Es geht um die Quote

Verklärte Modelwelt bei “Austria’s Next Topmodel”

Adabei
01.12.2017 15:17

"Austria's Next Topmodel" sucht die Schönsten des Landes - angeblich. In Wahrheit geht es freilich nur um die Quote. Ein "Krone"-Brennpunkt.

Woche für Woche kämpfen derzeit auf ATV junge Menschen um den vermeintlichen Aufstieg in den Model-Olymp. Das Prinzip von "Austria's Next Topmodel": 14 Kandidaten - männlich und weiblich - müssen sich in "Challenges" beweisen, um "real jobs" (ohne Englisch geht's nicht!) zu ergattern. Als Mentoren fungieren Modedesignerin Marina Hoermanseder und Männermodel Daniel Bamdad. Jury-Chefin Eveline Hall (72) entscheidet mit gertenschlanker Figur und silbergrauer Mähne, wer wöchentlich fliegt.

Nackte Tatsachen als Quotenmacher
Mit der Realität des Modelbusiness hat ANTM (so die knackige Abkürzung unter Fans) natürlich wenig zu tun. Schon für Folge eins hagelte es Kritik, sogar von ausländischen Medien. Splitterfasernackt mussten die Neo-Models da mit ihren Kollegen vor der Kamera auf Tuchfühlung gehen. Es kullerten Tränen - und so geht es weiter: Nackte Haut ist gefragt, gepimpt mit roten Lack-Overknees (für die Burschen!). Da lassen sich sogar Kandidaten zu Kritik hinreißen. "Das ist erniedrigend", wetterte etwa Edvin. Zickereien müssen her, denn - so Hoermanseder: "Wir sind hier nicht beim Nächstenliebe-Seminar."

"Bitte beachten Sie die Produktplatzierungen"
Techtelmechtel zwischen Kandidaten werden großzügig konstruiert. Laufstegtraining?Fehlanzeige! Stattdessen lässt unfassbar plumpes Product Placement die Show zur Dauerwerbesendung werden. Doch Kritik jeglicher Art prallt an Reality-Sendungen wie "Austria's Next Top Model" trotz allem ab. Es gilt: Jede Werbung ist gute Werbung. Wer das Ganze allzu ernst nimmt und dahinter ein ausbeuterisches System vermutet, dem sei ein Abstecher in die Realität empfohlen: Es geht um Einschaltquoten. Dass diese leichter mithilfe von Tränen ob abgeschnittener Wallemähnen (Stichwort "Umstyling") generiert werden, weiß man. Daraus macht, bei genauerem Hinsehen, ja auch niemand einen Hehl ...

Ex-Topmodel Michaela Schwarz-Weismann: "Mit Träumen wird gespielt"

"Krone": Sie waren in den Neunzigern als Model sehr erfolgreich, haben etwa in New York vor Nadja Auermann die Joop-Modenschau eröffnet. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?
Michaela Schwarz-Weismann: Meinen Ehemann (Fotograf Jork Weismann, Anm.). Außerdem drei Fremdsprachen und Weltoffenheit. Ich bin sehr viel gereist, der Job ist eine tolle Chance.

Wieso haben Sie dann damit aufgehört?
Nach vier Jahren habe ich gespürt, dass es reicht. Man muss der Typ dafür sein, aus dem Koffer zu leben, allein zu sein. Aber die Zeit hat mich geprägt.

Was halten Sie von TV-Formaten wie ANTM?
Nichts. Ich mag es nicht, Menschen zuzuschauen, wie sie sich gegenseitig fertigmachen. Da wird mit Träumen gespielt, um den Zuschauer zu unterhalten. Das hat nichts mit der Realität zu tun.

Was raten Sie dennoch den Nachwuchs-Models?
Vorsicht! In der Branche gibt es auch viel Negatives. Man sollte ein Gespür entwickeln. Da hilft Lebenserfahrung, ich würde nicht zu früh mit dem Modeln anfangen.

Melanie Leitner, Kronen Zeitung

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(Bild: kmm)



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