Mehr als 90% der Schulen machen mit. Ab Schulbeginn werden ca. 150.000 Schüler der fünften und sechsten Schulstufe bei einem Selbstbehalt von ca. 25% mit digitalen Endgeräten ausgestattet. Ein zeitgemäßer, notwendiger Schritt. Österreichs Schule darf aber nicht einseitig zur „digitalen Lern- und Betriebsstätte“ verkümmern. Und diese Gefahr besteht allemal. Laptop oder Tablet ist unersetzliches Werkzeug und Hilfsmittel. Dennoch, umfassendes, sozial-emotionales, interaktives Lernen spielt sich auf einer ganz anderen, übergeordneten Dimension ab. Es ist alles andere als zielführend, nur noch vor dem Bildschirm in die Tasten zu hauen, Suchmaschinen zu bedienen oder permanent Dr. Google zu konsultieren. Das hat mit welterfahrendem, auf Empathie, Sinne und Mitmensch ausgerichtetem Lernen wenig zu tun. Schüler und Lehrer laufen Gefahr, von digitalen Lernressourcen regelrecht vereinnahmt zu werden. Digitaler Überkonsum darf nicht schleichend zur täglichen Routine werden. Was tun? Mit Herz, Hausverstand und Weitsicht gesegnete Pädagogen wissen, es ist unverzichtbar, im Unterricht multisensorische Lernerfahrungen zu generieren, sich gegenseitig physisch wahrzunehmen und zu spüren, um freudvoll und proaktiv miteinander und voneinander zu lernen. Weiterhin unverzichtbar sind Hefte bzw. handschriftliche Aufzeichnungen und Arbeiten, um Information nachhaltig zu vernetzen und sich wichtige Kulturtechniken wie Schreiben, Malen, Zeichnen, Skizzieren etc., anzueignen. Es muss menscheln in der Klasse. Zusammengehörigkeitsgefühl und Freude am gemeinsamen Tun und Lernen dürfen den Digitalisierungsbestrebungen nicht gänzlich geopfert werden. Praktisch-kreative Fächer wie Musik, Werken, Bewegung und Sport gewinnen ab sofort noch mehr an Bedeutung. Nicht der Bildschirm, sondern Gefühlsregungen wie Schmunzeln, Lachen, Staunen, sich langweilen etc., sind Essenz eines lebendigen, lebenspraktischen und zukunftsorientierten Unterrichts.
Sepp Schnöll, Lehrer, Kuchl
Erschienen am Fr, 24.9.2021
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