Menschen von nebenan

Österreichs erste und einzige Klavierbaumeisterin

Wien
19.10.2025 11:00

Steinway & Sons oder Bösendorfer – es sind, nicht nur namentlich, große Fußstapfen, in die ab sofort auch eine Wienerin tritt. Denn was Isabella Hahn aus der Josefstadt mit den genannten großen Namen gemeinsam hat: Sie ist frischgebackene Klavierbaumeisterin. Und damit die einzige Frau, die diesen Job in Österreich ausübt.

„Krone“: Seit wann begeistern Sie sich fürs Klavierspielen?
Isabella Hahn: Mit drei Jahren saß ich zum ersten Mal an einer Klaviatur – damals reichten meine Finger kaum über die Tasten. Seitdem begleitet mich das Klavier.

Was ist so faszinierend an dem Instrument? 
Es war nie einfach nur ein Instrument, sondern ein Spiegel meines Lebens. An manchen Tagen ist es mein bester Freund – verständnisvoll, tröstend, voller Möglichkeiten. An anderen Tagen wird es zum Widersacher, der mich herausfordert, meine Geduld auf die Probe stellt und mich zwingt, genauer hinzuhören. Vielleicht liegt genau darin seine Magie: Es lässt sich nicht beherrschen, nur verstehen – manchmal.

Ein Job, der höchste Konzentration und Genauigkeit fordert
Ein Job, der höchste Konzentration und Genauigkeit fordert(Bild: Michael Foster)

Wie kam es dazu, dass Sie die Leidenschaft zum Beruf machten? 
Eigentlich wollte ich schon nach der Matura meine Lehre in dem Bereich beginnen. Doch damals war es nicht möglich, eine Lehrstelle zu finden. Als sich 2017 schließlich doch die Gelegenheit für den wunderbaren Beruf ergab, musste ich nicht lange überlegen. Ich hängte meinen damaligen Job in einer Werbeagentur an den Nagel und folgte meinem ursprünglichen Traum. 2023 spazierte ich eher zufällig ins Klavierhaus Förstl. Doch manchmal führt einen das Leben dorthin, wo man längst hingehört.

Zitat Icon

Ob mein Weg als Frau schwieriger war als für einen Mann, kann ich nicht objektiv sagen. Aber ich bin mir sicher, mir wären Aussagen wie „Ich will einen Mann haben, der mein Klavier stimmt“ erspart geblieben.

Isabella Hahn im Gespräch mit der „Krone“

Was ist besonders schwierig an jener Ausbildung (Anmerkung der Redaktion: 3,5 Jahre Lehre, 2,5 Jahre Meisterschule)? 
Meine Ausbildung war eine einzige Odyssee. Da es in Österreich bis heute nur eine veraltete Prüfungsordnung für den Meisterbrief gibt – und keinerlei echte Vorbereitung darauf – entschied ich mich, meinen Meister in Deutschland zu machen. Aber auch in Wien lässt sich langsam eine Auflockerung erkennen. Die jüngere Generation beginnt, aufeinander zuzugehen. Das ist etwas, das ich als Meisterin aktiv mitgestalten und unterstützen will.

Isabella Hahn liebt ihren Beruf, an den sie erst durch Umwege kam.
Isabella Hahn liebt ihren Beruf, an den sie erst durch Umwege kam.(Bild: Michael Foster)

Sie sind Österreichs einzige Frau in diesem Job. Macht Sie das stolz? 
Dass ich die Einzige bin, erfüllt mich nicht unbedingt mit Stolz. Ich finde es eher bedenklich und es macht mich traurig, aber ich hoffe, dass ich durch meine Arbeit, auch durch Klavierbau-Workshops, den einen oder anderen Funken säen kann.

Sehen Sie sich auch als Vorbild für junge Mädchen?
Obwohl ich die Vorbildfunktion nie angestrebt habe, bin ich aufgrund der gegebenen Umstände in der Rolle gelandet und möchte diese auch ernst nehmen.

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