Ein 23-jähriger Syrer saß fast ein halbes Jahr in Untersuchungshaft – zu Unrecht. Der Prozess am Landesgericht Feldkirch endete mit einem vollständigen Freispruch. Was bleibt, sind zerstörte Lebensumstände und die Frage nach behördlicher Sorgfalt.
Fünf Monate Haft – für nichts. Am Montag sprach das Landesgericht Feldkirch einen 23-jährigen Syrer von sämtlichen Vorwürfen frei: betrügerischer Datenverarbeitungsmissbrauch, Körperverletzung, Nötigung und Sachentziehung.
Von Beginn an hatte der junge Mann seine Unschuld beteuert. „Ich habe damit nichts zu tun“, sagte er immer wieder – nun gab ihm das Gericht Recht. Der Syrer war beschuldigt worden, sich Zugang zu fremden Kundenkonten verschafft und mit gestohlenen Daten Waren bestellt zu haben – darunter eine Playstation und eine Küchenmaschine im Gesamtwert von rund 1250 Euro. Als angeblicher Beweis diente ein Überwachungsfoto, das ihn beim Abholen eines Pakets zeigen sollte.
Flüchtlingsausweis des Mannes missbraucht
Doch Verteidiger Martin Mennel fand klare Worte: „Da wurde von den Behörden völlig schlampig ermittelt. Die Person auf dem Foto ist nie und nimmer mein Mandant.“ Tatsächlich stellte sich heraus, dass wohl jemand den Flüchtlingsausweis des Mannes missbraucht hatte.
Auch die weiteren Anschuldigungen hielten der Überprüfung nicht stand. Seine Ex-Freundin, damals 16, hatte ihm Körperverletzung und Nötigung vorgeworfen. Doch ihre Aussagen widersprachen sich mehrfach – zu viele Ungereimtheiten für den Richter.
„Ich habe alles verloren – meine Wohnung und meinen Job“
Der Freispruch brachte dem Syrer zwar die Freiheit zurück, doch der Preis war hoch. „Ich habe alles verloren – meine Wohnung und meinen Job“, sagte er nach der Verhandlung sichtlich erschüttert. Der Richter ordnete seine sofortige Entlassung an. Der Flüchtling hofft nun bei Freunden in Wien unterkommen zu können und von dort einen Neubeginn zu starten.
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