Das Naturhistorische Museum Wien widmet sich bis April im Narrenturm der „Kunst der Moulage“ und präsentiert dabei in Wachs verewigte Krankheitsbilder. Ein Blick in das bizarr-schönste Museum Wiens.
Im grauen Rund des Narrenturms, mitten im Uni-Campus, glänzt Wachs im kühlen Licht. Was auf den ersten Blick wie Kunst wirkt, sind in Wahrheit Abbilder von Leid – und Meisterwerke medizinischer Präzision. In der pathologisch-anatomischen Sammlung der Medizinischen Universität Wien wird ein neues Kapitel aufgeschlagen: Ein ganzer Themenraum ist den sogenannten Moulagen gewidmet – den täuschend echten Wachsmodellen von Krankheiten, Verletzungen und Hautleiden.
Der Wachsbildner Carl Henning begann 1892 im Auftrag der Universität mit der Herstellung dieser erschreckend realistischen Stücke. Seine Arbeiten waren so detailgetreu, dass Studierende aus dem ganzen Habsburgerreich herbeiströmten und an ihnen lernen konnten, ohne lebende Patienten zu sehen. Doch Hennings Moulagen waren mehr als Lehrmittel – sie waren Kunstwerke, die das Zerbrechliche des menschlichen Körpers in Wachs konservierten. Nach seinem Tod führte sein Sohn Theodor die Arbeit fort, bis auch er 1946 starb.
Seltsame Schönheit erstarrter Schmerzen
Nun kehren die Arbeiten der beiden wieder ins Rampenlicht zurück: blasse Haut, entzündete Wunden, verfärbte Geschwüre – eingefrorene Momente menschlichen Schmerzes, zugleich aber auch von seltsamer Schönheit. Die neue Dauerausstellung im Narrenturm zeigt, wie sehr sich Medizin, Kunst und Vergänglichkeit berühren. Zwischen Glasvitrinen und Schautafeln spürt man: Diese Wachsmodelle erzählen mehr als nur Krankengeschichten. Sie zeigen den Menschen – verletzlich, vergänglich, und in seiner Suche nach Erkenntnis unsterblich.
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