Bereits seit Jahren werden österreichische Viehexporte in Staaten außerhalb der EU von Tierschützern heftig kritisiert, weil nach qualvollen Transporten in den Empfängerländern das Tierleid nicht endet – im Gegenteil. Vor allem Algerien steht dabei im Visier. Dorthin verzehnfachten sich die Exporte zwischen 2018 und 2023.
In der ersten Hälfte 2025 wurden laut Berichten des Trade Control and Expert System (TRACES) bereits 5867 Rinder ausgeführt – und damit mehr als im gesamten Jahr 2024. Grund dafür ist ein Überschuss an Rindfleisch im Inland. Insgesamt exportierte Österreich 2024 rund 27.000 Zuchtrinder, davon 42 Prozent in EU-Staaten und 58 Prozent in Drittländer. Wichtigster Abnehmer unter den Drittstaaten war die Türkei mit etwa 11.600 Tieren und einem Marktanteil von 42 Prozent, gefolgt von Algerien mit rund zwölf Prozent.
Schlachthof-Horror: Kuh erst nach 15-minütigem Leiden tot
The Marker, eine Tierschutzorganisation aus Vorarlberg, dokumentierte einen dieser Transporte von Ried im Innkreis bis zu den Schlachthöfen in Algerien, wo es dann zu Schlachtungen ohne Betäubung oder Fixierung gekommen war. Eine Videoaufnahme von The Marker zeigt etwa eine Kuh, die mit einer stumpfen Klinge verletzt wird und erst nach rund 15 Minuten verendet. Ein Schlachthofbetreiber räumt in dem Video ein: „Wie Sie sehen, leiden die Tiere“. Tierarzt Erik Schmid bezeichnete ein solches Vorgehen im Gespräch mit The Marker als „Tierquälerei pur‘‘.
Laut EU-Verordnung gelten seit 2005 Tierschutzstandards bei Lebendtiertransporten bis zum Zielort – auch außerhalb der EU. In der Praxis ende die Kontrolle jedoch häufig an europäischen Häfen. „Sobald die Tiere auf einem Schiff sind, heißt es: Aus den Augen, aus dem Sinn‘‘, kritisiert der grüne EU-Abgeordnete Thomas Waitz im Gespräch mit der APA. Das österreichische Regierungsprogramm 2025 sieht ein Monitoring für Drittstaatenexporte vor, um die Nachverfolgung der Tiere zu verbessern. In Algerien sei dies laut The Marker jedoch kaum umsetzbar, da dort keine Datenbanken über Tierbewegungen existieren.
NGO: Viele Rinder erkranken und verenden in Algerien
Offiziell sollen die Rinderimporte Algeriens Eigenversorgung mit Milch stärken. Nach Angaben von The Marker führt der Import jedoch zu Verschuldung vieler Landwirte: Die teuren Hochleistungstiere aus Österreich seien an das Klima und die Futterbedingungen in Algerien schlecht angepasst. „Diese Rinder sind für mitteleuropäische Bedingungen gezüchtet“, erklärte Tierarzt Alexander Rabitsch im APA-Gespräch. Die Milchproduktion bleibe daher gering, viele Tiere würden erkranken oder verenden.
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