Die Alpenrepublik ist bei der Wirtschaftsentwicklung 2026 unter den Schlusslichtern in der EU: Europaministerin Claudia Plakolm (ÖVP) fordert nun spürbare Ergebnisse sowie entsprechende Entlastungen.
Die am Montag in Brüssel präsentierte EU-Herbst-Konjunkturprognose sagt Österreich ein Wachstum von nur 0,9 Prozent voraus – schlechter schneiden lediglich Irland mit 0,2 und Italien mit 0,8 Prozent ab. Wachstumslokomotive ist Malta mit 3,8 Prozent; gefolgt von Polen mit 3,5 Prozent. Für die gesamte EU wird ein BIP-Anstieg von 1,4 Prozent, für die Eurozone von 1,2 Prozent prognostiziert.
Für das laufende Jahr erwartet die EU-Kommission für Österreich ein Wachstum von 0,3 Prozent, für 2027 von 1,2 Prozent. Die Werte sind immerhin besser als noch in der Frühjahrsprognose vom Mai: Damals war für heuer noch ein Schrumpfen des BIP vorhergesagt worden, und zwar das dritte Jahr in Folge. Nicht rosig bleiben die Budgetdefizitwerte: Dieser wird heuer mit 4,4 Prozent der Wirtschaftsleistung den zulässigen Wert von 3,0 Prozent deutlich übersteigen. Kommendes Jahr soll das Defizit laut Prognose leicht auf 4,1 Prozent sinken, aber das Jahr darauf wieder auf 4,3 Prozent steigen (EU-Schnitt heuer: 3,3 Prozent).
Österreich mit hohem Budgetdefizit nicht allein
Österreich ist mit den schlechten Defizitwerten aber nicht allein: Neben Deutschland schaffen auch Belgien, Estland, Frankreich, die Slowakei, Finnland, Ungarn, Polen und Rumänien die 3-Prozent-Maastricht-Grenze 2026 nicht. Kommende Woche wird die EU- das sogenannte Herbstpaket des Europäischen Semesters mit wirtschafts- und haushaltspolitischen Empfehlungen an die EU-Länder vorlegen. Auf Österreich wird hier aufgrund des laufenden EU-Defizitverfahrens ein besonderes Augenmerk gelegt.
Auch bei der Inflation liegen wir 2025 laut heutiger Prognose erneut mit 3,5 Prozent deutlich über dem EU-Schnitt mit 2,5 Prozent und dem Eurozonen-Schnitt mit 2,1 Prozent. 2026 soll die heimische Teuerungsrate auf 2,4 und 2027 auf 2,2 Prozent sinken. Die Inflation im Euroraum soll kommendes Jahr mit 1,9 Prozent und 2027 mit 2,0 Prozent den Zielwert der Europäischen Zentralbank von 2 Prozent schaffen; für die gesamte EU werden kommendes Jahr 2,1 und 2027 2,2 Prozent erwartet.
Die Kommission betont in einer Aussendung, dass das Wachstum in den ersten drei Quartalen des Jahres 2025 die Erwartungen übertroffen habe. Die Entwicklung sei zunächst durch einen Anstieg der Exporte in Erwartung von Zollerhöhungen angetrieben worden, die EU-Wirtschaft sei aber auch im dritten Quartal weiter gewachsen. Mit Blick auf die Zukunft erwartet die Brüsseler Behörde „trotz eines schwierigen externen Umfelds im Prognosezeitraum“ weiterhin ein moderates Wachstum.
Plakolm: Bürokratie abbauen
„Wir müssen das Thema Standort ganzheitlich betrachten, denn unsere Unternehmerinnen und Unternehmer sind sehr stark exportorientiert“, kommentierte Europaministerin Claudia Plakolm (ÖVP) die schlechte Prognose für Österreich am Montag in Brüssel. „In erster Linie exportieren und handeln wir mit unseren EU-Nachbarn und EU-Mitgliedstaaten“. Sie fordert daher „spürbare Ergebnisse und spürbare Entlastungen“ beim Abbau von Bürokratie. Bürokratie koste „unglaublich viel Geld“, so die Ministerin. „Wir brauchen aber einen starken Standort, wenn wir die Herausforderungen der Zukunft stemmen wollen.“
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