Auf Messers Schneide

Höhlendrama: Unwetter könnten Plan durchkreuzen

Ausland
11.06.2014 07:54
Bei den Bemühungen zur Rettung des in rund 1.000 Metern Tiefe gefangenen Höhlenforschers in Bayern spielt der Wetterbericht eine immer größere Rolle. Die Helfer, die seit Tagen die Bergung aus der Riesending-Schachthöhle bei Berchtesgaden vorbereiten, hoffen, dass Unwetter die Arbeiten nicht verzögern. Regen könnte Teilstrecken in der Höhle zeitweise unpassierbar machen.

"In den geraden Strecken, den Canyons, ist viel Wasser. Würde es stark regnen, heißt das nicht, dass unsere Retter ertrinken könnten. Allerdings wäre es möglich, dass der Zu- und Abstieg versperrt wird. Dann müssten wir abwarten, bis das Wasser wieder zurückgeht. Die Bergung könnte sich damit weiter nach hinten verschieben", erklärte Klemens Reindl von der Bergwacht Bayern am Mittwoch. Läuft dagegen alles glatt, könnte der Forscher Johann Westhauser (kleines Bild) auf eine Rettung binnen einer Woche hoffen - sofern ein Arzt ihn für transportfähig erklärt.

Hilfe auch aus Österreich - knapp vor "Meilenstein"
Am Dienstag startete zusammen mit drei Schweizer Höhlenrettern erneut ein Arzt zu dem Verunglückten - ein höhlenerfahrener Mediziner aus Österreich. Der stellvertretende Chef der Bergwacht Bayern, Stefan Schneider, zeigte sich Mittwoch früh zuversichtlich, dass der Arzt demnächst beim 52-Jährigen eintreffe. Nach der Untersuchung wird wohl klarer, wann und wie der Aufstieg mit Westhauser in Angriff genommen werden kann. Dem Verletzten aus Baden-Württemberg geht es besser als zunächst befürchtet, sein Zustand wurde am Mittwoch weiterhin als stabil beschrieben.

Neben dem österreichischen Mediziner - einem von lediglich drei europäischen Ärzten, die eine solche Aktion überhaupt durchführen können - ist auch ein Team der Salzburger Höhlenrettung vor Ort. Laut Einsatzleiter Norbert Rosenberger sind insgesamt 15 Salzburger Retter im Einsatz. Bisher seien sechs von ihnen in das verwinkelte Gang- und Schachtsystem im Inneren des Untersberges eingestiegen.

Die Helfer hoffen, dass sie mit dem Verletzten jeden Tag eines der fünf extra für die Rettung eingerichteten Biwaks erreichen können. Die Bergung aus dem dunklen und teilweise sehr engen Schacht dürfte extrem schwierig werden. Der Verletzte kann nicht ausschließlich liegend transportiert werden. Unklar ist, ob er in der Lage ist, schwierige Engstellen und Seilpassagen eigenständig zu passieren.

Funksystem macht Kontakt bis zur tiefsten Stelle möglich
Mittlerweile funktioniert auch die Kommunikation bis zur tiefsten Stelle der Höhle. Die ersten 400 Meter wurde eine Telefonleitung verlegt. Danach installierten die Schweizer Experten eine Funkverbindung, ein sogenanntes Cave-Link-System. Über dieses können die Retter Textnachrichten versenden. Auch die Höhlenretter aus Salzburg halfen beim Legen der Telefonleitung und dem Aufbau des Höhlenfunksystems.

Das Datenübertragungs- und Messsystem wurde speziell für die Höhlenforschung und den Bergbau entwickelt und ermöglicht die sichere Datenübertragung durch einige Hundert Meter Fels. Da ein automatisches Weiterleiten über mehrere Geräte möglich ist, können mittels Cave-Link auch sehr große Distanzen überbrückt werden.

Warten auf Rettung bei vier Grad Celsius
Der Höhlenforscher war am frühen Pfingstsonntag mit zwei Begleitern in rund 1.000 Metern Tiefe in der tiefsten und längsten Höhle Deutschlands unterwegs, als es gegen 1.30 Uhr zu einem Steinschlag kam. Dabei wurde er am Kopf schwer verletzt. Seither muss er bei Temperaturen von rund vier Grad ausharren. Die Riesending-Schachthöhle besteht aus einem gigantischen Gangsystem mit einer Länge von 19,2 Kilometern und ist 1.148 Meter tief.

Der Zustieg in die Höhle ist extrem schwierig. "Die ersten 350 bis 400 Meter sind eine senkrechte Abseilstrecke. Es gibt viele Querungen", erklärte Bergwacht-Sprecher Reindl. Nur die Fittesten schaffen die gesamte Strecke, wenige kennen den Weg in die Tiefen des Untersberges. Um sich während des zwölf Stunden langen Abstiegs ausruhen zu können, wurden an den trockenen Stellen insgesamt fünf Biwaks samt Verpflegung eingerichtet.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt