Der Winter ist da – und in Hallstatt geht es weiter wie im Sommer, sagt der Bürgermeister des berühmtesten Ortes im Inneren Salzkammergut, Alexander Scheutz (SPÖ). Die „ganze Welt“ sei inzwischen das gesamte Jahr hindurch im oberösterreichischen Hallstatt zu Gast. 1,2 Millionen Menschen kamen heuer.
Der Touristenstrom reißt den Angaben zufolge auch in der sogenannten „staden“ (stillen, Anm.) Zeit nicht ab, Tagesgäste drängten sich für wenige Stunden durch den Weltkulturerbe-Ort, „machen Fotos und sind wieder weg“ – Fluch und Segen zugleich, räumt der Bürgermeister ein. Im Gegensatz zu den knapp 200 der 438 oberösterreichischen Kommunen ist Hallstatt heuer keine Abgangsgemeinde. „2007, 2008 und 2009“ sei man es sehr wohl gewesen, so Scheutz im Gespräch mit der APA . Das Gemeindebudget für 2026 sieht Einnahmen von 6,7 Mio. Euro und Ausgaben von 6,1 Mio. Euro vor. Somit gehe es der Gemeinde wirtschaftlich gut.
Tourismus bringt gutes Geld
Man lukriere vom Tourismus gutes Geld, etwa durch die Parkraumbewirtschaftung. Aber auch die Beteiligung der Gemeinde als 49-Prozent-Gesellschafter am Heritage-Hotel zahle sich aus. Mittlerweile sei das Hotel mit gut 33.000 Nächtigungen im Jahr „ein toller Leitbetrieb“, meint der Bürgermeister.
1,2 Millionen Gäste
„Wir haben 740 Einwohner und nehmen circa 500.000 Euro Kommunalsteuer ein. Also das ist nicht so wenig“, befindet Scheutz. „Das sagt auch schon einiges über die Finanzkraft aus“, streicht er die positiven Aspekte hervor. Gut 1,2 Millionen Tagesgäste würden es 2025 werden – ein neuer Rekord. Mit 132.000 Nächtigungen sei diese Zahl zwar sehr gering, was sich durch die wenigen Unterkünfte in dem kleinen Ort erkläre.Über das gesamte Geschäftsjahr hinweg am stärksten vertreten waren Gäste aus Taiwan mit einem Anteil von 14,7 Prozent, gefolgt von Touristinnen und Touristen aus den USA (13 Prozent), China (8,7 Prozent), Südkorea (6,1 Prozent), Deutschland (6 Prozent) und Indien (4,3 Prozent), entnimmt er der Hotel-Statistik.
Bewohner sind verärgert
„Weihnachten und Silvester ist wie im Hochsommer bei uns“, veranschaulicht Scheutz den Andrang in der kalten Jahreszeit. Wegen der Feiertage in Asien im Februar – etwa dem Neujahrsfest in China – kämen dann vermehrt Gäste von dort. „Also richtig durchschnaufen kann man eigentlich bei uns nie.“ Und daher sei bei den Bewohnerinnen und Bewohnern „der Ärger groß, weil sie immer das Gefühl haben, es müsste was passieren. Und es passiert aber nichts, haben sie das Gefühl“, beschreibt der Bürgermeister die Situation. Es seien nur kleine Schritte, die die Gemeinde aufgrund ihrer Zuständigkeit gehen könne.
Einschränkungen
Eine erste Maßnahme war die Einführung einer Obergrenze der täglichen Anzahl an Reisebussen im Jahr 2019. Maximal 54 Busse pro Tag dürfen seither kommen und von den Veranstaltern müssen im Voraus Slots gebucht werden. Doch diese Entlastungsmaßnahme funktioniert nicht reibungsfrei. „Seitens der Wirtschaft, der Busunternehmer, gibt es kein Verständnis. Wir sind tourismusfeindlich“, werde Hallstatt vorgehalten. So komme es durchaus vor, dass Busse trotzdem ohne Slot anreisten. “Die blockieren dann die Straße, weil wir sie nicht in den Ort reinfahren lassen.“ Letztendlich müssten sie dann doch bis zum Busterminal vorgelassen werden, damit sie zumindest wieder umdrehen können.
15 Beschäftigte „regeln“ Verkehr
„Ich habe 15 Beschäftigte, die nichts anderes machen, als sich um die Busse, um die Pkw, um den reibungslosen Verkehr zu kümmern. Sie sperren Wohngebiete ab, damit die Gäste nicht suchend durchfahren“, sagt Scheutz.
Das Problem mit dem Individualtourismus ist in Hallstatt noch gänzlich ungelöst. Bereits 2023 hatten Bewohnerinnen und Bewohner als Protest gegen den Massentourismus das Nordportal des Straßentunnels für 15 Minuten blockiert. Der radikalste Ansatz wäre, dass auch eine Anreise mit dem Pkw gebucht werden muss. „Wenn der Ort voll ist, wird die Zufahrtsstraße gesperrt“, formuliert Scheutz Wünsche der Menschen, die vor Ort wohnen.
Bürgermeister vom Land enttäuscht
Nachdem die Zufahrtsstraße eine Landesstraße sei, könne die Gemeinde jedoch nichts unternehmen. Daher hoffe man noch immer auf Unterstützung des Landes Oberösterreich. Aber es sei sehr schwierig, mit der Politik des Landes in Kontakt zu kommen, beschreibt Scheutz seinen Eindruck nach eineinhalb Jahren Projektlauf. „Überall macht man Werbung mit Hallstatt. Überall sind wir das Aushängeschild. Aber man ist halt trotzdem nicht bereit, uns da entsprechend auch Unterstützung zu geben“, zeigt er sich enttäuscht.
Gemeinde möchte Pkw-Sperre
Die Gemeinde würde wenigstens gerne einmal über die Pkw-Sperre diskutieren. „Wir haben uns nämlich das Projekt in Südtirol im Pragser Tal angesehen.“ Dort habe die Landesregierung entschieden, dass die Einfahrt in das Tal von Juli bis September zwischen 9.30 und 16.00 Uhr nur mit einer Online-Reservierung möglich ist.
Eine Eintrittsgebühr nach dem Vorbild Venedigs sei für Hallstatt jedenfalls auch keine Lösung. Schranken, an denen ein Wächter Eintritt kassiere, wolle der Ort nicht und dies gehe auch rechtlich nicht.
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