Amnesty-Bericht
2016 weniger Hinrichtungen, aber mehr Todesurteile
Gemischte Bilanz von Amnesty International zur Todesstrafe: Während weltweit die Zahl der Hinrichtungen laut der am Dienstag veröffentlichten Jahresstatistik 2016 um mehr als ein Drittel auf 1032 gesunken ist, stieg die Zahl der Todesurteile um mehr als die Hälfte auf 3117. Interessantes Detail des Berichts: Die USA sind erstmals seit elf Jahren nicht unter den fünf Ländern mit den meisten Hinrichtungen. Globaler Exekutions-Spitzenreiter ist weiterhin China.
2015 lag die Zahl der weltweit registrierten Hinrichtungen laut Amnesty noch bei 1634, ein Höchstwert. Der diesjährige Rückgang ist auf sinkende Zahlen im Iran (minus 42 Prozent) und Pakistan (minus 73 Prozent) zurückzuführen, so der Bericht. Demnach fanden fast 90 Prozent der Hinrichtungen in vier Ländern statt: im Iran (567), Saudi-Arabien (154), im Irak (88) und in Pakistan (87).
Mehrere Tausend Hinrichtungen in China
Nicht erfasst wurden die Hinrichtungen in China, die Amnesty auf mehrere Tausend schätzt. Die chinesische Führung behandelt die Todesstrafe als Staatsgeheimnis. Auch im Jemen, in Laos, Nordkorea und Syrien konnten keine Zahlen erhoben werden. Der Anstieg der Todesurteile im Vergleich zum Jahr 2015 (1998) ist auf einige wenige Staaten wie Nigeria, Kamerun, Sambia und Somalia zurückzuführen.
Die USA liegen auf Platz sieben bei den Hinrichtungen. Demnach ging die Zahl der Exekutionen um fast 30 Prozent auf 20 zurück. Grund dafür seien etwa Anfechtungsklagen, die dazu führten, dass Hinrichtungsvorschriften für die Giftspritze geändert werden mussten, sowie Probleme mancher Bundesstaaten, sich die Chemikalien für Giftinjektionen zu beschaffen.
So werden in Arkansas nach dem 30. April vorerst keine Todeskandidaten mehr hingerichtet werden, weil dann das Haltbarkeitsdatum eines für die Spritze benötigten Medikaments abgelaufen sein wird. Für Hinrichtungen benötigen die US-Staaten Arzneimittel aus den EU-Staaten, die sie aber aufgrund eines europäischen Boykotts nicht erhalten.
141 Staaten verzichten auf Todesstrafe
Dem neuen Jahresbericht zufolge wird inzwischen in 141 Staaten die Todesstrafe nicht mehr angewendet: In 104 Ländern ist sie vollständig abgeschafft, sieben Staaten sehen die Todesstrafe nur noch für außergewöhnliche Straftaten wie Kriegsverbrechen oder Vergehen nach Militärrecht vor. In 30 Ländern ist die Todesstrafe in der Praxis, aber nicht im Gesetz abgeschafft.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB).