krimi nach etwa einer Stunde rasch an Fahrt und steuert schließlich immer schneller dem fulminanten Höhepunkt entgegen. Nur so viel sei verraten: Vier abwechselnd spielbare Charaktere - ein verzweifelter Vater, ein angehender FBI-Agent, eine Fotografin und ein Detektiv - werden in die Mordserie des mysteriösen "Origami-Killers" verstrickt.

Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, bei dem - anders als in so manchem Adventure oder Rollenspiel – jedoch kein Grund zur Sorge besteht, an irgendeiner Stelle im Spiel einmal nicht mehr weiter zu wissen oder gar zu scheitern. Denn selbst wenn einer der Charaktere das Zeitliche segnen sollte: Die Geschichte geht weiter und wird aus Sicht der verbliebenen Charaktere fortgesetzt – allerdings mit allen Konsequenzen, die der Tod der Spielfigur mit sich bringt.

Wo viel Regen, da auch Schatten
Am Ende entscheiden die Handlungen während des Spiels darüber, welchen Ausgang die Geschichte nimmt bzw. vielmehr, wie viel man über den Origami-Killer und dessen Vergangenheit in Erfahrung bringen kann. Genau darin besteht dann auch der Reiz und der hohe Wiederspielwert von "Heavy Rain": eben all jene Handlungen, mit denen sich der Spielverlauf - wenn auch nur um Nuancen - verändern lässt, zu erleben. Sogar wenn dies bedeuten sollte, erneut den Kampf mit der mitunter störrischen Steuerung und der oftmals unglücklich gewählten Kamera-Perspektive aufnehmen zu müssen.

Auch so manche Aufforderung zum schnellen Knöpfchendruck oder die um einen Charakter kreisenden Antwortmöglichkeiten während eines Dialogs sind mitunter nur schwer ausfindig zu machen. In Summe überwiegt jedoch der positive Gesamteindruck, der dank Motion-Capture-Verfahren vor allem aus der überzeugenden schauspielerischen Darbietung der virtuellen Akteure, insbesondere der Mimik, sowie deren durchwegs authentischer Synchronisation resultiert.

Fazit: Ob nun Spiel mit Filmcharakter oder Film zum Spielen: "Heavy Rain" ist der gelungene Beweis dafür, dass Videospiele nach wie vor spannende Neuerungen parat halten und Gaming auf ein neues Level heben können. Auch wenn sich der Einstieg anfangs etwas schwer gestaltet, die Art und Weise, mit der "Heavy Rain" den Spieler in seinen Bann zieht, ist ebenso einzigartig wie das Gameplay - und schon allein deshalb spielens- bzw. sehenswert.

Plattform: PS3
Publisher: Sony
krone.at-Wertung: 9/10

von Sebastian Räuchle

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