Letzte Übung in Koralm

Megatunnel: Einsatzkräfte rüsten sich für Notfälle

Steiermark
04.10.2025 17:08

Dunkelheit, Rauch, 20 Verletzte: Am Samstag wurde im neuen Koralmtunnel ein Notfall geübt, der hoffentlich nie Realität wird. Dutzende Fahrgäste wurden evakuiert. Es war das wohl letzte Puzzlestück, das zur Inbetriebnahme fehlte. 

Der Katastrophenfilm läuft an diesem Samstag schon kurz nach 11 Uhr ab: Ein dunkler Tunnel, die Lichter von Taschenlampen, die in und um einen Zug herumtanzen, Rauch, Feuerwehrmänner mit Atemschutzmasken und gleich zwei Sauerstoffflaschen am Rücken, die sich trotz voller Montur versuchen zu verständigen.

Was hier mit 150 Einsatzkräften geübt wird, soll in der Realität nie eintreffen: Ein Personenzug muss im Koralmtunnel – sieben Kilometer vom Portal in der Weststeiermark entfernt – eine Notbremsung hinlegen und schafft es nicht mehr zur Nothaltestelle in der Mitte der 33 Kilometer langen Röhre. 20 Fahrgäste verletzten sich: Ausnahmezustand!

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Das ist die dritte, letzte und größte Übung mit allen beteiligten Einsatzorganisationen und 220 teilnehmenden Personen. 

Werner Wüster, ÖBB-Infrastruktur

Statisten freuen sich auf das Tunnel-Erlebnis
Dreieinhalb Stunden vor der dramatischen Evakuierung herrscht am neuen Großbahnhof Weststeiermark Gelassenheit, von Feuerwehr und Rettung ist noch keine Spur. Gut 60 Darsteller werden auf ihren Einsatz als Fahrgäste vorbereitet, jene, die sich später „verletzen“, blutig geschminkt.

Darunter ist Klaus Reinbacher: Als Frauentaler Gemeinderat war er einst bei den Koralmbahn-Verhandlungen dabei, „auch als Waltraud Klasnic und Jörg Haider unterschrieben haben“. Mittlerweile ist er nach Kärnten gezogen und blickt mit großer Vorfreude auf die Koralmbahneröffnung. 

Sie mimten Fahrgäste: Carina Weber, Klaus Reinbacher, Sabrina Ninaus und Gerhard Weber (von ...
Sie mimten Fahrgäste: Carina Weber, Klaus Reinbacher, Sabrina Ninaus und Gerhard Weber (von links).(Bild: Jürgen Fuchs)

Gespannt auf erste Einblicke in den Tunnel ist auch Sabrina Ninaus aus Kraubath, deren Mann an diesem Tag ebenso im Feuerwehreinsatz ist wie der Freund von Carina Weber aus Groß St. Florian: „Er hat mich gefragt, ob ich Statist sein möchte.“ Auch ihr Vater Gerhard ist mit dabei.

Um 9.27 Uhr heulen die Sirenen
Kurz vor 9 Uhr fährt der Cityjet mit den Darstellern in Richtung Tunnel ab. Der Lokführer löst später den Alarm aus, die Rettungskette wird in Gang gesetzt – die Einsatzleitung liegt in diesem Fall in der Steiermark. Um 9.27 Uhr beginnen in den Dörfern rund um den Bahnhof die Sirenen zu heulen, kurz darauf treffen bereits die speziell ausgebildeten Feuerwehrleute von – wie ihre Jacken verraten – verschiedenen Wehren ein; darunter sind Stainz, Michlgleinz, Groß St. Florian, Trahütten, St. Josef, Hollenegg und Bad Schwanberg.

Die neuen Rettungszüge – offiziell: „ÖBB-Servicejets“ – sind in Werndorf und St. Paul im ...
Die neuen Rettungszüge – offiziell: „ÖBB-Servicejets“ – sind in Werndorf und St. Paul im Lavanttal stationiert.(Bild: Jürgen Fuchs)

In Werndorf und in St. Paul im Lavanttal (Kärnten) werden zugleich zwei gelbe Rettungszüge in Gang gesetzt – es sind neue Modelle, die österreichweit ausgerollt werden. „Bisher wurden die Feuerwehrautos direkt auf die Züge verladen, das ist jetzt nicht mehr notwendig. Die Züge sind selbst mit Feuerwehrtechnik und Löschwassertanks ausgestattet“, erklärt Werner Wüster von der ÖBB-Infrastruktur. Am Bahnhof laden die Feuerwehrleute ihr Equipment ein, dann geht’s auf Gleis 1 in den Tunnel.

Alle 500 Meter gibt es einen Querschlag
Gefahren wird nicht mit Höchsttempo, es könnte jemand auf den Gleisen herumirren. Immer wieder wird als Warnung gehupt. Nach sechs Kilometern der erste Halt, Feuerwehrleute steigen aus und erkunden einen Querschlag – niemand zu finden, es geht weiter. Dann erneuter Stopp: Die Kollegen aus Kärnten sind bereits hier und warten mit ersten Evakuierten, die sofort in den Rettungszug gebracht werden.

Durch einer der Querschläge, die es im Tunnel alle 500 Meter gibt, ist die zweite Röhre erreichbar. Dort steht der Cityjet, von Rauschschwaden umgeben, Verletzte warten darauf, geborgen zu werden. Zügig, aber unaufgeregt werden sie in Sicherheit gebracht, teilweise auf Tragen. Die größte Hürde sind wohl die Beobachter, die sich rund um den Zug tummeln.

Um 12 Uhr sind alle an Bord des Rettungszugs. Es ist eng, dass hier mehr als 300 Menschen Platz finden sollen, ist kaum zu glauben. Mit Tempo geht es in Richtung freier Himmel, am Bahnhof warten schon Dutzende Rettungskräfte, um die Verletzten zu versorgen.

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Niemand ist perfekt. Die Übungen helfen uns, die Zusammenarbeit zu intensivieren und Kleinigkeiten zu verbessern. 

Feuerwehr-Einsatzleiter Christian Ninaus

Die Einsatzkräfte sind mit dem Ablauf zufrieden, die Abläufe haben funktioniert, resümiert mit Georg Wratschko einer der Einsatzleiter. Es war die abschließende Übung, das letzte Puzzlestück für die Betriebsbewilligung der Koralmbahn. Was an diesem Samstag jedenfalls auch funktionierte, war die Handywarnung AT-Alert: Die kam auch tief in der Koralm an.

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