Die Koralmbahn brachte viele Kärntner am Montag in Rekordzeit zur Schule, zur Uni oder zur Arbeit in Graz. Wir haben uns am Bahnhof umgehört und bei den Verantwortlichen nachgehakt, wie es um das „Klimaticket Süd“ steht.
Montag, 15. Dezember, 7.38 Uhr: Der Railjet 630, der um 6.30 Uhr in Villach angerollt ist, fährt am Grazer Hauptbahnhof ein. Aus dem Zug steigt Alina Vaschauner. Sie studiert in Graz Chemie, ist aber in Feldkirchen in Kärnten zu Hause. Montags pendelt sie in die steirische Landeshauptstadt, am Wochenende zurück zur Familie. „Ich freue mich über die schnellere Anbindung – manchmal fahre ich nämlich auch unter der Woche zum Fußballtraining.“
Alina ist eine von vielen Pendlern und Pendlerinnen, die zum ersten Mal in den Genuss der Koralmbahn gekommen sind. In 42 Minuten sind sie – dank modernstem Tunnelbau und Fahrtgeschwindigkeiten bis zu 250 km/h – von Klagenfurt nach Graz gedüst, anstatt zwei Stunden mit dem Intercitybus über die Pack zu tuckern. Ein ganz neuer Weg zur Arbeit, zur Uni oder zur Schule.
„Bis jetzt war es für mich sehr umständlich, weil der Bus am Montag nicht früh genug gefahren ist“, erzählt uns Johanna Darmann aus Wolfsberg. Sie besucht die Mog-Modeschule in Graz. „Heute bin ich zum ersten Mal auf der schnellen Strecke gefahren“, sagt sie mit einem Lächeln.
Nach staubigem Start: Betrieb läuft nach Plan
Die ÖBB freuen sich über den Ansturm auf die begrenzten Sitzplätze an den ersten Tagen: 20.000 Gäste dürften bereits am Sonntag auf der Koralmbahn unterwegs gewesen sein, mittlerweile kratzt die Zahl an den 50.000. Die genaue Auslastung wird in den nächsten Wochen evaluiert. „Bis jetzt ist alles glattgelaufen, ohne großartige Abweichungen vom Fahrplan“, heißt es.
Der Railjet fährt weiter – Wien Hauptbahnhof ist seine Endstation, um 10.07 Uhr werden die Fahrgäste ankommen. Kurz vor dem Einsteigen erwischen wir Angelika Winiarska, die für ihren Job nach Wien pendelt: „Die zweieinhalb Stunden stören mich nicht unbedingt, weil ich im Zug arbeiten kann. Trotzdem freue ich mich enorm, wenn das eine halbe Stunde schneller geht“, sagt sie und spielt auf den Semmeringtunnel an, der spätestens ab 2030 die „neue Südbahn“ komplett machen soll.
Ein vorweihnachtlicher Ausflug nach Tarvis
Ebenfalls in freudiger Erwartung sind Elfriede Taus und Marianne Benedict – auch, wenn der Weg in die Landesstadt für sie meist „nur“ für einen Ausflug bedeutet. Apropos Ausflug: Eine 13-köpfige Gruppe an teils pensionierten Eisenbahnern ließ sich die Chance auf einen Bummel durch Villach nicht nehmen. „Jetzt werden wir öfter nach Kärnten fahren. Vielleicht machen wir heute auch noch einen Abstecher nach Tarvis“, sagt Wolfgang Feigl.
Ein Wermutstropfen bleibt jedoch der Kostenfaktor. 24,90 Euro kostet die günstigste Verbindung zischen Klagenfurt und Graz mit Sparschiene. Wer ein regionales Klimaticket besitzt, hat überhaupt keinen Vorteil. Hier ist jedenfalls eine eigene Fahrkarte für die gesamte Strecke zu lösen – es gilt das sogenannte „Stückelungsverbot“.
Wenn du kein Klimaticket Österreich hast, musst du auf der Koralmbahn den Haustarif der ÖBB zahlen. Das ,Klimaticket Süd‘ war von Anfang an unsere Forderung Nummer eins. Bis jetzt gab es jedoch keinen Vorstoß.

Walter Semlitsch
Obmann Pendlerinitiative Steiermark
Bild: Christian Jauschowetz
„Von Anfang an ist das grenzübergreifende Klimaticket unsere Forderung Nummer eins gewesen“, betont Walter Semlitsch, Obmann der steirischen Pendlerinitiative, einmal mehr. Doch beim „Klimaticket Süd“ wird die Verantwortung von einer Stelle zur nächsten geschoben. Die ÖBB verweisen an den Verkehrsverbund Steiermark.
Klimaticket-Frage bleibt ungelöst
Auf Anfrage heißt es: „Seitens der Verbundorganisationsgesellschaften besteht ein grundsätzliches Bekenntnis zum Klimaticket Österreich als adäquates Angebot für verbundüberschreitende Fahrten unter den derzeit gegebenen Bedingungen. Es wird jedoch vor allem im Hinblick auf die Kostenentwicklung des Klimatickets Österreich weiterhin eine Anerkennung der Kombination von regionalen Klimatickets (...) angestrebt. Jedoch kann keiner Lösung zugestimmt werden, die mit zusätzlichen Kosten für Länder bzw. Verkehrsverbünde einhergeht.“ Der Bund sei am Zug.
Abseits der Klimaticket-Posse bekommt Semlitsch als Pendlerobmann überwiegend positive Rückmeldungen zu Ohren: „Zum Beispiel im Hinblick auf die Durchbindung der S1 oder die Interregio-Verbindungen. An manch andere Fahrplanänderungen müssen wir uns alle erst gewöhnen – das dauert ein bisschen, so ist das eben bei Gewohnheitstieren.“
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