Jährlich landen in Österreich mehr als zehn Milliarden Plastikverpackungen im Müll. Die EU will nächstes Jahr mit einer Verordnung gegensteuern. Doch noch ist vieles unklar, für Billa-Chef Nagelle sind einzelne Regelungen „praxisfremd“.
Nächstes Jahr im August soll sich einiges in den Supermärkten ändern, im August kommt die Verpackungsverordnung der EU. „Leider ist noch vieles unklar. Wir wissen nicht, wie das in der Praxis funktionieren soll“, sagt Billa-Chef Robert Nagele.
Unter 1,5 Kilogramm keine Verpackung mehr
Zwei Beispiele sieht er besonders kritisch. Erstens soll künftig Obst und Gemüse unter 1,5 Kilogramm nicht mehr verpackt werden dürfen – so sollen Gurken nicht mehr verschweißt werden. „Aber bei einer verpackten Gurke entfallen 98 Prozent des ökologischen Fußabdrucks auf das Lebensmittel und zwei Prozent auf die Verpackung“, weiß Harald Hauke von der ARA. Dazu seien Gurken im Plastik länger haltbar.
Außerdem sollen verpflichtend „Refill“-Stationen kommen, zehn Prozent der Markfläche sollen für solche Nachfüllstationen verwendet werden. „Das geht komplett am Kundenwunsch vorbei“, meint Nagele, der davon ausgeht, dass diese Stationen kaum jemand nutzen würde. Schon jetzt gibt es so etwas etwa in Drogeriegeschäften, etwa für Waschmittel.
„Österreich soll Gold Plating beenden“
Ebenfalls am Kunden vorbei geht laut Nagele der hohe Mehrweganteil. In Österreich ist die Quote doppelt so hoch wie in der restlichen EU. „Wir bleiben auf den Mehrwegflaschen teilweise sitzen“, sagt Nagele. Auch Hauke findet, dass Österreich zu viel „Gold Plating“ (Übererfüllung) betreibt: „Österreich ist ein Vorreiter, was Recycling betrifft, auch dank des Einsatzes der Bevölkerung übererfüllen wir die EU-Vorgaben.“
Hauke und Nagele sprechen sich beide für eine Deregulierung ein, sonst können Vorgaben sogar kontraproduktiv sein. Enorm viel Verpackungsmüll kommt hingegen von den China-Onlinehändlern Temu und Shein. „Hier wäre eine Aufhebung der Zollfreigrenze und eine Gebühr pro Paket denkbar“, sagt Nagele. Unfair sei, dass sich die China-Händler nicht an Verpackungsstandards halten, während Händler in der EU immer stärker reguliert werden.
Greenpeace: Pro Jahr über 10 MIlliarden Plastikverpackungen
Die Verpackungsverordnung hat aber auch viele Befürworter. Laut einer Greenpeace-Studie fallen pro Jahr über 10 Milliarden Plastikverpackungen in Österreich an. „Unnötige Verpackungen“ gehören eliminiert, heißt es von der NGO.
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