Archäologen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften waren 2005 im Rahmen eines Grabungsprojekts am Wachtberg nahe Krems in fünf Metern Tiefe auf die weltweit einzigartige Grabstätte gestoßen. Bei den 32.000 Jahre alten Knochen handle es sich um die ersten Skelette aus der Altsteinzeit, die man je in Österreich gefunden hat, weiß Christine Neugebauer-Maresch vom Institut für Orientalische und Europäische Archäologie der ÖAW.
Körper mit Mammut-Schulterblatt abgedeckt
Die zwei Säuglinge - in etwa gleich groß und möglicherweise zur selben Zeit gestorben - waren am Rand eines Lagerplatzes in einer Mulde bestattet worden und in Rötel, einem roten Farbstoff, gebettet, was dem aus Erwachsenen-Gräbern bekannten Bestattungsritus der damaligen Zeit entspricht. Die Körper wurden mit einem Mammut-Schulterblatt abgedeckt, das den Erddruck und teilweise auch die Feuchtigkeit abgehalten und so zum hervorragenden Erhaltungszustand des Fundes beigetragen habe, so die Forscher.
Weil eine unbeschadete Bergung des fragilen Funds nicht möglich war, entschieden sich die Wissenschaftler, die Skelette samt den sie umgebenden Erdschichten als Block zu bergen. So gelangte der Fund zu den Anthropologen des Naturhistorischen Museums Wien, wo der Fund zunächst konserviert und in einer Klimakammer langsam getrocknet wurde. Weil Versuche, das Innere des Block mittels Computertomographie zu untersuchen, nicht die gewünschten Ergebnisse brachten, habe man sich gemeinsam mit den ÖAW-Kollegen nun zu dieser Ausgrabung entschlossen", sagte Maria Teschler-Nicola, Leiterin der Anthropologie-Abteilung im NHM.
Ausgrabung wird mit Scanner dokumentiert
Bei der nun startenden Arbeit wollen die Wissenschaftler immer tiefer in den Erdblock gehen und dabei Stück für Stück, Knochen für Knochen entnehmen. Jeder Schritt der Ausgrabung werde von einem speziellen Scanner dokumentiert, Lage und Form jedes Knöchelchens, Einzelheiten der Rötelfärbung sowie Grabbeigaben werden so festgehalten, so Teschler-Nicola. Von jedem Knochen wollen die Forscher Mikro-CT-Aufnahmen und daraus dreidimensionale Rekonstruktionen anfertigen. In Verbindung mit den Daten des Oberflächen-Scans soll so eine vollständige 3D-Rekonstruktion des Fundes entstehen.
Die Forscher wollen etwa wissen, ob die beiden Kinder unterschiedlich gebettet wurden, wie sich die Rötelstreuung unter den Körpern fortsetzt - also Informationen, die über den Ablauf der Bestattung Auskunft geben. Und sie warten auch gespannt auf Details zu den Kindern selbst: "Welches Geschlecht hatten sie? Sind sie gleichzeitig gestorben? Lassen sich pathologische Befunde erkennen oder sogar die Todesursache feststellen? Wie alt waren sie zum Zeitpunkt des Todes? Und waren es wirklich Zwillinge?", so Teschler-Nicola.
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