Nach Luft ringend
Goldfische stapeln sich in italienischem See
Was auf den ersten Blick wie ein bizarres Naturschauspiel wirkt, ist in Wahrheit eine akute Umwelttragödie: Im seichten Wasser des Loppio-Sees nahe Mori im beliebten Trentino (Italien) stapeln sich massenhaft nach Luft ringende Goldfische (Carassius auratus), viele treiben bereits mit dem Bauch nach oben. Die Ursache für das Massensterben liegt in einer gut gemeinten, aber verheerenden Aktion von Aquarienbesitzern.
Die erschreckenden Bilder, die erstmals Anfang November von Anwohnern in einer lokalen Facebook-Gruppe veröffentlicht wurden, zeigen Tausende Fische, die in dem stagnierenden Wasser verzweifelt nach Sauerstoff suchten.
Ein User beschrieb die Situation: „Die Bilder zeigen nicht ansatzweise die Menge der nach Luft schnappenden Fische ... Sie stapeln sich aufeinander, auf der Suche nach Sauerstoff.“ Die Menge der Tiere wird als „Quintale und Quintale“ (Hunderte Kilogramm) beschrieben. Die Überpopulation und der akute Sauerstoffmangel haben zu einem massiven Fischsterben geführt.
Konkrete Bedrohung für das Ökosystem
Der Goldfisch, eine ursprünglich aus Ostasien stammende Zuchtvariante des Karpfens, ist im europäischen Ökosystem des Loppio-Sees eine invasive, nicht-heimische Art. Karol Tabarelli de Fatis, ein Naturwissenschaftler des MUSE-Museo delle Scienze, warnte gegenüber dem „Corriere del Trentino“: „Die Einführung von nicht-heimischen Organismen in ein natürliches Ökosystem stellt eine konkrete Bedrohung für die Stabilität und die Funktionalität des lokalen Wasserumfelds dar und ist generell gesetzlich verboten.“
Die Goldfische besitzen eine hohe Reproduktionsfähigkeit, die es ihnen ermöglicht, neue Lebensräume schnell zu besiedeln und heimische Arten effektiv zu verdrängen. Pietro Genovesi, Leiter der Abteilung Wildtiere am nationalen Umweltforschungsinstitut Italiens (ISPRA), bestätigte die Gefahr: „Wenn man Goldfische in natürliche Gewässer freilässt, kann schwerer ökologischer Schaden entstehen.“
Allesfressender Goldfisch bringt heimische Arten in Bedrängnis
Die allesfressende Diät des Goldfisches umfasst neben Pflanzenmaterial auch Eier und Larven von Fischen und Amphibien. Dies stellt ein ernstes Risiko für die einheimischen Arten dar, die im Loppio-See einen wichtigen Rückzugsort gefunden haben. Besonders gefährdet sind der Italienische Laubfrosch, die Gelbbauchunke und der Teichmolch. Der Loppio-See ist ein geschütztes Gebiet von „außerordentlichem ökologischen und naturalistischen Wert“ und eine zentrale Laichzone für zahlreiche Amphibien.
Zudem können die invasiven Fische neue Krankheitserreger und Parasiten ins Gewässer bringen, welche die Gesundheit der indigenen Fischfauna und die Widerstandsfähigkeit des gesamten Ökosystems beeinträchtigen können, so der „Corriere del Trentino“.
Bürgerinitiative versucht, Problem in Griff zu bekommen
Angesichts der Notlage haben sich Anwohner spontan organisiert, um wenigstens einen Teil der sterbenden Fische zu retten. Bürger statten sich bereits entsprechend aus, um einige der Goldfische zu bergen und in private Aquarien oder künstliche Teiche zu überführen.
Experten hoffen auch auf eine natürliche Regulierung. Vögel wie Reiher, Eisvögel, Haubentaucher, Blässhühner und Stockenten, die sich von den Fischen ernähren, könnten einen Beitrag leisten, um die Auswirkungen der invasiven Art auf das Ökosystem abzumildern.
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