30 Jahre Geschichte

K‘s Choice: Ein Welthit, der Menschen verzaubert

Musik
30.12.2025 06:00

Vor 30 Jahren schrieben die Belgier K‘s Choice mit „Not An Addict“ einen der prägendsten Melo-Rocksongs der 90er-Jahre. Vom großen Hit von damals zehren die Geschwister Sam und Gert Bettens noch heute, musizieren aber unermüdlich weiter und bleiben kreativ neugierig. Zum 30-Jahre-Jubiläum des Songs haben wir mit ihnen eine kleine Zeitreise gewagt.

kmm

Global bekannte Pop- oder Rockbands aus dem schönen Belgien kann man wahrscheinlich an eineinhalb Händen abzählen, vor knapp 30 Jahren gab es weltweit aber kein Vorbeikommen an den Antwerpenern K’s Choice. 1992 unter dem Banner The Choice von den beiden Geschwistern Gert und Sarah Bettens gegründet, nahm man 1995 mit dem Zweitwerk „Paradise In Me“ so richtig Fahrt auf. In diesem Jahr mussten sich die beiden samt Mitmusiker nach der Klagsdrohung einer gleichnamigen US-Indieband auch in K’s Choice umbenennen – benannt nach der Figur Josef K. aus Franz Kafkas Kultwerk „Der Prozess“. Auf eben erwähntem Album befand sich die Single „Not An Addict“, deren ohrwurmtauglicher, tief emotionaler 90s-Touch die Massen begeisterte und perfekt in die Zeit nach Grunge und während des Britpop passte. Alanis Morissette sah die Belgier zweimal live und lud sie dann auf eine extensive US-Tour ein – zwischen 1995 und 1998 schien K’s Choice mit der Single die Welt zu gehören.

Kein Problem mit Nostalgie
Anfang des Millenniums hatte die Band sogar einen Auftritt in der beliebten Vampirserie „Buffy – Im Bann der Dämonen“, irgendwann implodierten K’s Choice aber, und lösten sich 2002 auf. 2009 gab es die Rückkehr, Sängerin Sarah durchging 2019 eine Transition und fungiert nach mehreren Hormonbehandlungen seither als Sam Bettens. Obwohl man immer wieder neue Musik und Alben kreiert und dabei vor allem in der belgischen Heimat Erfolge feiert, lebt man als – was sie schon immer waren – grandiose Liveband vor allem von der Nostalgie von damals, wie man diesen Sommer auch beim reaktivierten Kultfestival Forestglade im Eisenstädter Esterházy-Schlosspark bewies. „Wenn uns Menschen sagen, wir waren ein Teil des Soundtracks ihrer Jugend oder sie können sich bei aktuellen Konzerten durch uns wieder in diese Zeit zurückversetzen, ist das eines der größten Komplimente“, freut sich Sam im Geschwister-Doppeltalk mit der „Krone“, „wir sind natürlich keine reine Nostalgie-Band, aber wenn das nur Gutes in den Menschen erweckt, ist nichts daran schlecht.“

Sam lebt seit geraumer Zeit mit seiner Ehefrau und insgesamt vier Kindern im kalifornischen Palm Desert und hat eine durchaus respektable Solokarriere im Rücken. Der unscheinbarere, aber ältere Bruder Gert blieb in Belgien und war hinter seinem strahlenden und stimmstarken Geschwisterchen schon immer das ruhige, aber mindestens genauso wichtige zweite Rad am Bandwagen. „Viele Songs von damals haben heute sicher eine andere Bedeutung für uns“, so Gert, „aber die Kraft ist immer noch da.“ „Paradise In Me“ hat man für eine ausgewählte Anzahl an Shows 2025 zum 30-Jahre-Jubiläum in seiner Gänze live präsentiert und sich davor selbst in eine Nostalgieschleife begeben. „Manche der Nummern haben wir wortwörtlich 25 Jahre oder länger nicht mehr angegriffen. Dafür sind sie immer noch erstaunlich frisch und gut. Wir müssen uns jedenfalls nicht schämen und ,Not An Addict‘ zaubert den Leuten sofort ein Lächeln ins Gesicht. Was kann es Schöneres geben?“

Eltern von sich selbst sein
Der größte Unterschied von damals zu heute liegt in der Positionierung, wie Sänger Sam weiß. „Als wir ,Paradise In Me‘ aufgenommen haben, hatten wir einen frischen Vertrag bei einem Majorlabel. Alles war neu und spannend, nach oben hinaus waren uns keine Grenzen gesetzt. Wenn ich heute an K’s Choice denke, dann hoffe ich in erster Linie darauf, dass das noch fünf Jahre lang so gutgeht, bevor wir die Menschen mit unseren älter werdenden Körpern langweilen.“ Gert hat dabei einen interessanten Blickwinkel auf die eigene Karriere entwickelt. „Es fühlt sich so an, als wäre man musikalisch sein eigener Elternteil“, kommt er dabei selbst zum Lachen, „aber wir sind heute auch entspannter und dankbarer. Wir wollen nicht mehr mit dem Kopf durch die Wand, sondern genießen das Leben gemeinsam mit und in dieser Band. Wenn du jung bist, sorgt du dich, was alle anderen um dich herum denken. Wie du alle zufriedenstellen kannst. Das wird dir im Alter komplett egal, da geht es nur noch um die Musik und die eigenen Visionen. Das ist eine Freiheit, die sich erst entwickelt.“

Heute touren K’s Choice nur noch mit angenehmen Menschen und echten Freunden. „Der Humor ist noch derselbe“, lacht Sam, „die Musik ist das einzige Business der Welt, dass dir nicht nur die Chance, sondern eigentlich die Verpflichtung gibt, immer ein Kindskopf zu bleiben und nie den Spaß zu verlieren. Es wird dir alles erlaubt und verziehen.“ Für böse Zungen mögen K’s Choice ein live-erprobtes „One Trick Pony“ sein, Sam sieht das Konzept von Erfolg ganz anders. „Erfolg ist, bei euch in Österreich auf einem Festival auftreten zu dürfen. Einen Song geschrieben zu haben, denn man in der ganzen Welt mitsummen kann. Die Chance zu haben, durch diesen Song auch mit meinem Soloprojekt um die Welt reisen zu können. Nach 30 Jahren noch immer da zu sein und zu bemerken, dass man von unheimlich vielen Menschen geliebt wird. All das kannst du monetär niemals aufwiegen. Wir verdienen mit Musik unseren Lebensunterhalt. Dass sich das überhaupt bewerkstelligen lässt, beweist, dass wir immens viel richtig gemacht und viel Glück gehabt haben.“

Kein Hit lässt sich planen
Sam Bettens hat auf dem Weg nie die Lust an der Entwicklung verloren. „Social-Media-Plattformen können ein Graus sein, aber sie eröffnen Bands wie uns auch ungeahnte Möglichkeiten der Selbstvermarktung. Wir laben in einem Zeitalter, wo ältere Vinyl-Sammler TikTok haben und junge TikToker die Schönheit von Platten erkennen. Alles andere als mitzumachen und sich Neuem zu öffnen, wäre borniert.“ Beruhigend für die Bettens ist auch, dass man einen Hit noch immer nicht einfach so erfinden kann. „Unmöglich. Damals wie heute“, so Sam, „bei ,Not An Addict‘ war es nicht so, dass die Plattenfirma darauf hinwies, den Song als Single zu nehmen. Keiner hatte einen blassen Dunst davon, dass dieser Song so gut gehen würde. Es passierte einfach, aber niemand hat es geahnt – das ist die Wahrheit.“ Das immer noch aktuellste K’s Choice-Album „Love = Music“ hat mittlerweile knapp acht Jahre am Rücken, ein weiteres wird es wohl irgendwann geben – aber es bleibt offen, wann. Kurioserweise wissen aber beide, wo sie besagtes Werk aufnehmen werden. „In den Ocean Sound Studios an einem Fjord in Norwegen“, erklärt Sam mit glühenden Augen, „in erster Linie wollen wir eine gute Zeit haben. Der Rest ergibt sich von selbst.“

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