Große Aufregung an der Universität Wien: Eine Gruppe von Studierenden hat am Mittwochvormittag die Haupteingänge des altehrwürdigen Hauptgebäudes am Universitätsring blockiert. Hintergrund: Sie werfen der Institution Mitschuld am Völkermord in Gaza vor. Mittlerweile wurde die Kundgebung von der Wiener Polizei aufgelöst.
Die Protestierenden riefen andere Studierende und Unterstützer dazu auf, sich der Blockade anzuschließen und „bis zur Auflösung des Protests“ vor Ort zu bleiben. „Wenn ihr in Wien seid, schließt euch jetzt dem Protest an!“, ruft die Initiative, „Palästinaforum Austria“ auf Instagram auf. Laut Studenten wurden bereits zehn Personen festgenommen. Die Wiener Polizei selbst sprach am Nachmittag von insgesamt 73 Anzeigen und 27 vorläufigen Festnahmen, da ihre Identitäten nicht feststanden.
Außerdem soll den Teilnehmern die Auflösung mitgeteilt worden sein, um die Uni freiwillig zu verlassen. Allerdings weigerten sich die Teilnehmer, sodass sie sowohl von den Zugängen der Universität als auch von der Fahrbahn von den Beamten weggetragen werden mussten.
Aufnahmen in den sozialen Medien zeigten ein Polizeigroßaufgebot vor der Universität Wien. Laut ersten Informationen soll das Rektorat für die Räumung vor dem Eingang gesorgt haben. Der Zugang zur Universität war stark eingeschränkt. Der Einsatz lief bis in die Nachmittagsstunden.
Hintergrund der Aktion: Die Aktivisten fordern die Universität auf, ihre Partnerschaft mit der Hebrew University of Jerusalem zu beenden. Sie werfen der Institution Mitschuld am Völkermord in Gaza vor.
„Berichte über Situation sind schockieren“
Am Nachmittag äußerte sich auch die Universität gegenüber der „Krone“ zu der Aktion: „Die Berichte über die Situation in Gaza und das Leid der Zivilbevölkerung sind schockierend.“, so Sprecherin Cornelia Blum. „Frieden und Sicherheit für alle in der Region müssen das oberste Ziel sein. Dafür müssen die Waffen schweigen, alle Geiseln freigelassen und humanitäre Hilfe zugelassen werden. Kritik an Entscheidungen der israelischen Regierung oder das friedliche Äußern von Solidarität mit den Menschen in Palästina sind legitim. Wir stehen für freien wissenschaftlichen Austausch und Zusammenarbeit“, erklärt Blum weiter.
Das Aussetzen von Kooperationsbeziehungen kann nur die letzte Maßnahme sein. Ein Wesen von Wissenschaft ist, Dialog herzustellen und zu halten, auch unter herausfordernden Rahmenbedingungen.
Sprecherin der Universität Wien, Cornelia Blum
Zudem bestätigt die Universität, dass aktuell kein Studierendenaustausch nach Israel stattfände. „Das Aussetzen von Kooperationsbeziehungen kann nur die letzte Maßnahme sein. Ein Wesen von Wissenschaft ist, Dialog herzustellen und zu halten, auch unter herausfordernden Rahmenbedingungen“, hält die Sprecherin im „Krone“-Gespräch fest.
Kritik von JöH und AktionsGemeinschaft
Auch der Studentenverband AktionsGemeinschaft meldet sich am Mittwoch zu Wort und kritisiert die Blockade: „Die Uni ist ein Ort der Meinungsfreiheit, des Austauschs und der Diskussion. Es ist unverständlich, wie man andere am Zugang zur Bildung hindert und gleichzeitig behauptet, für Gerechtigkeit zu kämpfen. Ein Blockieren, Versperren oder Einschüchtern hat hier nichts verloren.“
Ebenfalls entrüstet zeigen sich die Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen (JöH): Deren Co-Präsidentinnen Lia Guttmann und Milli Li Rabinovici erklärten, sie seien „alarmiert“, wenn ihnen vor der Hauptuniversität mit „Hamas-Dreiecken und Intifada-Rufen“ der Zugang verwehrt werde. Besonders enttäuscht zeigen sie sich vom VSSTÖ, der als ÖH-Vorsitz dem Protest online seine „volle Solidarität“ ausgesprochen habe.
Schütter zurück aus Israel
Brisant: Erst am Dienstag kehrten drei der vier österreichischen Aktivisten, die an der „Global Sumud Flotilla“ Richtung Gaza teilgenommen hatten, wieder nach Österreich zurück. Unter den Rückkehrern befand sich auch der ehemalige Schirennläufer Julian Schütter aus Schladming. Er schilderte drastische Szenen aus der israelischen Haft und wirft dem Außenministerium mangelnde Unterstützung vor.
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