Wienerinnen ohne Ausbildung sind besonders oft und lange arbeitslos. In einem Pilotprojekt will die Stadt ein Zeichen setzen.
Wien bringt jetzt die „Frauenstiftung“ auf Schiene – ein maßgeschneidertes Programm für 100 Frauen ab 25 Jahren ohne Berufsabschluss, viele davon nach Kinderpausen. Es umfasst Berufsorientierung, Ausbildung und eine finanzielle Unterstützung. Ziel ist es, Frauen möglichst rasch wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dazu werden individuelle Ausbildungsprogramme entwickelt. Oder: „Präzisionsmedizin für den Arbeitsmarkt“ – wie Finanzstadträtin Barbara Novak das Projekt beschreibt. Budgetiert sind rund 1,7 Millionen Euro; je nach Weg dauert die Qualifizierung 18 Monate bis zu drei Jahre. Ziel sind reguläre Abschlüsse mit echter Jobperspektive.
Frauen ohne Abschluss deutlich länger arbeitslos
Die Ausgangslage ist ernst: Im Juli waren 67.166 Frauen in Wien arbeitslos oder in Schulung – ein Anstieg um 8,4 Prozent zum Vorjahr. Besonders betroffen sind 22.344 Frauen mit höchstens Pflichtschulabschluss. In dieser Gruppe liegt die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit bei 182 Tagen. Ein Berufsabschluss senkt das Risiko deutlich. Genau hier setzt die Stiftung an. Das Programm wird laufend evaluiert, die Rekrutierung startet jetzt. „Wien versteht sich auch in diesem Bereich als Vorreiter bei Frauenthemen“, so Frauenstadträtin Kathrin Gaál.
So funktioniert die Unterstützung
Nach Aufnahme in die Stiftung erhalten die 100 Frauen der Pilotphase die Leistungen (Arbeitslosengeld) vom Arbeitsmarktservice und zusätzlich 300 Euro pro Monat vom waff, der auch die Asbildungskosten trägt. „Entscheidend ist die Begleitung bis zum Ende – nicht beim Kursende aufzuhören, sondern bis zum Jobeinstieg dranzubleiben“, so waff-Geschäftsführer Marko Miloradović. Inhaltlich priorisiert die Stadt Felder mit hoher Anschlusschance – Daseinsvorsorge, Gesundheits- und Klimaberufe. „Da gibt es sehr gute Perspektiven“, heißt es aus AMS und waff übereinstimmend.
Die Frauenstiftung bietet ein Paket: gesicherte AMS-Leistungen, 300 Euro waff-Zuschuss und die Übernahme sämtlicher Ausbildungskosten.
Marko Miloradović, waff
Bild: Zwefo
Warum Wien hier jetzt mehr Druck macht
Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) rahmt die Stiftung in eine größere Strategie ein: Mehr Beschäftigte senken Sozialkosten und stützen den Konsum – eine doppelte Entlastung in Zeiten knapper Budgets. Wien habe 2023 als einziges Bundesland die Wertschöpfung gesteigert (+2,2 Prozent auf gut 120 Milliarden Euro), für 2024/25 werde erneut Wachstum erwartet. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir mit der Frauenstiftung mehr Frauen in qualifizierte Berufe bringen – und damit auch den Wirtschaftsstandort stärken“, so Ludwig.
Der entscheidende Hebel gegen Arbeitslosigkeit ist ein Berufsabschluss – dieser senkt das Risiko arbeitslos zu werden um rund zwei Drittel.
Winfried Göschl, AMS Wien
Bild: Zwefo
Das Rathaus legt den Herbst politisch auf die Wirtschaft aus. Die Begründung ist sachlich-nüchtern: Beschäftigung schafft finanziellen Spielraum, dämpft Arbeitslosenkosten und füllt die Kassen über Konsum und Unternehmensinvestitionen. „Wir legen unseren Fokus voll auf Wirtschaftswachstum“, so Bürgermeister Ludwig. Die Offensive fußt auf drei Säulen.
Ludwig: „Das wäre eine infrastrukturelle Vorleistung, die weitere Betriebe anzieht und Arbeitsplätze schafft.“
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