Ich habe heuer bewusst darauf verzichtet, mir TV-Konfrontationen der Politiker anzusehen, denn diese Duelle senden meiner Meinung nach oft ein falsches Signal. Sehr oft steigt nämlich bei diesen Duellen jener Bewerber gut aus, der am besten gecoacht wurde, der das losere Mundwerk hat, angriffig ist und anstelle von Fakten den Gegner am besten runtermacht. Und dann frage ich mich: Will ich überhaupt so einen Mini-Trump an der Spitze der Partei meiner Wahl haben? Nein. Denn ein Rückblick auf die abgelaufene Legislaturperiode ist da viel aufschlussreicher, aber zugegebenermaßen weniger spektakulär. Welche Politik haben sie in den letzten fünf Jahren gemacht? Haben sie weitgehend korruptionsfreie, zukunftsorientierte Politik gemacht? Haben sie den Konsens gesucht oder haben sie gespalten und gehetzt? Als Wähler möchte ich meine Stimme jener Partei geben, deren Vorsitzende(r) vielleicht nicht so redegewandt ist wie etwa ein Kickl oder ein Kurz, aber – anders als diese Herren – für redliche, demokratiebejahende und sach- und lösungsorientierte Politik steht. TV-Konfrontationen mögen einen gewissen Unterhaltungswert haben, aber mehr auch nicht. Auf das Niveau der Amerikaner sollten wir uns nicht begeben, die bereit sind, für eine blonde Locke und verbale Entgleisungen ihre politischen Grundsätze zu opfern.