Star muss stark sein

Céline Dion: (Noch) Keine Zeit für Tränen

Adabei
06.12.2015 07:00
Céline Dion macht Pause von ihren Las-Vegas-Auftritten, um ihrem krebskranken Mann eine schöne Weihnachtszeit zu ermöglichen. Dabei muss sie sehr stark sein. Das ist sie auch ihren drei Söhnen schuldig. Die American Music Awards sind Jahr für Jahr das wichtigste Branchentreffen, das sich keiner der US-Popstars entgehen lässt. Heuer aber stahl ein trauriges Lied allen anderen Aufregern - vom Jennifer-Lopez-Popo bis zum durchsichtigen Gwen-Stefani-Outfit - die Show.

Céline Dion sang "Hymne à l'amour" von Edith Piaf, als Zeichen der Solidarität mit den Opfern der Anschläge von Paris und rührte damit die Gäste zu Tränen. Die Geste des Mitgefühls wirkte auch deshalb ehrlich und stimmig, weil Céline ursprünglich aus Quebec, dem französischsprachigen Teil Kanadas, stammt und Französisch eigentlich ihre Muttersprache ist.

Auch sonst sorgt die langbeinige Diva derzeit für viele emotionale Momente. Ganz offen spricht sie in Interviews über ihre schwierige Zeit, die tödliche Krankheit ihres geliebten Ehemannes René Angélil. 2013 erhielt er bereits zum zweiten Mann die Diagnose Kehlkopfkrebs, das tägliche Bangen ist inzwischen zu einem langsamen Abschiednehmen geworden. Er wird durch eine Magensonde ernährt, ist auf die Hilfe seiner Frau angewiesen: "Er kann seinen Mund nicht benutzen. Er kann nicht essen, deswegen muss ich ihn füttern", erzählte die 47-Jährige. Auch das Sprechen sei ihm nicht mehr möglich.

Die Auftritte seiner Liebsten sehe er sich aber per Videoaufzeichnung an, er hat Freude, sie auf der Bühne zu sehen. Dennoch macht Dion derzeit Pause von ihren Konzerten. Sie will sich gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit voll und ganz der Familie widmen.

René ist die große Liebe ihres Lebens. Seit mehr als 20 Jahren sind sie verheiratet, als Céline 12 Jahre jung war, erkannte er ihr unglaubliches Stimmtalent und wurde ihr Musikmanager. Um das erste Lied "Ce n'était qu'un reve", das ihre Mutter Thérèse und ihr Bruder Jacques für sie komponiert hatten, finanzieren zu können, verpfändete der um 26 Jahren ältere René sogar sein Haus.

Sein Gespür gab ihm Recht. Als Céline zwanzig Jahre alt wurde, hatte sie nicht weniger als vierzehn Alben veröffentlicht, 1988 gewann sie für die Schweiz auch den Song Contest. Mittlerweile zählt die Jüngste von vierzehn (!) Kindern, die in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, mit 260 Millionen verkauften Tonträgern zu den absoluten Weltstars der Popmusik. Dion blieb trotz des gigantischen Erfolgs aber immer auch Familienmensch. Drei Söhne brachte sie auf die Welt, René-Charles (14) und die fünfjährigen Zwillinge Nelson und Eddy.

Die Buben wissen um den ernsthaften Zustand ihres Papas, doch Céline will daheim keine Trauerstimmung aufkommen lassen. Sie versuche vielmehr für ihn stark zu sein, und ihm glaubhaft zu vermitteln, dass sie sich um die Racker kümmern wird. "Und dass René uns von einer anderen Stelle aus beobachten wird." Das versucht sie ihm glaubhaft zu vermitteln.

In Zeiten wie diesen bleibt ihnen aber gar nichts anderes übrig, als zu respektieren, dass es "kein Gestern oder Morgen gibt. Heute ist der einzige Tag, der zählt und man muss das Beste daraus machen." Oft frage sie ihn, erzählte Dion jüngst dem TV-Sender "USA Today", ob er Angst habe. Dann sprechen die beiden über das Bangen, die Furcht, das Ende. Seinen größten Wunsch werde sie selbstverständlich erfüllen: Er möchte in ihren Armen sterben. "Ok, ja, ich werde da sein."

Tapfer absolvierte sie in den letzten Wochen ihre Verpflichtungen im Scheinwerferlicht. In weniger angespannten Zeiten liebt sie es, auf der Bühne zu stehen. Deshalb wollte sie auch beim Gedächtniskonzert für einen der Größten des Showbusiness dabei sein: Frank Sinatra wäre heuer am 12. Dezember 100 geworden, mehrere US-TV-Stationen produzierten deshalb eine Show ihm zu Ehren - mit Stars von Tony Bennett bis Lady Gaga und Zac Brown. Die Aufzeichnung, inklusive des Auftritts von Céline Dion, versammelt die Millionen vor den amerikanischen Fernsehschirmen.

Für feuchte Augen der stimmgewaltigen Sängerin hat dabei wohl jeder Verständnis. Wie formulierte sie es, kämpferisch bis in jede Pore, so treffend: "Du kannst deine weichen Knie am Ende bekommen, aber wenn jemand, den du liebst, hinfällt und Hilfe braucht, ist nicht die Zeit für Tränen. Anschließend, sicher. Aber noch nicht."

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(Bild: kmm)



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