Vor 20 Jahren

Hermann Maier: “Da sah ich mich eher als Maurer”

Sport
07.01.2016 16:51

Vor genau 20 Jahren wurde Hermann Maier entdeckt: Weshalb er seine Karriere Andi Goldberger zu "verdanken" hat, wie ideal dieser Winter bisher für den Neo-Hotelier verlief - und warum er für seinen Comeback-Ort Adelboden die nächsten Erfolge von Marcel Hirscher prophezeit.

Hermann Maier im Dauerstress. Einerseits als glücklicher Familienvater mit seinen drei kleinen Mädchen. Andererseits als Geschäftsmann. Am 19. Jänner wird in St. Johann in Tirol das erste seiner adeo-alpin-Hotels, das er mit Ex-Teamkollege Rainer Schönfelder führt, eröffnet. Ende Jänner in Zederhaus das zweite. "Wir haben das ideale Jahr zum Bauen erwischt. Weil lange kein Schnee war, konnte man alles fertig machen - und bis zur Eröffnung ist dann hoffentlich der Winter da." Ein perfektes Maier-Timing. Genau wie damals.

"Ich hatte einen alten, zerschlissenen amerikanischen Rennanzug an"
Genau vor 20 Jahren rauchten die Köpfe der Verantwortlichen des Ski-Verbandes. Weil ein bereits 23-Jähriger, der keinem Kader angehörte, am 6. Jänner beim Riesentorlauf in Flachau als Vorläufer mitten in die Weltspitze gefahren wäre. "Ich hatte einen alten, zerschlissenen amerikanischen Rennanzug an", erinnert sich Maier. Und muss heute noch lachen, wenn er an sein Glück denkt: "Weil Andi Goldberger als Führender gerade in Bischofshofen sprang, begann der zweite Durchgang wegen der TV-Übertragung etwas später. Sonst hätte ich es nicht rechtzeitig zum Start geschafft." Und die wahrscheinlich wundersamste Karriere in Österreichs Sportgeschichte hätte es vermutlich nie gegeben.

Davor hatte ich mich am 25. Oktober von meinem Chef verabschiedet. Ich sagte: Ich probiere es ein letztes Mal mit Skirennen. Aber ich nehme an, dass wir uns im Frühjahr wiedersehen!" 20 Jahre später  Hotel-Besitzer zu sein, davon hätte er nicht einmal zu träumen gewagt. "Im Herbst davor habe ich noch für einen anderen ein Hotel gebaut. Auch im Jahr 2016 hätte ich mich rückblickend eher als Maurer gesehen." Aber er sollte nie wieder zum Chef seiner damaligen Baufirma zurückkehren.

Nach der Vorläufer-Sensation von Flachau wurde er in den Europacup geschickt. Maier siegte auf Anhieb, fuhr wenig später in Hinterstoder erstmals im Weltcup und gewann ein Jahr danach in Garmisch sein erstes Weltcuprennen. 1998 wurde Hermann trotz Horrorsturz davor Doppel-Olympiasieger, feierte Seriensiege und galt im Sommer 2001 nach dem Überseetraining als nahezu unschlagbar. Bis der Motorradunfall, bei dem er fast sein rechtes Bein verloren hätte, mit einem Schlag alles änderte.

"Es ist ein Geschenk, wieder halbwegs normal gehen zu können"
Auch daran wird sich Maier erinnern, wenn Marcel Hirscher & Co. am Wochenende in Adelboden um Siege kämpfen. Ebendort feierte er im Jänner 2003 sein Comeback. Der Startschuss zu seiner zweiten Karriere, die fast noch sensationeller sein sollte als die erste. "Wieder fahren zu können war ein sehr prägendes Erlebnis", erinnert er sich, "der Unfall hatte irreparable Schäden am Körper verursacht. Es ist schon ein Geschenk, wieder halbwegs normal gehen zu können."

Trotzdem gewann er 2004 zum vierten Mal den Gesamtweltcup und wurde 2005 Weltmeister im Riesentorlauf. Heute verfolgt er die Rennen meist  als TV-Zuschauer. Und erwartet als solcher für Adelboden die nächsten Hirscher-Triumphe: "Ich denke, er wird dort wieder alles abstauben. Weil dieser steile und extrem selektive Hang für ihn  maßgeschneidert ist."
Wie einst für ihn selbst.

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(Bild: KMM)



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