Die UNESCO nimmt das Striezelwerfen in Stein im Jauntal (Kärnten) in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich auf. Die kleinen Brötchen, die in Andenken an eine Armenstiftung in die Menge geworfen werden und Glück bringen sollen, gehören damit zu den wenigen Kärntner Traditionen, die diesen Titel tragen dürfen.
Kleine Roggenbrötchen, die vom Balkon der ehemaligen Burgmeierei am Kirchplatz in Stein im Jauntal geworfen werden, und Hunderte Besucher, die nur darauf warten einen der beliebten Striezel zu ergattern: Das Striezelwerfen in Stein im Jauntal ist nicht nur in der Region rund um den Klopeiner See bekannt. Einmal im Jahr, Anfang Februar, werden die Brötchen in die Menge geworfen. Wer keinen Striezel ergattert, holt sich bei einem Stand einen. Denn die Brote werden das ganze Jahr lang aufbewahrt, an Tiere verfüttert oder selbst verspeist und bringen – zumindest Überlieferungen zufolge – Glück und Gesundheit. Das Brauchtum geht zurück auf die Selige Hildegard von Stein, die um das Jahr 975 lebte und eine Armenspeisung betrieb.
Im Reigen des Kranzelreitens und des Walzers
Die meisten Unterkärntner kennen den Brauch bestens und stehen Anfang Februar gerne in der Kälte, um sich ein „Striezale“ zu sichern. Nun wird der Brauch in ganz Österreich anerkannt – mit der Aufnahme ins Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO in Österreich.
Immaterielles Kulturerbe im Sinne der UNESCO sind mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksformen, in der die Sprache Trägerin des Kulturerbes ist. Außerdem sind darstellende Künste, gesellschaftliche Praktiken, feste, traditionelle Handwerkstechniken und viele andere Praktiken in Bezug auf die Natur und das Universum gemeint. Österreich ist seit 2009 Vertragsstaat des UNESCO-Übereinkommens zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes. Zu den 178 Einträgen zählen etwa der Wiener Walzer, das Metnitzer Kinisingen oder das Weitensfelder Kranzelreiten.
Das Verzeichnis gibt es seit 2010, es feiert heuer also sein 15-jähriges Bestehen. Ausgewählt werden die Eintragungen von einem Fachbeirat aus 15 Mitgliedern, darunter aus zwei Ministerien, sowie Experten aus allen Bundesländern. Vizekanzler und Kulturminister Andreas Babler begrüßt die Neuaufnahmen: „Mit großer Wertschätzung für gelebte Vielfalt freue ich mich über die neu hinzugekommenen Traditionen im Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. Die ausübenden Gemeinschaften halten unser kulturelles Miteinander lebendig und sorgen für den Fortbestand ihrer Praktiken und ihres Wissens.“
Jubelstimmung bei Jauntaler Verein
„Mehr als ein Jahr lang haben wir an der Einreichung für das Projekt gearbeitet. Deswegen freuen wir uns jetzt natürlich umso mehr“, erklärt Valentin Blantar vom Kulturverein Stein im Jauntal. Gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Vereins hat er sich um Texte, Bilder, Videomaterial und Interviews mit Einheimischen gekümmert. Knapp 20 Seiten hat die finale Bewerbung.
Für die Verantwortlichen ein Freudentag, denn mit der Aufnahme ins Verzeichnis wollte man vor allem Sichtbarkeit und Stabilität schaffen. Blantar: „Wir wünschen uns, dass diese alte Tradition nicht verloren geht.“ Gerade in Zeiten schwindender Solidarität sei das Striezelwerfen ein wichtiges Symbol für Zusammenhalt.
Gemeinsam mit den Jauntalern freuen sich heuer auch fünf weitere Praktiken: Der Gamser Thomasnikolo aus der Steiermark, das Tamsweger Preberschießen aus Salzburg, der Tuntathlon aus Wien sowie die Sämischgerberei. Einen zweiten „Sieger“ in Kärnten gibt es auch: Das Georgijagen ist eine alte Hirt- und Heischetradition, die rund um Finkenstein ausgeübt wird. Am Vorabend des Georgstages am 22. April wird mit dem Beginn der Weidesaison der Sieg des Frühlings über den Winter mit Abwehr- und Segenssprüchen gefeiert.
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