Zahlreiche Vermisste

Kolumbien: Mehr als 250 Tote bei Überschwemmungen

Ausland
02.04.2017 08:12

Bei Überschwemmungen und Erdrutschen im Süden Kolumbiens sind nach offiziellen Angaben mindestens 254 Menschen ums Leben gekommen. Weitere 400 seien in der Stadt Mocoa verletzt worden, teilte die Armee am Samstag (Ortszeit) mit. 200 weitere würden noch vermisst. Es handle sich um eine Tragödie von unvorstellbarem Ausmaß, sagte die Gouverneurin der Region Putumayo, Sorrel Aroca. "Ganze Wohnviertel" seien im Katastrophengebiet verschwunden.

Schwere Regenfälle hatten am Freitagabend den Fluss Mocoa und drei Zuflüsse über die Ufer treten lassen und die Erde ins Rutschen gebracht. Hunderte Menschen wurden von Wassermassen mitgerissen. Wegen vieler verschütteter Häuser ist mit steigenden Opferzahlen zu rechnen. Am Samstag war der 40.000-Einwohner Ort Mocoa von Strom und Leitungswasser abgeschnitten.

Luftbilder zeigten dramatische Schäden, ganze Viertel wurden zerstört. Mocoa liegt in der Nähe der Grenze zu Ecuador, rund 630 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Bogota.

Bürgermeister: "Häuser in 17 Vierteln praktisch ausradiert"
"Ein großer Teil der Bevölkerung ist von der Lawine quasi mitgerissen worden. Die Häuser in 17 Vierteln sind praktisch ausradiert worden", sagte Bürgermeister Jose Antonio Castro. "Mein Haus wurde auch zerstört, der Schlamm steht bis an die Decke", so Castro.

Angesichts der hohen Zahl von Verletzten könne die medizinische Versorgung in Mocoa nicht mehr gewährleistet werden, erklärte die zuständige Gouverneurin Sorrel Aroca. "Uns fehlt Personal, um den Opfern der Tragödie zu helfen."

Die Behörden bildeten einen Krisenstab. Militär, Polizei und Rettungskräfte suchten nach den Vermissten. Dabei müssten Hunderttausende Tonnen von Schutt und Schlamm weggeräumt werden, sagte Carlos Ivan Marquez von der Katastrophenschutzbehörde des Landes.

Präsident Santos: "Tragödie lässt alle Kolumbianer trauern"
Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos sagte eine geplante Kuba-Reise ab und reiste umgehend nach Mocoa, um sich ein Bild zu machen. "Diese Tragödie lässt alle Kolumbianer trauern."

Als Santos am Samstag in Mocoa eintraf, betonte er mit Blick auf die Opfer: "Wir wissen nicht wie viele es werden." Er verhängte den Katastrophenzustand, um die Hilfsmaßnahmen zu beschleunigen. Santos wurde von den Ministern für Verteidigung, Gesundheit und Umwelt begleitet. Außerdem reisten mit ihm die Chefs von Armee und Polizei sowie Leiter von Hilfsorganisationen.

Viele Menschen in der Region begriffen nur langsam, was ihnen widerfahren sei, meinte der 69-jährige Anrainer Hernando Rodriguez: "Viele Leute sind auf der Straße, viele Häuser sind zerstört." Die Bevölkerung sei nicht auf eine solche Katastrophe vorbereitet gewesen, und "wir wissen nicht, was wir jetzt tun sollen". Berichten zufolge plünderten durstige Menschen auf der Suche nach Trinkwasser bereits Geschäfte.

Schlammlawine vor 31 Jahren forderte 25.000 Menschenleben
In Kolumbien hatte sich vor 31 Jahren auch die weltweit bisher schlimmste Katastrophe durch eine Schlammlawine ereignet. Nach dem Ausbruch des Vulkans Nevado del Ruiz brachte die Lava die Eiskappe des 5390 Meter hohen Vulkans zum Schmelzen und löste damit im November 1985 eine Schlamm- und Gerölllawine aus, die die Stadt Armero auslöschte, 25.000 Menschen starben. Heute ist der Ort ein riesiger Friedhof.

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