Bald live im Wr. Flex

Adept: Rückkehr nach zehn Jahren in der Versenkung

Musik
03.12.2025 06:00

Für Freunde der härteren Gangart war die Rückkehr der schwedischen Metalcore/Screamo-Band Adept beim diesjährigen Nova Rock eine mittlere Sensation. Mittlerweile gibt es ein neues Studioalbum und eine große Europatour samt Konzert im Wiener Flex. Frontmann Robert Ljung und Gitarrist Gustav Lithammer gaben der „Krone“ nähere Einblicke in die überraschende Rückkehr ins Rampenlicht.

kmm

Der Zufall wollte es, dass es beim diesjährigen Nova Rock Festival eine schwedische Staffelübergabe gab. Während die alternde Kultband Refused zum – wiederholten – Male ein Ende verkündete und sich gerade in den allerletzten Livezügen befindet, kehrte ein Hardcore-Schwergewicht der 2000er- und frühen 2010er-Jahre zur Überraschung vieler wieder ins Rampenlicht zurück. Wenn man einen Festivalauftritt im Herbst 2024 in Deutschland wegrechnet, war der Nova-Rock-Gig das erste Adept-Konzert nach fast sechs Jahren, wo weder Fans noch Band wussten, wann, wie und ob es überhaupt weitergehen würde. Vor allem in Nord- und Mitteleuropa begeisterten der ganzkörpertätowierte Frontmann und Bandgründer Robert Ljung mit seinen vor allem anfangs ständig wechselnden Mitstreitern, bis sich die Band irgendwann halbwegs gefunden hatte. Das für lange Zeit letzte Studioalbum „Sleepless“ schaffte es 2016 hierzulande sogar in die Charts, dann kam plötzlich der große Einbruch.

Beim Nova Rock aus Sonnengründen noch mit Brille unterwegs: Frontmann Robert Ljung.
Beim Nova Rock aus Sonnengründen noch mit Brille unterwegs: Frontmann Robert Ljung.(Bild: Red Bull/Matthias Heschl)

Heute ist alles anders
Amateurismen und sonstige (Nach)Lässigkeiten will man nach neunjähriger Album- und sechsjähriger Livepause nicht mehr an die Front lassen. „Wir waren früher bei den Konzerten ständig besoffen, weil wir damit unser Lampenfieber überdeckten“, lacht der sympathische und redselige Ljung im „Krone“-Talk, „heute gibt’s nur noch Wasser. Wir haben dazugelernt.“ Den großen Sprung an die Genre-Spitze haben Adept auch in der ersten Phase ihrer Karriere nicht ganz geschafft, stattliche Tourneen und gute Festival-Slots waren einst aber Usus. Neun Jahre nach „Sleepless“ knüpft man in einer völlig veränderten Umgebung an die eigene Vergangenheit an. Stichwort: Streaming. „MySpace gibt es definitiv nicht mehr. Man ist heute mehr denn je von bestimmten Plattformen und Algorithmen abhängig. Das ist das Spiel, das du heute spielen musst. Ob es dir gefällt oder nicht.“

Nicht zuletzt die Corona-Pandemie brachte Adept die nötige Zeit, um in sich zu gehen, zu reflektieren und an den ausgeleierten Schrauben innerhalb des brüchigen Bandkorsetts zu drehen. „Die Band ruhen zu lassen hat sich ein bisschen so angefühlt, als würde man einen wichtigen Teil seiner Identität aufgeben. Wir hatten eine tolle Reise, brauchten die Pause und haben uns dann auch gegenseitig vermisst.“ Verfolgte man in den frühen Sturm-und-Drang-Jahren einen gewissen Karrierestrang, sehen Adept die Wiederkehr entspannter. „Wir lassen die Dinge passieren und schauen, wie es weitergeht“, so Gitarrist Gustav Lithammer, „die meisten von uns haben mittlerweile ihre eigenen Familien und ihren fixen Platz in der Gesellschaft gefunden. Adept bedeutet für uns heute Ausbruch. Die Möglichkeit, jung zu bleiben und die Vergangenheit mit der Gegenwart zu vermischen – und dabei so viel wie möglich von der Welt zu sehen.“

Wo Adept auf der Bühne stehen, sind die Moshpits davor nicht weit entfernt. So wohl auch bald im ...
Wo Adept auf der Bühne stehen, sind die Moshpits davor nicht weit entfernt. So wohl auch bald im Wiener Flex.(Bild: Red Bull/Matthias Heschl)

Den Fans Kalt/Warm geben
Was die zugängliche Single „Heaven“ andeutete, wurde vor einigen Wochen in kompakter Form Wirklichkeit – ein neues Album. Das mit einem hypnotischen Sonnen-Cover veredelte „Blood Covenant“ verzichtet dabei auf große Überraschungen und setzt auf die Stärken der ersten Karrierephase. Melodische Gitarrenriffs mit Thrash-Metal-Einschlag, wuchtige Breakdowns, süßliche Melodien und Frontmann Ljungs stimmliche Variabilität, die von tiefen Growls bis zum rhythmischen Klargesang reicht. Während Songs wie „You“ oder „Time Is A Destroyer“ fast an der eigenen Karies ersticken, drückt die Band auf „Define Me“ oder „Filthy Tongue“ auch gerne in die Vollen. Kalt/Warm, wie man in unserem Sprachschatz sagt. „Wir haben viel weniger Genre-Denken als früher, was auch mit der dazugewonnenen Reife zusammenhängt. Wenn es mal poppiger wird, dann ist das okay. Wir wurden schon immer zwischen Post-Hardcore, Metalcore, Screamo und Emo kategorisiert. Gib von mir aus noch den Begriff Pop dazu und du landest bei uns, so wie wir heute sind.“

Zwischenzeitlich hatten sich die Bandmitglieder gut drei Jahre lang gar nicht gesehen. Mittlerweile ist wieder alles gut und man nützt die geografische Entfernung voneinander, um sich Files hin- und herzuschicken. Eine weitere klare Veränderung zu vor zehn Jahren. „Wir leben in unterschiedlichen Städten, sparen uns durch diese Arbeitsweise aber sehr viel Zeit und Geld. Wir alle haben Familien und müssen nicht jede Woche gemeinsam in den Proberaum. Zum Älterwerden gehört auch dazu, dass man effizienter und klarer arbeitet.“ Die Texte auf „Blood Covenant“ handeln nicht zuletzt vom Reifen, von Veränderungen und der Tatsache, dass Adept in Form von Gründer Ljung auch schon mehr als 20 Jahre Geschichte am Buckel haben. „Es geht auch um gebrochene Herzen, falsche Entscheidungen und Missverständnisse – die komplette Palette an Themen, die man als Mensch so durchlebt. Dafür war die Musik schon immer das beste Ventil.“

Adept feierten beim Nova Rock ihr eigentliches Live-Comeback nach sechsjähriger Abwesenheit von ...
Adept feierten beim Nova Rock ihr eigentliches Live-Comeback nach sechsjähriger Abwesenheit von Bühnen.(Bild: Red Bull/Matthias Heschl)

Zwischen Gegenwart und Vergangenheit
Wichtig ist Adept, dass ihre Inhalte ehrlich und nachvollziehbar klingen. „Es ist nicht leicht, die Beweggründe und Motive für die Band von vor 20 Jahren aufrechtzuerhalten“, gibt Ljung zu, „manches davon geht gar nicht mehr, aber im Großen und Ganzen sind wir schon immer noch dieselben Typen mit derselben Einstellung zum Leben. Auf viele Songs von früher blicke ich heute kritisch zurück, finde sie zuweilen viel zu kindisch. Aber wer weiß schon, was wir in zehn Jahren über diese Lieder vom neuen Album sagen? Am Ende ist es jedes Lied eine spontane Aufnahme einer Gegenwart, die irgendwann zur Vergangenheit wird.“ 2025 sind Adept eine Band, die Spaß haben und dabei Geld verdienen will. Die inhaltliche Authentizität nicht mehr von einer fairen Monetarisierung abkoppelt, sondern alles als ein großes Ganzes für eine Karriere sieht – auch wenn sie vom Lebenswunschtraum zum Hobby wurde.

Live im Wiener Flex
Am 7. Dezember sind Adept im Wiener Flex zu sehen – ihre erste Wien-Clubshow seit mehr als zehn Jahren. Zum bunten Mix aus neuen Songs und alten Krachern gesellen sich die drei Support-Bands Thousand Below, Ocean Sleeper und Hope Dies Last. Unter www.oeticket.com gibt es tatsächlich noch Karten für das vorweihnachtliche Krachspektakel. Greifen Sie zu.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt