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Erdogans Kindersoldaten mussten Leichen spielen

Österreich
18.04.2018 14:38

Die Affäre um die Kriegsspiele mit Kindern in einer ATIB-Moschee in der Wiener Dammstraße weitet sich aus. Am Mittwoch tauchten Fotos auf Facebook auf, die belegen sollen, dass nicht nur heuer, sondern bereits im Jahr 2016 Schlachten mit Kindern nachgestellt wurden, wie der „Falter“ berichtet. Die neuen Bilder zeigen Kinder, die tote Soldaten spielen, die mit türkischen Fahnen zugedeckt werden.

Die Fotos stammen aus einer der größten Moscheen Wiens, dem Gotteshaus des zur türkischen Religionsbehörde gehörenden Vereins ATIB, der in Wien auch Kindergärten betreibt. Die Kinder mussten die Schlacht von Gallipoli aus dem Jahr 1915 nachstellen, ein Gemetzel, das die Türken im Ersten Weltkrieg gewonnen hatten.

Die Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa (ATIB) ist ein direkter Ableger des türkischen Amts für Religion und verfolgt die Linie der türkischen Regierung. Die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) distanzierte sich offiziell von dem Spektakel. Die Optik sei nicht gut. Personelle Konsequenzen - der Präsident der Glaubensgemeinde, Ibrahim Olgun, ist selbst Vertreter der ATIB - blieben aber bisher aus.

Regierung prüft Schritte bis hin zur Auflösung
Die Regierungsspitze übt heftige Kritik an ATIB. Das im Bundeskanzleramt angesiedelte Kultusamt überprüft die Vorfälle bereits auf Verstöße gegen das Islamgesetz, ein Verfahren wurde eingeleitet. Die Schließung der Moschee oder auch die Auflösung des Vereins ATIB stehen im Raum.

„Das hat in Österreich keinen Platz. Hier wird es null Toleranz geben“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwoch beim Pressefoyer nach dem Ministerrat. Auch Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) sprach von „völlig untragbaren“ Vorfällen.

Kritik üben Kurz und Strache in diesem Zusammenhang aber auch an der Stadt Wien. Jene, die Möglichkeiten haben, gegen diese Fehlentwicklungen vorzugehen, müssten aktiv werden.

Verfassungsschutz und Jugendamt prüfen
Wie berichtet, mussten in einem islamischen Gotteshaus in Wien Kinder für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan exerzieren - Buben marschierten vor den Eltern in Kampfuniformen auf, Mädchen mussten in türkischer Frauentracht aufmarschieren, samt Kopftuch. Der in Wien zuständige Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) sagt: „Die Bilder zeigen Militarismus und Nationalismus. Dafür werden offenbar Kinder missbraucht.“ Er hat das Jugendamt mit einer Prüfung beauftragt. Einen solchen Auftrag hat auch das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung bekommen. Zudem wird die zuständige Magistratsabteilung 11 (Kinder- und Jugendhilfe) die Verantwortlichen der Moschee und die Führung von ATIB zu einem klärenden Gespräch einladen, hieß es.

Türkische Kulturgemeinde: „Das ist nicht normal!“
Auch die Türkische Kulturgemeinde in Österreich (TKG) hat sich am Mittwoch zu Wort gemeldet und verurteilt die Bilder aus der Moschee. „Das ist nicht normal und nicht akzeptabel“, heißt es in einer Aussendung. Es sei eine Respektlosigkeit gegenüber dem Gebetshaus und gegenüber Österreich, so die TKG. „Ein Gebetshaus ist ein Ort, an dem man sich direkt und in Ruhe an Gott wenden kann. Besonders in dem Bereich Gebetshaus sollte Politik und Religion nicht vermischt werden.“

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